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Lesen in Zeiten von Corona

Es sind harte Zeiten für alle – und für die vom Aussterben bedrohten schwulen Buchläden insbesondere

Corona lesen
Foto: Erlkönig

Allzu viele schwule Buchläden gibt es nicht mehr im deutschsprachigen Raum. Da wären noch «Löwenherz» in Wien, «QueerBooks» in Bern, «Eisenherz» in Berlin und: «Erlkönig» in Stuttgart. Dort kämpft man ohnehin schon ums Überleben.

«Wir haben heute unseren Rekord gebrochen, der lag bei 7,95 € Umsatz am Tag», meldete der Buchladen Erlkönig letzte Woche via Facebook mit einer gehörigen Portion Galgenhumor. «Heute hatten wir einen Umsatz von 23 Cent, weil Dietmar sich vorgestern die Geldkassette auf die Beine geschmissen hat (da ist jetzt alles blutergüssig blau) und heute in irgendwelchen Ritzen ein 20-Cent-Stück und drei 1-Cent-Stückchen wiedergefunden hat. Kunden? Keine.»

Noch ist der Laden offen. Wie es weitergeht, sei unklar. Allerdings teilte Inhaber Thomas Ott gegenüber MANNSCHAFT mit, er gehe davon aus, dass der Laden ab spätestens Donnerstag zumachen müsse.

Zwar seien in den letzten Tagen, insbesondere Samstag und Montag, die Umsätze «bombig». «Da hatte sich ja rumgesprochen, dass mit Lädenschliessungen zu rechnen ist und es eventuell auch sinnvoll wäre, DVDs und Bücher zu hamstern.» Doch die Aussichten seien verheerend.


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Solidarität ist gefragt
«Wir haben keinerlei Reserven und leben schon seit Jahren von der Hand in den Mund (MANNSCHAFT berichtete). Ich kann nur hoffen, dass unsere Vermieterin sich einsichtig zeigt, dass staatliche Hilfen schnell und ausreichend kommen, und/oder dass in dieser Situation endlich mal ein paar Leute mehr Solidarität zeigen – indem sie etwa bei uns im Shop oder sonstwie als Versandkunde etwas bestellen», so Ott.

Die Wiener vom «Löwenherz» mussten bereits am Montag ihren Laden fürs Erste dicht machen. Dort will man nicht verzagen und stellt nun Bücher in Kurzvideos vor.

Die Berliner Buchhändler von Eisenherz – dem ersten schwulen Buchladen Deutschlands (MANNSCHAFT berichtete) – haben am Wochenende verkündet, bis auf weiteres auf Lieferkosten zu verzichten, sodass jede*r ohne zusätzliche Kosten auch online oder telefonisch oder per Mail bestellen könne, falls man nicht in den Laden kommen will und kann. Momentan habe man sehr viele Verkäufe, «Hamsterkäufe sozusagen», erfuhr MANNSCHAFT auf Anfrage. Viele Kund*innen kämen in den Laden, um ihre Vorräte aufzustocken bzw. sie bestellten derzeit auch viel.


Zwar wurde an diesem Dienstag in Berlin beschlossen, dass ein Grossteil der Geschäfte wegen der Corona-Krise schliessen muss. Doch es gibt Ausnahmen: Neben Lebensmittel- und Getränkeläden bleiben auch der Buchhandel und der Zeitungsverkauf offen.

In der Schweiz wurde am Montag der Notstand ausgerufen. Läden, Restaurants und Bars wurden geschlossen und zwar bis nach Ostern. Bücher bestellen – etwa bei QueerBooks in Bern – kann man aber weiter online oder telefonisch.

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