Sachbuch: Was brauchen trans und nicht-binäre Kinder?
Besonders wertvoll ist die praxisorientierte Herangehensweise der Autor*innen
In unserer Gesellschaft gibt es viel Unwissen, Ängste und Unsicherheiten, was trans- und nicht-binäre Kinder betrifft. Ein neues Sachbuch gibt Hilfestellungen.
Die Lektüre lohnt sich. In «Familien mit trans* und nicht-binären Kindern» (Psychosozial-Verlag, Giessen) geben trans Personen, Eltern und Psychotherapeut*innen wertvolle Hilfestellungen und beantworten wichtige Fragen. In der empfehlenswerten Lektüre von Mari Günther, Kirsten Teren, Sascha Bos, Willy-Gerd Müller-Rehberg und Katrin Reiner wird derweil immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die professionellen Fachkräfte im Gesundheitswesen oft kein ausreichendes Wissen und Verständnis für geschlechtliche Vielfalt haben.
Die Autor*innen vertreten im Umgang mit trans- und nicht-binären Kindern und Jugendlichen eine klare Haltung, die sich an den Menschenrechten orientiert. Dazu gehört das Recht auf eine selbstbestimmte geschlechtliche Identität. Auch die Rechte von minderjährigen Personen sind Teil der Menschenrechte. Dementsprechend plädieren die Autor*innen, trans- und nicht-binären Kindern sowie Jugendlichen mit viel Empathie, Verständnis und Interesse zu begegnen.
Das ist derzeit leider nicht immer der Fall. Statt Stärkung und Unterstützung erfahren die Heranwachsenden gegenwärtig oft Skepsis und Anfeindungen. Die Auffassung, wonach trans- und nicht-binäre Personen krank seien, widerlegen die Verfasser*innen unmissverständlich als veraltet und falsch.
Gleichzeitig wird betont, dass es kein «richtiges» trans sein gibt, sondern viele unterschiedliche Selbstbeschreibungen von trans Kindern und Jugendlichen. Daher gehen die Kinder und Jugendlichen verschiedene Wege der Selbstfindung. Entsprechend der Individualität des menschlichen Lebens kann auch beim Thema trans nicht von einem typischen oder untypischen Verlauf gesprochen werden.
Dabei gibt das Buch anfangs einen Einblick in den aktuellen Wissensstand, wobei Kriterien aufgelistet werden, wie wissenschaftliche Texte zu lesen und einzuschätzen sind. Denn leider gibt es viele unseriöse Informationsquellen. Anschliessend folgen praktische Hilfestellungen wie die Auswirkungen eines trans Coming-out in der Familie. Wenn sich Heranwachsende als trans outen, befinden sich nicht nur sie, sondern auch ihre Familien und Begleitpersonen in einem Transitionsprozess, was vielfältige Herausforderungen mit sich bringt.
Nicht selten wird «das partnerschaftliche Miteinander der Eltern auf eine harte Probe gestellt», heisst es. Die Autor*innen formulieren Fragen, wie sich Kinder, Jugendliche, Eltern und Bezugspersonen besser mit dem Thema und ihren Gefühlen zurechtfinden.
In einzelnen Abschnitten wird auf den Umgang mit Freund*innen, Nachbar*innen, im Kindergarten, in der Schule, im Sportverein und im Chor eingegangen. Das Buch enthält auch einen Überblick über medizinische Möglichkeiten wie Pubertätsblockade, Hormontherapie, Operationsmöglichkeiten, Epilation, Logopädie und medizinische Hilfsmittel.
Besonders wertvoll ist, dass es sich um keinen abstrakten Ratgeber handelt, sondern viel von dem Wissen und der Erfahrungen mit Fallbeispielen aus der Praxis berichtet wird, ohne die Anonymität der Personen zu gefährden.
Valentina Petrillo ist die erste trans Athletin bei den Paralympischen Spielen in Paris. Sie sagt, ihre Teilnahme sei «ein wichtiges Symbol für Inklusion.» In den Sozialen Medien wird sie bereits angefeindet (MANNSCHAFT berichtete).
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