Sechs queere Highlights beim Zurich Film Festival
Von einer jüdischen Drag Queen über Daniel Craig auf den Spuren von William S. Bourrough bis hin zu zwei lesbischen Liebesgeschichten
Das Zurich Film Festival feiert in diesen Wochen sein 20. Jubiläum. Unter anderem werden auch sechs queere Produktionen gezeigt.
Die Veranstalter*innen werben mit einer «herausragende Ausgabe mit zahlreichen Neuerungen, spannenden Rahmenveranstaltungen und hochkarätigen Gästen».
Vom 3. bis 13. Oktober 2024 wird ein Programm mit 100 kuratierten Filmen gezeigt, mit zwei statt bisher drei Wettbewerben für Spiel- und Dokumentarfilme. Zur zahlreichen Prominenz bei dem Event zählt Pamela Anderson, die für ihre vielseitige Karriere und ihre Rolle in dem Film «The Last Showgirl» ausgezeichnet wurde.
Weiter werden Hollywood-Grössen wie Kate Winslet und Jude Law geehrt.
Hochkarätig besetzt ist auch der Film «Queer». Daniel Craig spielt den vermögenden Amerikaner Lee, der in den 1950er-Jahren nach einer Drogenrazzia von New Orleans nach Mexiko City flüchtet, wo er in der queeren Szene verkehrt und ungestraft Drogen konsumiert (MANNSCHAFT berichtete). Bei einem Hahnenkampf verliebt er sich in den Ex-Soldaten Eugene (Drew Starkey), der sich ihm für finanzielle Gefälligkeiten hingibt.
In der Verfilmung des gleichnamigen Kultromans von William S. Bourrough von Luca Guadagnino brechen die beiden gemeinsam nach Südamerika auf, um nach der halluzinogenen Pflanze Yage zu suchen.
Zwischen traditionellem Glauben und der Suche nach der eigenen Identität bewegt sich unterdessen der Film «Sabbath Queen». Hier geht es um Amichai Lau-Lavie, der der Sohn von Israels höchstem orthodoxen Rabbi ist. Als junger Mann entfloh er seiner Herkunft nach New York, wo er als rebellische Drag Queen auftrat, ein schwuler Vater wurde und eine inklusive Künstlergruppe auf die Beine stellte. Je älter er wurde, desto mehr zog es ihn jedoch zurück zu seinen religiösen Wurzeln.
Regisseur Sandi DuBowski begleitete Amichai über 20 Jahre mit der Kamera. Dabei entstand ein intimes Portrait einer schillernden Persönlichkeit. Behandelt wird dabei eine essentielle Frage der Gegenwart: Vertragen sich eine moderne Gesellschaft und orthodoxe Religion?
Um die Auseinandersetzung mit traditionellen Lebensweisen geht es auch in «All Shall Be Well» von Ray Yeung. Die Produktion aus Hongkong und China zeigt die beiden Frauen Angie und Pat, die seit 30 Jahren zusammen leben. Ihre Beziehung wird in ihrem Umfeld akzeptiert, sie sind allseits beliebt.
Doch als Pat eines Nachts unerwartet stirbt, verändert sich Angies Welt. Plötzlich muss sie um Pats Wohnung bangen, die nach so langer Zeit auch ihr Zuhause ist. Und auch seitens ihrer Familie zieht plötzlich kritischer Gegenwind auf. Dabei erzählt das feinfühlige Drama von der späten Emanzipation einer mutigen Frau, die für ihre Rechte einsteht.
Dystopische Zukunftsvorhersagen, spannungsgeladene Begegnungen und politisches Musical zeigen die Kurzfilme in «#BigCityLife» Clara Anastácia, Gabriela Gaia Meirelles, Robin Klengel, Leonhard Müllner, Leonardo Martinelli, Solmund MacPherson, Michael Karrer.
Darin geht es um den urbanen Raum, Gentrifizierung und Dichtestress sowie jene die davon am meisten betroffen sind: das Prekariat. Anhand verschiedene Geschichten von Menschen werden aktuelle Probleme wie Wohnungsmangel und schlechte Arbeitsbedingungen beleuchtet, sowie die Frage, was alles noch auf uns zukommen könnte.
Nicht nach vorne, sondern zurück blickt unterdessen die Dokumentation «Im Schatten der Träume», in der Regisseur Martin Witz von der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Michael Jary und dem homosexuellen Liedtexter Bruno Balz erzählt. Beide erschufen in den wilden Zwanzigern und dann in der Nazizeit viele Schlager für eskapistische Musicals, vor allem für Ikone Zarah Leander. Dabei unterliefen sie mit subversiven Zwischentönen die Propaganda von Goebbels Gnaden.
«Ein fulminanter Streifzug durch fünf Jahrzehnte deutscher Film- und Musikgeschichte mit erzählfreudigen Zeitzeugen, der Lust macht, vergessene Klassiker (wieder) zu entdecken – und zeigt, wie stark Musik die Populärkultur prägte», wirbt das ZFF.
In «Les Reines du Drame» von Alexis Langlois geht es um Castingshow Anfang der 2000er: Während Billie nach einem niederschmetternden Jury-Urteil enttäuscht nach Hause geht, startet für Mimi an diesem Tag eine grosse Karriere. Und vor allem eine Liebegeschichte, denn zwischen den beiden Teilnehmerinnen funkt es sofort. Doch weil Mimi für ihre Karriere ihre Homosexualität versteckt halten soll, bröckelt die junge Liebe so rasch, wie sie entfacht ist.
Erzählt aus dem Jahr 2055, blickt das queere Musical auf die popkulturell turbulente Zeit rund um das Jahr 2005 zurück – mit allem, was dazu gehört: Schrilles Drama, Fan-Kult und Britney Spears.
Einer, der ganz selbstverständlich für queere und nicht-queere Rollen besetzt wird und privat Haltung zeigt: Jonathan Berlin (MANNSCHAFT berichtete).
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