Regenbogenparade in Wien wegen Corona-Pandemie abgesagt
Es wurden alle Veranstaltungen der Vienna Pride im Juni aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie gestrichen
Es wäre das 25. Jubiläum der Regenbogenparade in Wien gewesen. Nun wurden die Veranstaltungen der Vienna Pride im Juni aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie abgesagt. Eine Art «Mini-Ersatzprogramm» im Herbst ist angedacht.
Die Regenbogenparade am 13. Juni, zu der Hunderttausende Besucher*innen auf der Wiener Ringstrasse erwartet wurden, findet dieses Jahr nicht statt, hiess es in einer Pressemitteilung am Montag. «Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, umso mehr, da wir heuer mit der 25. Wiener Regenbogenparade ein Vierteljahrhundert gefeiert hätten», erklärte Moritz Yvon, Obmann der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien, die das Event organisiert.
«Lasst uns Abschied nehmen von den Prides 2020!»
Die Gesundheit habe absolute Priorität, erklärte Katharina Kacerovsky, Geschäftsführerin der Co-Organisatorin Stonewall. «Und es fehlt die nötige Planungssicherheit, um jetzt für Juni vorarbeiten zu können, selbst wenn sich die Lage bis dahin wieder entspannen sollte.» Auch wirtschaftlich ist die Corona-Pandemie eine grosse Herausforderung, insbesondere für die vom Aussterben bedrohten schwulen Buchläden (MANNSCHAFT berichtete).
Kacerovsky weiter: «Wir waren bis zuletzt mit den Behörden, anderen Pride-Veranstalter*innen weltweit und insbesondere dem Vorstand der European Pride Organisers Association (EPOA) in Kontakt, um die nationale und internationale Entwicklung des COVID19-Ausbruchs täglich aktuell bewerten zu können.» Für den Informationsfluss habe es sich besonders bewährt, dass sie nach der erfolgreichen EuroPride Vienna 2019 in den Vorstand der EPOA gewählt wurde. Zum Verlauf der internationalen Diskussionen sagte sie: «Die Lage ist überall die gleiche, über 120 Pride haben weltweit schon abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben, von Tokio über London bis Los Angeles.
Umfrage: Wie sieht dein Alltag mit Corona aus?
Auch in Deutschland wurden die ersten CSDs abgesagt: Im bayerischen Weiden, in Recklinghausen und in Saarbrücken gibt es dieses Jahr keine Pride-Umzüge (weitere Infos gibt es auf csd-termine.de). In einem Gastbeitrag für MANNSCHAFT.com plädiert Ronald Zenker vom CSD Dresden dafür, kreativ über Alternativen nachzudenken.
Für Wien stellt die sozialdemokratische LGBTIQ-Organisation SoHo fest: «Die Gesundheit und Sicherheit der Paraden-Teilnehmer*innen hat oberste Priorität. Die Absage der Vienna Pride 2020 ist daher zwar bedauerlich, aber angesichts der aktuellen Lage die richtige Entscheidung. Für uns steht aber fest: Die Pride steht für den Einsatz für ein gutes, selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben für alle Menschen. Und dieser Kampf geht gerade im Jahr 2020 umso stärker weiter, egal ob wir im Juni über den Wiener Ring ziehen oder nicht!»
Der Vorsitzende der SoHo Wien, Bakri Hallak, stellt klar: «Unsere Regenbogenhauptstadt Wien steht auch in Zukunft Seite an Seite mit der Vienna Pride, allen Organisationen und Vereinen, sowie der gesamten LGBTIQ-Community! Die Unterstützung für künftige Regenbogenparaden wird bestehen bleiben», so Hallak.
«Angesichts der Krise rund um Corona/COVID 19 ist die Absage der Regenbogenparade und des Pride Village eine nachvollziehbare, richtige und wichtige Entscheidung», so der Sprecher der Grünen Andersrum Wien, Gemeinderat Peter Kraus. «Gleichzeitig stimmt uns diese Absage natürlich traurig. Als Community wissen wir: die Parade als starkes Zeichen für Vielfalt, Akzeptanz und Weltoffenheit ist mehr als ein Event an einem Tag. Sie ist Ausdruck einer offenen Stadt, in der wir alle ein Zuhause haben – egal, woher wir kommen, egal, wen wir lieben. Egal, welcher sexuellen Identität oder Orientierung wir uns zuordnen wollen», so Kraus.
«Diese Haltung können wir jeden Tag, online oder offline mit Leben erfüllen. Und spätestens im Juni 2021 feiern wir eine Regenbogenparade, die unsere Stadt wie gewohnt mit Liebe und Akzeptanz füllt».
Wien fordert LGBTIQ-Diskriminierungsschutz für ganz Österreich
Ein grosses Danke gelte den vielen Mitarbeiter*innen hinter der Regenbogenparade und Vienna Pride. Gemeinsam mit den Community-Vereinen und NGOs hätten sie viel Kraft und Kreativität in die Vorbereitungen zur Vienna Pride 2020 gesteckt. «Gemeinsam schaffen wir diese schwierige Zeit», betont Kraus abschliessend.
Das könnte dich auch interessieren
Community
Polizei untersagt CSD in Budapest: Prominente Queers protestieren
Solidarität mit ungarischen Queers: Bettina Böttinger, Carolin Emcke, Thomas Hermanns und Georg Uecker haben einen Offenen Brief an die Regierung in Ungarn sowie die deutsche Bundesregierung und Brüssel initiiert.
Von Newsdesk Staff
Pride
Politik
Österreich
Was die Stadt Wien für Queers tun will
Die Stadt Wien sieht sich als queeres Gegenmodell zum weltweiten Backlash. Daher haben die Wiener SPÖ und die Neos im neuen Regierungsprogramm wichtige Massnahmen für LGBTIQ-Personen beschlossen.
Von Christian Höller
News
TIN
Europa
Wie queere Paare in Ungarn mehr Rechte bekommen könnten
Im rechtspopulistisch regierten Ungarn sind Ehen zwischen queeren Partner*innen verboten. Nun macht die Justiz Druck auf das Parlament. Um welche Erleichterungen geht es?
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
Justiz
In Ungarn in Haft: Maja T. kündigt Hungerstreik an
Maja T. aus der linken Szene steht seit Monaten in Budapest vor Gericht. Aus Protest will die Person in den Hungerstreik treten – Unterstützer*innen hoffen auf ein Verfahren in Deutschland.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
News
TIN