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«Fire Island» – Jane Austens «Stolz und Vorurteil» wird queer

Wir sprachen mit Schauspieler Bowen Yang

Bowen Yang
Bowen Yang (Mitte) im Film «Fire Island» (Foto: Disney+)

Bowen Yang wurde als Sohn chinesisch-stämmiger Eltern in Australien geboren und ist in Kanada und den USA aufgewachsen. Er interessierte sich schon während seines Studiums in New York für Comedy und feierte erste Erfolge mit dem Podcast «Las Culturistas», den er mit seinem engen Freund Matt Rogers ins Leben rief.

2018 stiess er als Autor zur legendären Sketch-Show «Saturday Night Live», seit 2019 steht er dort auch als Komiker vor der Kamera und ist in aktuell dafür aktuell zum dritten Mal für den Emmy nominiert. Als Schauspieler war Bowen, den das Time Magazine vergangenes Jahr zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt ernannte, unter anderem in Serien wie «Awkwafina is Nora From Queens», «Girls5eva» und «The Other Two» oder dem Film «The Lost City» mit Sandra Bullock und Channing Tatum zu sehen.

Nun gehört er (u.a. mit Rogers, Conrad Ricamora und Margaret Cho) zum Ensemble der queeren RomCom «Fire Island» (seit 19. August bei Disney+), für die sich Drehbuchautor und Hauptdarsteller Joel Kim Booster von Jane Austen inspirieren liess.

Bowen, Joel Kim Booster hat die Rolle in «Fire Island» mehr oder weniger für dich geschrieben. Seit wann seid ihr beide eigentlich befreundet?
Als er 2013 nach New York zog, stellte uns ein gutmeinender weisser Bekannter von mir uns in einem Gruppenchat auf Facebook vor und meinte: ihr seid beide schwul, asiatisch und in New York, ihr solltet euch mal treffen. Das fanden wir irgendwie beide so doof, dass wir das mit dem Kennenlernen erst einmal monatelang bleiben liessen. Aber dann veranstaltete ich einen Comedy-Abend in einem kleinen Theater und lud ihn ein. Und dann war’s doch so etwas wie platonische Liebe auf den ersten Blick. Ich weiss noch, wie ich ihm das erste Mal gegenüberstand und tatsächlich spürte, was das für ein besonderer Mensch ist.


Fire Island
Bowen Yang (l.) zusammen mit Joel Kim Booster in «Fire Island» (Foto: Disney+)

Wie würdest du jemandem, der noch nie dort war, erklären, was das Besondere an Fire Island, diesem queeren Urlaubsmekka, ist?
Es fängt schon mal damit an, dass das eine Barriereninsel vor der Küste von Long Island ist, weit genug vom Festland entfernt. Dass man da nur mit einer Fähre hinkommt, hat beinahe etwas Metaphorisches, denn es ist jedes Mal so, als würde es einen mit einer Gruppe anderer queerer Menschen in eine neue Dimension verschlagen, wo alle ganz befreit und sie selbst sein können.

Wenn man einmal dort ist, spürt man tatsächlich ein Gefühl von Zugehörigkeit, wie unsereins es eher selten erlebt. Und zwar ganz gleich, mit welchen Absichten man nach Fire Island kommt oder was man sich von dem Trip erhofft. Dass es Joel gelungen ist, alles, wofür Fire Island steht, mit Jane Austens Klassiker «Stolz und Vorurteil» zu verschmelzen, finde ich schon sehr grossartig.

Booster und du starten beide seit ein paar Jahren gehörig durch. Ist das ein Zeichen dafür, dass es für asiatisch-stämmige und queere Menschen in der Unterhaltungsbranche endlich einfacher wird?
Es ist schon bemerkenswert, wie parallel unsere beiden Karrieren sich gerade in eine sehr positive Richtung entwickelt haben, obwohl wir aus sehr unterschiedlichen Richtungen in diese Branche gestartet sind und letztlich auch sehr unterschiedliche Dinge tun. Aber wir sind definitiv immer noch eher die Ausnahme als die Regel, und es muss sich erst zeigen, ob das eine dauerhafte Veränderung nach sich zieht. Leicht ist es für Asiaten nach wie vor nicht, überhaupt in die Branche hineinzukommen und sich dort auch zu etablieren. Selbst unser Erfolg ist ja keine sichere Bank. Wir müssen immer noch darum kämpfen, gesehen und gehört zu werden, denn es ist nach wie vor sehr leicht, uns einfach zu ignorieren.



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Als Schauspieler ist «Fire island» deine bislang grösste Rolle. Wünschst du dir mehr davon?
Da hätte ich natürlich gar nichts gegen. Wobei es nach dieser Erfahrung eigentlich fast nur noch abwärts gehen kann. Moment, das klingt jetzt sehr negativ… Aber auf jeden Fall war es schon etwas sehr Besonderes, einen Film zu drehen mit so vielen Freunden und tollen Menschen, in dem sich dann auch noch vieles von meiner Alltagsrealität als queerer Asian-American widerspiegelt. Das werde ich in dieser Form nicht so schnell wiederfinden, aber natürlich wird sich jeder weitere Film nun daran messen lassen müssen, dass ich weiss, wie es auch laufen kann, vor und hinter der Kamera.

Und hast du auch vor, wie Joel mal selbst ein ganzes Drehbuch zu schreiben?
Ideen habe ich auf jeden Fall. Aber es gibt kaum etwas Schwierigeres, als solche Ideen nicht nur komplett ausreifen zu lassen, sondern dann auch noch dafür zu sorgen, dass sie genau so umgesetzt werden, wie man sich das ausgemalt hat. Für den Moment geniesse ich es einfach, dass meinem besten Freund genau das gelungen ist und ich ein Teil davon sein darf. Alles weitere werden wir sehen.

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