«G»: Neue queere Operette über GHB und das G in LGBTIQ
Der*die nicht-binäre Künstler*in Mur hat das Stück gerade uraufgeführt
In New York feierte am Freitag eine neue queere Operette mit dem Titel «G» im Wild Project Premiere, geschrieben und aufgeführt von dem*der nicht-binären Künstler*in Mur.
Laut Bericht des Branchenportals BroadwayWorld geht es in «G» um die «künstlerische Reise durch einen dunklen und komischen Fiebertraum», der auf einen durch die Droge GHB bzw. G verursachten sexuelle Übergriff im LGBTIQ-Ausgehviertel Hell’s Kitchen folgt.
«In diesem Fiebertraum trifft der*die Künstler*in ein breites Spektrum queerer Charaktere, die als Lehrer*innen oder Prophet*innen erscheinen und uralte Weisheiten zu Selbstliebe bereithalten, wobei sie Lehren von Dr. Maya Angelou, aus dem Buddhismus, Christentum, Judentum, der griechischen Mythologie, von Deepak Chopra und Eckhart Tolle mischen.»
«Liebeserklärung an den Buchstaben G in LGBTIQ» Und weiter: «‹G› ist eine Liebeserklärung an den Buchstaben G in LGBTIQ, es wird Selbstliebe und -akzeptanz zelebriert, aber auch Gewalt innerhalb der schwulen Community verdammt.»
Es gebe so viele «Stämme» von Schwulen in New York City, heisst es: Die «Bushwick Gays», die «Uptown Gays», die «Sexparty Gays», die «Broadway Gays», die «Poly Gays», die «Fire Island Gays», die «Billionaire Gays», die «Drag Race Gays» … Manchmal fühle sich das an, als sei man in «West Side Story» gelandet, wo die Jets gegen die Sharks kämpfen, bis aufs Blut.
Mur wolle betonen, dass ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb der «G»-Gruppierung heute wichtiger sei als je zuvor. «Wir müssen zusammenrücken», so Mur, auch mit Blick auf die gesellschaftliche Gesamtlage in den USA (MANNSCHAFT berichtete).
Regie bei dieser Produktion der neuen zirka 40-minütigen Operette führt Stephen Winter, neben Mur selbst spielen Jade Amber, Jack Fuller, Aisha Kerensa, Malcolm Durning, Robert Quiles und Matthew Nasser mit.
«Überall Penisse» Der Theaterwissenschaftler David Savran (Autor von «Tell It to the World: The Broadway Musical Abroad») besuchte die Premiere und sagte zu MANNSCHAFT: «Es ist eine wirklich liebenswerte post-Sondheim-artige Show. Eher eine Revue als eine Operette, aber charmant.» Savran schickte ein Foto aus dem Foyer des Theaters mit, das über und über mit Penis-Zeichnungen versehen ist.
Aufführungen laufen bis zum 21. Juli. Ob’s danach ein Cast-Album oder eine gefilmte Fassung bei Youtube gibt, muss man abwarten. Murs früheres «Requiem» kann man komplett streamen.
«Frivole Fummel-Farce» Interessanterweise liefen zuletzt auch in Deutschland zwei betont queere Operetten, zum einen in Hamburg an der Opera stabile (Teil der Staatsoper) eine in die Ballroom-Szene der 1980er Jahre versetzte Inszenierung von Reynaldo Hahns «Ciboulette», mit einer Divine-artigen Figur und viel Voguing.
In München feierte derweil «Oh! Oh! Amelio!» von Thomas Pigor Premiere. In der Süddeutschen Zeitung ist zu lesen: «Und das Publikum hat seine Gaudi: Eine nagelneue Operette am Staatstheater am Gärtnerplatz bringt aufgeregte Schwule, orthodoxe Mönche und allerlei sexuelle Anzüglichkeiten auf die Bühne.»
Verglichen mit «G» in New York ist allerdings diese «Amelio»-Kreation zahm. Man könnte auch sagen zahnlos. Stefan Frey sprach im Bayerischen Rundfunk von einer «frivolen Fummel-Farce» und ergänzt: «Das Publikum war auch so begeistert: jeder Gag ein Lacher! Und das ist schliesslich die Hauptsache, geht es doch ‹um Unterhaltung – und sonst nix!›»
Mit allen drei Werken befasst sich eine neue Publikation mit dem Titel «Glitter and be Gay: Reloaded», in der es um die «authentische Operette und ihre schwulen Verehrer» geht. Das Buch wurde vom Männerschwarm Verlag für Oktober 2024 angekündigt, es wird gefördert von der frisch gegründeten Schachtsiek Familien Stiftung zur Unterstützung von «Kulturprojekten im Bereich LGBTIQ und Musiktheater – für mehr Vielfalt auf der Bühne und in der Gesellschaft». Herausgeber des Buchs ist MANNSCHAFT-Autor Kevin Clarke.
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