Raab siegessicher: Deutschland schickt Duo mit «Baller» zum ESC
Die Geschwister Abor und Tynna kommen aus Wien
15 Jahre nach Lena soll Stefan Raab Deutschland wieder einen ESC-Sieg bescheren. Ein Duo aus Wien übernimmt mit ihm nun die Mission. Sie singen deutsch – und verleiten Raab zu einer gewagten Aussage.
Mit dem «Baller»-Lied nach Basel: Das Geschwister-Duo Abor & Tynna aus Wien tritt für Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC) an. Das Finale des Contest findet am 17. Mai in der St. Jakobshalle in Basel statt (MANNSCHAFT berichtete). Die Schweiz ist Gastgeberin, weil Nemo im vergangenen Jahr in Malmö gewonnen hatte.
Das Zweiergespann Abor & Tynna aus Österreich setzte sich beim Vorentscheid durch – unter den Augen von Entertainer Stefan Raab, der den Auswahlprozess in diesem Jahr wesentlich mitbestimmt hatte. Raab gab sich danach sehr überzeugt von dem Titel «Baller», mit dem das Duo ins Rennen gehen wird. «Wenn man in Deutschland noch wetten könnte auf ESC-Songs, ich würde all mein Geld darauf setzen, dass dieser Song gewinnt», verkündete er selbstbewusst.
Im Schnitt 3,683 Millionen Zuschauer*innen haben das Finale von «Chefsache ESC 2025 - Wer singt für Deutschland?» im Ersten und im ARD-Digitalsender ONE verfolgt. So viele waren es laut NDR seit 11 Jahren nicht mehr bei einem deutschen ESC-Vorentscheid. Der Marktanteil im Ersten lag bei 16,7 Prozent – der beste Wert seit 21 Jahren. Bei den 14- bis 49-Jährigen betrug der Marktanteil im Ersten und bei ONE zusammen 27,6 Prozent (1,172 Millionen), bei den 14- bis 29-Jährigen sogar 37,0 Prozent (321'000). Der beste Wert seit 25 Jahren, heisst es in einer Mitteilung des Senders.
Die beiden Geschwister stammen aus einer musikalischen Familie aus Wien. Ihr Vater, Cellist bei den Wiener Philharmonikern, prägte ihre Laufbahn - früh spielten sie klassische Instrumente. «Baller» allerdings klingt ganz und gar nicht nach Mozart oder Beethoven, sondern ist eine Mischung aus Pop, Hip-Hop und Elektronik. Schwester Tynna singt, Bruder Abor sitzt am Cello. Bei ihrem Auftritt beim Vorentscheid zerdepperte Tynna als Gimmick auf der Bühne das ehrwürdige Instrument. Die Idee dazu sei von Raab gekommen, verriet sie.
«Ich hab' noch nicht ganz verstanden, dass wir jetzt gewonnen haben und es braucht noch ein bisschen», sagte die Sängerin. Feiern könne sie auch nur «in Massen», sie sei ein wenig krank und habe Halsschmerzen - was man auf der Bühne aber nicht bemerkte. Der Song sei ein Trennungssong, den sie im Herbst geschrieben hätten, sagte sie. Zuvor habe sie eine Trennung durchgemacht.
Eigentlich sei ein anderer Song für den ESC vorgesehen gewesen, in englischer Sprache. Im Austausch mit Raab wurde dann aber «Baller» ausgesucht
Der ist nun ESC-Titel und grösstenteils auf Deutsch, was es eine ganze Weile lang nicht mehr gegeben hat. 2007 sang Roger Cicero beim ESC in Helsinki für Deutschland «Frauen regier'n die Welt». Moderatorin Barbara Schöneberger mutmasste, dass «Baller» internationales Format habe - «weil keiner genau versteht, worum es geht».
Beim Vorentscheid war das Lied, das sehr nach der jungen Generation Z klingt, gleichwohl der «modernste Song hier im Wettbewerb», wie es Chef-Juror Raab formulierte. Auch über Sängerin Tynna äußerte sich der 58-Jährige - auf seine Art - lobend. «Du bist ja keine klassische Sängerin-Sängerin», sagte er zum eigenwilligen Stil der 24-Jährigen. Sein Vergleich dazu lautete: «Irgendwie bist du so die junge weibliche Udo Lindenberg.» Raab wollte das positiv verstanden wissen. «Deine A-Laute klingen häufig wie O-Laute».
