Thomas Zaufkes LGBTIQ-Musical «Kopfkino» erlebt Online-Premiere

Das Stück wurde für die Studierenden der UdK Berlin geschrieben

Liebesszene aus «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)
Liebesszene aus «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)

Drei Jahre hat es gedauert, aber jetzt ist es endlich so weit: Das Musical «Kopfkino» des Autorenteams Peter Lund und Thomas Zaufke erlebt nach einer erfolgreichen Festival-Tournee seine öffentliche Premiere – und zwar online.

Seit dieser Woche kann man «Kopfkino» über das Portal Vimeo sechs Wochen lang gratis streamen, wenn man das Password »KOPFKINO2020» eingibt.

Das Musical war eine Gemeinschaftsproduktion von Neuköllner Oper und der UdK Berlin, geschrieben und aufgeführt von den Studierenden des Studiengangs Musical/Show. (MANNSCHAFT berichtete, dass Thomas Zaufke den ersten Paul-Ábrahám-Preis der GEMA Stiftung für seine Leistungen im Bereich Musical bekam.)

Es geht im Stück um den 18-jährigen Lennard, dem er schwerfällt, sich zu entscheiden, wie sein Leben konkret weitergehen soll. Aber zumindest hat er eine Sache geschafft: Er ist in eine WG gezogen, zusammen mit dem tiefenentspannten Ben und der durchgeknallten Fine.

Gesammeltes Angstpotenzial Dabei hat Lennard schon Mitbewohner genug, «zumindest im Oberstübchen», heisst es in der offiziellen Pressemitteilung: «Den Heteromacker Boris und seine weibliche Seite Helena,  die vernünftige Sophia mit Lennards innerem Kind Theo, die sau coole Tess und natürlich sein gesammeltes Angstpotential Jürgen.»

Und alle sagen Lennard ungefragt ihre Meinung: «Kein Wunder, dass Lennard so viel Zeit braucht, sich zu entscheiden.»

Vor allem aber wenn es darum geht, wem Lennard sein Herz schenken könnte, läuft das Kopfkino zu ganz grosser Form auf. Und weder Fine noch Ben konnten ahnen, wen sie sich da in die WG geholt haben.

Musikalisch beeindruckt Zaufke mit eingängigen Liedern und Ensembles, Lund führt selbst Regie. Und natürlich kommt es zu etlichen ergreifenden LGBTIQ-Momenten im Stück.

Markus Vetter (l.) als Lennard in «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)
Markus Vetter (l.) als Lennard in «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)

«Die reale Vielfalt unserer Gesellschaft(en)» Zu den brillanten Darsteller*innen gehören Markus Vetter, Linda Hartmann, Jonathan Francke, Lisa Hörl, Adrian Burri, Lisa Toh, Jasmin  Eberl, Nico Went, Friederike Kury und Helge Lodder.

Einige von ihnen haben nach Ende des Studiums an der UdK inzwischen gross Karriere gemacht. Lodder beispielsweise spielt in der queeren RTL2-Serie «Wir sind jetzt» mit.

Diese Woche hat der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) die Bedeutung von Musicals im Kontext von queerer Sichtbarkeit in einem Gastbeitrag in der Berliner Zeitung hervorgehoben. Für ihn spiegelt auch musikalisches Unterhaltungstheater «die reale Vielfalt unserer Gesellschaft(en)».

Klaus Lederer (Die Linke), Berlins Senator für Kultur und Europa (Foto: Carsten Koall/dpa)
Klaus Lederer (Die Linke), Berlins Senator für Kultur und Europa (Foto: Carsten Koall/dpa)

Er ermahnt Theatermacher*innen, sich nicht nur am Stage-Entertainment-Mainstream zu orientieren, sondern auch die unendlichen vielen Musicals mit LGBTIQ-Inhalten aufzuführen, die seit Jahren den englischsprachigen Markt überfluten.

Etliche davon haben über Netflix, Disney+ und Amazon Prime auch ein deutsches Publikum erreicht, etwa «Everybody’s Talking About Jamie», «The Prom» oder «Trevor – The Musical», über einen 13-jährigen Jungen, der wegen seiner Homosexualität in der Schule gemobbt und in einen Selbstmordversuch getrieben wird.

Szene aus dem Filmmusical «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)
Szene aus dem Filmmusical «Kopfkino» (Foto zvg Richard Marx)

Lederer preist in seinem Beitrag ein neues Buch zum Thema, das kommende Woche im Querverlag erscheint. «Aus den Beiträgen und Interviews, die in diesem Buch versammelt sind, habe ich nicht nur sehr viel Neues erfahren, sondern mich mitunter auch köstlich unterhalten gefühlt, geschmunzelt und gelacht. ‹Breaking Free› ist kein sprödes Übersichtswerk, sondern macht Lust auf Musical, ganz besonders auf das Nonkonformistische, Queere, Subversive, das darin stecken kann.»

In dem Sammelband findet sich ein Essay von Olivia Schaaf zu den Musicals von Peter Lund und lesbischer Repräsentation in seinen Stücken.

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