Razzia in Schwulenclubs in Moskau: Mehr als 50 Verhaftungen
Angeblich spotteten Dragqueens über den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine
Die russischen Behörden führten in zwei Moskauer Schwulenclubs Razzien durch. Die bei Queers beliebten Treffpunkten bleiben womöglich dauerhaft geschlossen, die Rede ist von «Verunglimpfung der russischen Armee».
Ausgerechnet in der Nacht vom Internationalen Coming-out-Tag am 11. Oktober durchsuchte die Polizei Moskaus zwei Schwulenclubs in der russischen Hauptstadt. Wie die regime-kritische Novaya Gazette berichtet, wurden dabei über 50 Gäste festgenommen. Die pro-russischen Telegram-Kanäle MSK1 und SHOT berichteten vor Ort von den Einsätzen.
Hinweis der Redaktion: In den hier eingebetteten Videos ist Polizeigewalt zu sehen.
Laut MSK1 wurde eine der Razzien im Club Central Station im Zentrum Moskaus durchgeführt. Man wolle den Drogenhandel bekämpfen, hiess die offizielle Begründung der Behörden. Videos aus dem Club zeigen, wie Polizeibeamte Gäste zwingen, sich mit den Händen hinter dem Kopf auf den Boden zu legen oder an die Wand zu stellen. Die Polizisten durchsuchten die Personen gewaltsam.
Der Club Central Station veranstaltete gegen 1 Uhr morgens eine Feier zum Coming-out-Tag. Zum Zeitpunkt des Einsatzes befanden sich etwa 200 Menschen in dem Club, berichtete SHOT. Zudem wurde auch Three Monkeys, ein weiteres queeres Lokal im Zentrum Moskaus, von der Polizei durchsucht. Wohin die Festgenommenen gebracht wurden, ist gemäss Novaya Gazette bislang unklar.
SHOT zufolge erfolgten die Einsätze aufgrund von «Beschwerden aus der Bevölkerung». Anwohner*innen hätten die Polizei bereits in der vergangenen Woche auf Three Monkeys aufmerksam gemacht und von «anstössigen» Aktivitäten berichtet. Laut den Aussagen der Anwohnenden sollen «halbnackte Männer in Frauenkleidern» auf der Bühne getanzt haben, während männliche Gäste sich «frei küssten».
Ein weiterer pro-russischer Kanal, Mash, berichtete, dass Three Monkeys und Central Station möglicherweise aufgrund einer «Diskreditierung der russischen Armee» auf Dauer geschlossen werden könnten. Bei einer Show in Central Station hätten Dragqueens angeblich Russlands «Spezialoperation» in der Ukraine verspottet.
Die Clubs Central Station und Three Monkeys, die vom selben Betreiber geführt werden, gehören zu den beliebtesten queeren Treffpunkten in Moskau. Nachdem Russland 2014 seine ersten Anti-LGBT-Gesetze eingeführt hatte, wurde Central Station nach einer Reihe gewalttätiger Angriffe, darunter eine Schiesserei und mehrere Gasanschläge, vorübergehend geschlossen.
2023 verschärfte der Kreml die Gesetze gegen die queere Community und erklärte die internationale LGBTIQ-Bewegung zur «extremistischen Organisation» (MANNSCHAFT berichtete). Danach musste auch der St. Petersburger Ableger von Central Station seine Türen schliessen.
Ein schwules Ehepaar kämpft in Bulgarien um Schutz vor politischer Verfolgung. Während der Russe Alex in Bulgarien Asyl erhalten hat, wurde seinem belarussischen Ehemann Andrej der Schutz verweigert (MANNSCHAFT berichtete).
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