Abor & Tynna setzten sich am Ende eines langen Abends in Hürth bei Köln durch, in den zunächst neun Bewerber gestartet waren. Die Jury um Raab verkleinerte den Kreis dann auf fünf Kandidaten - und warf unter anderem die Mittelalter-Rockband Feuerschwanz raus, die viele treue Fans hat und offenbar nicht nur diese faszinierte. Damit schien klar, dass es auf Abor & Tynna hinauslaufen könnte. Sie galten als Mitfavoriten.
In der letzten Runde durfte dann das Publikum abstimmen. Und es wurde knapp: Mit etwas mehr als einem Drittel der Stimmen lag das Geschwister-Duo hauchdünn vor der Berliner Sägerin LYZA, die 1,5 Millionen Tiktok-Follower hat.
Raab hielt sich nicht lange mit der Nachbesprechung auf. Man werde sich nun zügig mit allen Beteiligten zusammensetzen und überlegen, welche Möglichkeiten es etwa zur Inszenierung auf der ESC-Bühne gebe. Über seine eigene Rolle sagte er: «Ich zwänge mich nicht auf, aber ich stehe für alle Fragen und für alle Tipps zur Verfügung. Wenn einer was von mir wissen will: Ich sage immer irgendwas.»
Raab ist nach langer Pause nun wieder am Auswahlprozess beteiligt - und setzt dabei die ganze Wucht seines Namens ein. Der Vorentscheid trug den selbstbewussten Obertitel «Chefsache ESC 2025». Die ARD und Raabs neuer Heimatsender RTL hatten dafür kooperiert. Dem Aufruf des «Raabinators», sich unter seine ESC-Fittiche zu begeben, folgten rund 3'300 Bewerber*innen.
Deutschland ESC-Schmerz ist in den Jahren ohne Raab durchaus gewachsen. Seit 2015 hagelte es letzte oder vorletzte Plätze. Lichtblicke waren nur Michael Schulte (2018, 4. Platz) und im vergangenen Jahr Sänger Isaak (12. Platz).
«Wenn man nicht gewinnen will, braucht man nicht hinfahren.»
Stefan Raab
Sein Anspruch sei, den ESC zu gewinnen, sagte Raab in der Nacht zu Sonntag. «Wenn man nicht gewinnen will, braucht man nicht hinfahren», sagte er in Anzug und Krawatte zwischen Abor & Tynna sitzend. Er schob nach: «Oder überrolle ich euch gerade mit meiner Meinung?»
Die Geschwister, die unter Künstlernamen auftreten und laut Eurovision.de Tünde und Attila Bornemisza heissen, verrieten, dass sie noch nie in der Schweiz gewesen seien. Auf die Frage, was sie sich dort anschauen wollten, antwortete Abor nach einigem Nachdenken: «den Teilchenbeschleuniger.»
Text: Jonas-Erik Schmidt, dpa
Internationale News: Richtet Russland eine öffentliche LGBTIQ-Datenbank ein? Darin sollen zukünftig alle Namen für jede*n einsehbar sein (MANNSCHAFT berichtete)
Das könnte dich auch interessieren
People
Was machen eigentlich ... Gus Kenworthy, Christian Lais und Lady Gaga?
Conchita Wurst sucht einen ESC-Hit. Und: Hunter Schafer wendet sich an Trump.
Von Newsdesk Staff
Unterhaltung
Schweiz
Liebe
TIN
Was machen eigentlich ... ?
People
Wie queer ist ... Hannah Waddingham?
Musical, Serien, ESC. Hannah Waddingham tritt überall dort auf, wo sich Queers wohl fühlen. Und sie selbst liebt es, inmitten dieser Community zu sein.
Von Michael Freckmann
Lesbisch
Serie
Kultur
Eurovision Song Contest
Film
Unterhaltung
Queere Serienhighlights: Comedy, Krimi und Fantasy mit LGBTIQ-Flair
Von Stand-up-Ikonen über mysteriöse Morde bis hin zu Fantasy-Abenteuern. Diese queeren Neustarts darfst du nicht verpassen, sagt unser Serienjunkie.
Von Robin Schmerer
Serie
Bi