Queer und religiös: Für mehr Akzeptanz in Österreich
Verein «Homosexualität und Glaube» hat sich umbenannt
Der 1990 gegründete Verein «Homosexualität und Glaube» hat sich umbenannt, um mehr queere Menschen anzusprechen.
Von Christian Höller
Bei der Generalversammlung haben die Mitglieder*innen des Vereins «Homosexualität und Glaube» in Wien vor Kurzem beschlossen, sich in «Queer Glauben Wien» umzubenennen. Damit soll die Öffnung des Vereins für alle queere Menschen signalisiert werden. Die Änderung des Namens muss noch von der österreichischen Vereinsbehörde genehmigt werden. An einem neuen Internet-Auftritt wird derzeit gearbeitet. Vor der Generalversammlung stand auch die Auflösung des Vereins zur Diskussion. Doch nach längeren Debatten haben sich die Mitglieder*innen für ein Weiterbestehen ausgesprochen.
Bei der Generalversammlung wurde Andreas Raschke als Obmann wiedergewählt. Besonderen Dank haben die Mitglieder*innen Johannes Langer ausgesprochen. Dieser ist auf eigenen Wunsch aus dem Vereinsvorstand ausgeschieden. Langer hat die Arbeitsgruppe von der Gründung bis heute als Obmann beziehungsweise zuletzt als Obmann-Stellvertreter geprägt. Seine Kontakte, Initiativen und Medienauftritte haben den Verein als Ansprechpartner für Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie in der österreichischen LGBTIQ-Community etabliert (MANNSCHAFT berichtete).
Der Verein «Homosexualität und Glaube» (HuG) leistete in Österreich bei dem Thema Pionierarbeit. An der Gründung im Jahr 1990 waren Menschen von der EHG (Evangelische Hochschulgemeinde), KHJ (Katholische Hochschuljugend) und HOSI (Homosexuellen Initiative Wien) beteiligt. Der Verein war in Österreich die erste grössere Plattform für queere Menschen, die sich für den Glauben beziehungsweise religiöse Themen interessierten oder die sich in Kirchen engagierten.
Die Mitglieder*innen hatten es oft nicht leicht. Denn nicht wenige Vertreter*innen von Kirchen standen queeren Menschen ablehnend oder reserviert gegenüber. Dies hat sich langsam geändert. Mittlerweile gibt es in Österreich in den Kirchen und Religionsgemeinschaften verschiedene queere Initiativen.
Die evangelischen Kirchen A.B. und H.B. haben in Österreich mit «EvanQueer» eine Plattform für queere Mitarbeitende. Die Plattform hat das Prädikat «a&o» (akzeptierend und offen) ins Leben gerufen. Dieses Prädikat wird an evangelische Pfarrgemeinden vergeben, die akzeptierend und offen für LGBTIQ-Personen sind. In Niederösterreich gibt es mit Lars Müller-Marienburg den ersten schwulen Superintendenten der evangelischen Kirchen Österreichs. In Wien wurde im Herbst 2022 die Queerfeministin Katharina Payk zur Pfarrerin der Evangelischen Hochschulgemeinde Wien ernannt.
In der katholischen Kirche hat die Katholische Aktion das Netzwerk Regenbogenpastoral ins Leben gerufen. Mit Ausnahme der Diözese St. Pölten haben mittlerweile alle katholischen Diözesen Ansprechpartner*innen für queere Menschen. Daneben werden verschiedene Veranstaltungen organisiert. So wird bis 8. Jänner 2023 in der Kollegienkirche Salzburg die Wanderausstellung «Verschaff mir Recht. Geschlecht und katholische Kirche» gezeigt. In der Ausstellung berichten zehn Lesben, Schwule, Bisexuelle und trans Personen aus neun Ländern über ihre persönlichen Konflikterfahrungen mit der Gesellschaft und der Kirche.
Gerade in der katholischen Kirche gibt es weiterhin viel Konfliktpotenzial. Segnungen von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften sind offiziell nicht erlaubt. Nicht akzeptiert werden in der katholischen Kirche auch queere Pastoralassistent*innen oder Religionslehrer*innen, die eine eingetragene Partnerschaft eingehen oder standesamtlich heiraten (MANNSCHAFT berichtete).
Besonders viel haben dagegen queere Menschen in der Altkatholischen Kirche in Österreich erreicht. Die Altkatholische Kirche hat im Juli 2022 bei einer Synode beschlossen, dass gleich- oder verschiedengeschlechtliche Paare bei der Eheliturgie gleichgestellt sind. Auch im liberalen Judentum werden queere Menschen willkommen geheissen. So hat die Wiener liberale jüdische Gemeinde Or Chadasch mit Lior Bar-Ami einen Rabbiner, der offen homosexuell lebt.
Or Chadasch ist in Österreich mit anderen Religionsgemeinschaften in der Initiative «Religions for Equality» vertreten. Deren Mitglieder*innen nehmen in Wien an den Regenbogenparaden teil, um sich offen für die Akzeptanz verschiedener Lebensformen in den Religionsgemeinschaften einzusetzen.
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