Segnungen für Homopaare: Meinrad Furrer für Prix Courage nominiert
Er setzt sich für eine offene und vielfältige katholische Kirche ein
Am 28. Oktober wird der Gewinner des diesjährigen Prix Courage bekanntgegeben. Zu den Nominierten zählt unter anderem Meinrad Furrer, der homosexuelle Paare segnet.
«Es gibt so eine starke Verurteilung von Homosexualität über die Jahrhunderte, deswegen ist mir die Anerkennung so wichtig. Es gibt Belege, dass durch die ,Ehe für alle‘ die Suizidrate bei Jugendlichen sinkt. Also machen wir es doch! Um den Menschen das Leben und das Überleben zu ermöglichen», sagt Furrer in einem Interview mit Beobachter.
Nachdem der Vatikan im März 2021 Vertretern der katholischen Kirche untersagt hatte, homosexuelle Paare zu segnen, wollte der Seelsorger ein Zeichen für eine weltoffene Kirche setzen. Schon zuvor hatte er Homosexuelle im privaten Rahmen gesegnet, wollte dies nun aber öffentlich tun – und Rom zum Trotz.
Der Schweizer lud am 10. Mai «alle sich Liebenden» auf den Zürcher Platzspitz ein, um sich von ihm segnen zu lassen (MANNSCHAFT berichtete). Zehn homosexuelle Paare nutzen das Angebot. Für die aussergewöhnliche Veranstaltung gab es viel Zuspruch – aber auch die erwartete Kritik. Trotzdem macht Furrer weiter: «Ich setze mich für eine offene und vielfältige katholische Kirche ein. Mir ist es wichtig, dass alle Mennschen zu sich selbst und zu ihrer Beziehung ‚ja‘ sagen können.» Diskriminierung und Ablehnung hätten schon genug Schaden angerichtet. «Die Menschen brauchen endlich ein heilsames Zeichen», so Furrer, der seine eigene Homosexualität früh publik gemacht hat.
Weil Furrer nicht an eine Missio gebunden ist, also keinen kirchlichen Auftrag hat, drohen ihm zwar keine direkten Konsequenzen vom Bistum, Missbilligung seitens des «Systems» sind dem 57-jährigen Luzerner aber nicht neu. (MANNSCHAFT berichtete zu #OutInChurch in der Schweiz)
Die Entscheidung der Jury zum Prix Courage wird zu 50 Prozent von Leserstimmen beeinflusst, die bis zum 16. Oktober abgegeben werden können. Ebenfalls zur Wahl steht Aileen Lakatos, die sich gegen sexuelle Übergriffe in Film und Theater einsetzt. Weiter sind Natallia Hersche, Gabriella Hagger und Daniel Juzi nomioniert.
Im vergangenen Jahr wurde Cindy Kronenberg aus Sursee mit dem Preis geehrt. Die Jugendarbeiterin wurde Opfer eines Sexualverbrechens und hilft seitdem anderen Betroffenen, mit einem solchen Erlebnis umzugehen – unter anderem mit der von ihr gegründeten Plattform vergewaltigt.ch.
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