«Schwulenmutti» übernimmt Deutschlands älteste Leder-Kneipe
Im Münchner «Ochsengarten» wird in Zukunft eine Wirtin hinter dem Tresen stehen.
Münchens reine Männerkneipe «Ochsengarten» wird neu von einer Frau geführt. Wirtin Elke Seifert weiss auch schon, wie sie sich bei den Jeans- und Lederkerlen durchsetzen wird. Vorerst bleiben die Gastro-Betriebe in München wegen der Corona-Massnahmen jedoch geschlossen.
Eine Frau als Chefin einer reinen Männerkneipe? Das funktioniere, weil sie eine «gute Schwulenmutti» sei, sagt Elke Seifert im Video-Interview mit den Homos von nebenan im Sub-München. Die neue Wirtin im berühmten Münchner Ochsengarten verrät auch, wie sie sich gegen die harten Jungs in Jeans- und Lederoutfits durchsetzen will: Sie werde sich schon noch das eine oder andere kleine SM-Spielzeug anschaffen, um bei Bedarf für Ordnung zu sorgen.
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Viele Berufe Seit 1978 war die älteste Leder-Bar Deutschlands in den Händen von Friedl Steinhauser. Er und Elke sind benachbart. «Als Friedl mir erzählt hat, dass er ans Aufhören denkt, dachte ich mir: Das ist die Gelegenheit!», so Elke im Gespräch mit der Münchner Abendzeitung.
Die neue Wirtin hat eine bunte Laufbahn hinter sich: Elke absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete als Fitnesstrainerin und Massagetherapeutin und hatte auch schon eine eigene Kneipe.
Kulant beim Dresscode Dass ihr Geschlecht in der Community für so viel Verwunderung sorgt, nervt die gebürtige Mannheimerin nicht. Sie kann auch alle Stammgäste beruhigen: «Es bleibt eine reine Men-Only-Kneipe.» Nur donnerstags am Fetisch-Stammtisch dürfen wie bisher Frauen als Gästinnen in den Ochsengarten.
Beim Dresscode ist die neue Wirtin kulant. Sie schicke bestimmt niemanden raus, der nicht im Jeans- oder Lederoutfit erscheine. Dennoch der Hinweis auf der Website: «Outfits in der Tradition des Ochsengartens sind sehr erwünscht und sehr gerne gesehen.»
Auf Bedürfnisse eingehen Auch sonst will Elke nicht viel verändern und Bewährtes und Traditionelles der Kneipe beibehalten. «Höchstens mal eine neue Heizung, aber dafür müsste man erst mal ein paar Euro verdienen», sagt sie. Weiter möchte sie die berühmte Plakatwand im Lokal mit einer Plexiglasscheibe schützen.
Elke werde sich umhören, um auf Wünsche und Bedürfnisse eingehen zu können. Mit ihrem queeren Freundeskreis habe sie bereits einen sehr guten Draht zur Community.
Wegen der Pandemie hatte Elke bei der Übernahme eigentlich keine Bedenken – dass es so lange dauert, hätte sie jedoch nicht gedacht. Vorerst muss sie sich weiterhin gedulden. Wegen der strengen Corona-Massnahmen in München bleibt vieles geschlossen. Gastronomiebetriebe jeder Art bleiben in nächster Zeit untersagt.
Für mächtig Betrieb im Ochsengarten würden die «Gay Games» sorgen, die 2026 in München stattfinden könnten. Die Landeshauptstadt des Freistaates Bayern muss sich nur noch gegen zwei andere Städte durchsetzen. Als Support für die Bewerbung könnte bald auf bis zu 5’000 Quadratmetern Asphalt eine riesige Regenbogenflagge entstehen (MANNSCHAFT berichtete).
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