Schweiz wählt ersten offen schwulen Bischof
Frank Bangerter lebt seit 28 Jahren mit seinem Partner zusammen
Am Freitag wurde Frank Bangerter zum Bischof der Christkatholischen Kirche gewählt, der kleinsten der drei Schweizer Landeskirchen.
In einem SRF-Porträt heisst es, Bangerter lebe seit 28 Jahren mit seinem Partner zusammen in Grenchen und habe aus seiner Homosexualität nie ein Geheimnis gemacht.
Jetzt der erste, offen schwule Bischof der Schweiz zu sein, bedeute ihm viel, sagt er: «Es ist unglaublich schön. Ein Zeichen, auch ausserhalb unserer Kirche, dass Gott uns gewollt hat.»
Bangerter wurde im sechsten Wahlgang mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit gewählt. Zuvor hatten der Berner und Grenchener Pfarrer Christoph Schuler nach dem dritten und der Zürcher Pfarrer Lars Simpson nach dem fünften Wahlgang ihre Kandidatur zurückgezogen.
Laut Bangerter führe seine Wahl fort, was seine Kirche vor zwei Jahren begonnen hatte. Wie erinnern uns: Damals beschlossen die Christkatholik*innen, keinen Unterschied mehr zu machen zwischen heterosexuellen und homosexuellen Eheschliessungen.
Grosse Herausforderungen Und nun gibt es also auch einen homosexuellen Bischof – in einem Moment, wo die Christkatholische Kirche vor grossen Herausforderungen steht. Denn die Kirche ist klein, mit gerade mal 12’000 Mitgliedern, verteilt auf viele kleine Kirchgemeinden, wie SRF betont. Ausserdem fehle es an Nachwuchs bei den Geistlichen. In zehn Jahren werden gerade mal sechs wählbare Pfarrer*innen unter 65 übrig sein, so SRF.
Die Kirche ist im Zuge des Schweizer Kulturkampfes in den 1870er Jahren entstanden und 1875 durch die Konstitution der ersten Nationalsynode und die Verabschiedung einer Kirchenverfassung gegründet worden. Die Kirchenverfassung ist bischöflich-synodal. Die Christkatholische Kirche der Schweiz ist eine der Gründungskirchen der Utrechter Union der altkatholischen Kirchen. Im April wählte die alt-katholische Kirche Österreichs mit Maria Kubin erstmals eine Frau ins Bischofsamt. Unter den Kirchen der Utrechter Union haben mittlerweile alle mit Ausnahme der polnischen die Frauenordination eingeführt.
Auseinandersetzung mit dem Tod in der Aidskrise «Ohne Geistliche verkümmert das Leben in den Gemeinden», sagt der frisch gewählte Bischof, der zunächst Wirtschaft studierte, dann im Personalwesen arbeitete. Während der Aidskrise der 1980er und 1990er Jahre wechselte Bangerter zur Aids-Hilfe. Die Auseinandersetzung mit dem allgegenwärtigen Tod brachte ihn dazu, Theologie zu studieren. Während eines Praktikums nach dem Studium in einer reformierten Kirchgemeinde merkte Bangerter, dass ihm die reformierte Kirche zu kopflastig war. Also wurde er Pfarrer in der Christkatholischen Kirche. Und nun also Bischof.
«Ich stehe für eine Christkatholische Kirche der Schweiz, die offen und mutig auftritt», wird der 61-Jährige von katholisch.de zitiert: «Für eine Kirche, die Gutes tut, wie wir das bereits vielerorts tun – die aber auch darüber redet.»
Die Bischofsweihe findet am 14. September in Bern statt.
Queer im Wallis – Im Paradies des Teufels: Aufwachsen in einer tief katholischen und stockkonservativen Gegend (MANNSCHAFT+)
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