Clubbing in der LGBTIQ-Szene: Drinks, Darkroom, Drogen, Delirium?
Als Antwort darauf gibt’s jetzt den Trend zu nüchternem Nightlife – mit «Sober Partys»
Einerseits Sauf-Hits vom Ballermann, andererseits trockene Partys. Auch das Feiern ist zunehmend polarisiert. In Deutschland lernen viele queere Menschen früh, dass Alkohol zum Ausgehen gehört. Kann man das ändern?
Ausgelassen feiern: Dass das auch ohne Alkohol geht, können sich viele hierzulande kaum vorstellen. Doch alkoholfreie Partynächte, sogenannte Sober Partys (nüchterne/«trockene» Feste) sind ein kleiner Trend.
Im trendaffinen Club SchwuZ in Berlin-Neukölln ist es etwa am 1.-Mai-Feiertag wieder so weit. Über allem steht dort in der Ankündigung die Ansage: «Es wird KEIN Alkohol ausgeschenkt oder sichtbar sein.» Gerade wohl trockene Alkoholiker*innen sollen nicht in Versuchung geführt werden (MANNSCHAFT berichtete über Kylie Minogue als Unterstützerin dieses Trends).
Clubbing in der Homo-Szene der deutschen Hauptstadt, aber auch anderswo, das bedeutet im Klischee: Drinks, Dancefloor, Darkroom, Drogen, Delirium. Dass es auch anders geht, wollte am Donnerstagabend in der Pepsi-Boston-Bar des SchwuZ die Partyreihe «Queer Lemonades – a Sober Party» beweisen.
«Nüchtern zu leben ist nicht einfach, besonders in einer Stadt wie Berlin», kündigen die Veranstalter*innen ihre erneut stattfindende Party an. «Deshalb haben wir beschlossen, Nüchternheit zu feiern und laden alle Sober Queers und Allies ein, sich uns anzuschliessen, für einen fantastischen Abend.»
Da oft erst Alkohol zu weniger Hemmungen und der Fähigkeit führt, auf andere Menschen zuzugehen, sie gar anzusprechen, gibt es einen «Connection Space» mit der «Verbindungsfee Momo». Der Raum zielt darauf ab, «Menschen zu unterstützen, die Schwierigkeiten haben, sich mit Fremden zu verbinden».
In den USA, Kanada oder in Skandinavien gibt es Tanz-Events ohne Alkohol schon länger. Vor fast zehn Jahren gab es auch schon erste Veranstaltungen dieser Art in Deutschland (die «Sober Sensation Party» zum Beispiel).
«Sei deine eigene Droge»
Der anti-alkoholischen Bewegung scheint es wichtig zu sein, nicht als Spassbremse wahrgenommen zu werden, sondern als gesunde oder auch einfach nur katerfreie Alternative. Mitte Mai gibt es auch im Void-Club in Berlin-Lichtenberg eine Party mit dem vielsagenden Namen «I Am The Drug – Sober Curiosity Night». Motto also: Sei deine eigene Droge.
Auch die Open-Air-Szene erlebt eine kleine Revolution. Zwar werden viele Musikfestivals von Bier- oder Spirituosenkonzernen gesponsert. Doch macht sich dennoch ein Wandel bemerkbar.
So hiess es etwa letzten Sommer, der Alkoholkonsum bei Rock im Park in Nürnberg gehe zurück. Ein Sprecher des Bayerischen Roten Kreuzes erklärte das unter anderem mit den gestiegenen Ticketpreisen.
Diese LGBTIQ-Serien im Mai solltest du nicht verpassen: Von Benny Dramas chaotischem Collegeleben über queere Abenteuer auf dem Elite-Internat bis hin zu mörderischen Roadtrips, empfohlen von unserem MANNSCHAFT-Serienjunkie.
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