Schwulenaktivist Hasso Müller-Kittnau erhält Bundesverdienstkreuz
Sein Einsatz begann schon als 18-Jähriger
An diesem Mittwoch erhält das ehemalige und langjährige LSVD-Bundesvorstandsmitglied Hasso Müller-Kittnau in Saarbrücken das Bundesverdienstkreuz.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) überreicht die Auszeichnung persönlich und würdigt damit das jahrzehntelange Engagement für die Gleichstellung und Akzeptanz von LSBTI. Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gratuliert Hasso Müller-Kittnau aufs Herzlichste zu dieser verdienten Anerkennung und freut sich sehr mit ihm. Mit seinem langjährigen ehrenamtlichen Engagement hat er die queere Emanzipationsgeschichte sowohl im Saarland als auch bundesweit mitgeschrieben. Dafür ist der LSVD Müller-Kittnau sehr dankbar.
Seit 50 Jahren kämpft Müller-Kittnau vor und hinter den Kulissen für gleiche Rechte, Vielfalt und Respekt. Sein Einsatz begann als 18-Jähriger in einer Zeit, in der männliche Homosexualität gerade mal zwei Jahre nicht mehr grundsätzlich mit Gefängnis bestraft wurde. Paragraf 175 wurde 1969 gelockert, bestand aber noch bis 1994 im Strafgesetzbuch der Bundesrepublik. Schwulenpolitischer Startschuss für Müller-Kittnau war die Premiere von Rosa von Praunheims Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» 1971 in Saarbrücken. Er schrieb das Programmheft, kündigte den Film an und moderierte die Diskussion nach der Aufführung. Ergebnis: Die Gründung der Homosexuellen Aktionsgruppe Saar.
Im Saarland regierte lange Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU): Die ehemalige Ministerpräsidentin des Saarlands hatte die Eheöffnung einst mit Inzest und Polygamie gleichgesetzt (MANNSCHAFT berichtete).
Dass sich im Saarland vieles zum Guten gewandelt hat, ist auch der Verdienst Müller-Kittnaus. Als eines der ersten Paare Deutschlands gingen er und sein Mann im August 2001 die Eingetragene Lebenspartnerschaft ein. 2002 klagten beide für die steuerrechtliche Gleichstellung von Eingetragenen Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Ein zermürbender Prozess, den sie 2013 zusammen mit anderen gleichgeschlechtlichen Paaren vor dem Bundesverfassungsgericht gewannen. Das Urteil war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Ehe für Alle.
Im Saarland war Müller-Kittnau massgeblich an der Ergänzung der saarländischen Landesverfassung um einen Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Identität beteiligt – ein verfassungsrechtlicher Schutz, der im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland noch bis heute fehlt. Ausserdem sorgte er für die Neufassung der Richtlinien zur Sexualerziehung an saarländischen Schulen, mit der nun die Förderung von Akzeptanz als bildungspolitisches Ziel verankert ist. Seit 2016 sitzt Müller-Kittnau zudem im Rundfunkrat und im Programmbeirat des Saarländischen Rundfunks. Als Mitglied einer interministeriellen Arbeitsgruppe arbeite er auch an dem 2020 vorgestellten Landesaktionsplanes gegen Homo- und Transfeindlichkeit mit.
Müller-Kittnau ist seit 1999 Mitglied im LSVD, war fast 30 Jahre im Vorstand des saarländischen LSVD-Landesverbandes bzw. dessen Vorgängerorganisation. Von 2007 bis 2015 war er im LSVD-Bundesvorstand.
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