Grindr-Umfrage beleuchtet Paarungsverhalten in Pandemiezeiten
Bei der Umfrage «Romance in the Age of Covid» hat die Dating-Plattform ihre Nutzer gefragt, wie Corona ihr Sexleben und die Erwartungen an einen Partner verändert hat. Und was nach Corona passieren soll?
Wer trägt Mund-Nasen-Schutz beim anonymen Date mit einer Online-Bekanntschaft? Wer denkt an Abstand- und Hygiene-Massnahmen beim Geschlechtsverkehr? Wie beeinflusst überhaupt Corona das Sexleben von schwulen Männern? Diese Frage stellte die Dating-App Grindr 10.000 Nutzern und bekam einige überraschende Antworten.
Die Umfrage wurde in den USA, Grossbritannien, Brasilien, Mexiko und Indien durchgeführt. Warum der deutschsprachige Bereich ausgegrenzt blieb, ist eine Frage, über die man spekulieren könnte. Nicht genug Marktanteile? Jedenfalls stehen die fünf ausgewählten Länder für deutlich unterschiedliche Gesellschaften, in denen LGBTIQ sehr verschieden leben (können). Womit die Ergebnisse der Umfrage ein recht breites Spektrum abbilden.
Wunsch nach Langzeitpartnerschaft Die Umfrage trägt den Titel «Romance in the Age of Covid» und beginnt mit der Feststellung, dass 88 Prozent der teilnehmenden Grindr-Nutzer ein «Gespräch über Corona-Sicherheitsmassnahmen» geholfen habe sich zu entscheiden, ob sie sich mit einem Partner treffen wollten oder nicht. 64 Prozent gaben an, dass sie gewillt waren neue Formen von «Social Distancing» ausprobieren zu wollen bei einem Date. 31 Prozent haben demnach zum Treffen auch eine Maske getragen – während 69 Prozent sich entschieden, lieber mehr Pornos zuhause zu schauen, statt ein Infektionsrisiko einzugehen. (Darauf, wie die Pornobranche thematisch auf Corona reagierte, berichtete MANNSCHAFT.)
Grundsätzlich galt für mehr als die Hälfte aller Befragten (58 Prozent), dass sie in Corona-Zeiten stärker an einer dauerhaften Beziehung interessiert seien als vor der Pandemie. Auf der Suche nach einem solchen Langzeitpartner hätten sich demnach auch die Auswahlkriterien verändert: 67 Prozent gaben an, dass ihnen in Corona-Zeiten die «Persönlichkeit» des Partners wichtiger sei als zuvor. 60 Prozent verrieten, dass sie wegen Quarantäne und wiederholten Lockdowns mit mehr und anderen Menschen auf Grindr gechattet hätten, als sie dies normalerweise getan hätten. Dabei habe sich eine Diskussion über Covid-19 als «einfacher Einstieg in ein Gespräch» erwiesen.
«Grey’s Anatomy»: So geht Corona-bewusster Sex
Ebenfalls mehr als die Hälfte aller Befragten (59 Prozent) gestand, dass ihr Sex-Drive in Pandemiezeiten zugenommen habe und dass 48 Prozent die derzeitige Situation genutzt hätten, um virtuellen Sex auszuprobieren. 51 Prozent der Befragten fanden solche virtuellen Begegnungen «sexy», 71 Prozent meinten sogar, die getauschten Fotos und Videos hätten ihnen als Masturbiervorlage während der bisherigen Pandemie «geholfen».
Verlorene Zeit später aufholen Die Lockdown-Situation und Unsicherheit rund um Ansteckungsrisiken hätten dazu geführt, dass 83 Prozent der Befragten «mehr Verständnis und Unterstützung für andere auf Grindr» aufbrachten als vor Corona.
Apropos vorher/nachher: 67 Prozent der Teilnehmer, die vor 2020 bereits PrEP nahmen, gaben an, dies auch weiterhin zu tun, soziale Isolierung hin oder her. Und 63 Prozent meinten, dass sie nach dem Ende der Covid-19-Bedrohung «mehr als sonst» auf Dates gehen wollten, um «verlorene Zeit aufzuholen». Wie genau sich das dann mit dem Wunsch nach einem Langzeitpartner in Einklang bringen lässt, verrät Grindr nicht. Vielleicht dauert eine Grindr-Dauerbeziehung ja auch nur so lange, wie sie angesichts der Viruslage praktisch ist – und wird nach der Impfung sofort über Bord geworfen?
CockyBoys – Porno in Pandemiezeiten
Jedenfalls kommt Grindr zu dem Fazit, dass die queer Community im Verlauf des letzten Jahres das getan habe, was sie schon immer tat, wenn sie mit Herausforderungen konfrontiert gewesen sei: sie habe sich angepasst, weiterentwickelt und sei stärker geworden. Die Grindr-Community als Untergruppe dieser queer Community habe die Corona-Zeit genutzt, um «core values» – also Kernwerte – tiefer auszuloten, wenn’s darum geht einen Partner zu suchen und die eigene «Komfortzone» auszuloten.
Die vollständigen Ergebnisse der Umfrage finden sich hier.
Zoom will kein virtuelles «Massenmasturbieren» auf seiner Seite
Bei einer Umfrage der Dating-Plattform Planetromeo (mit 75.840 Nutzern weltweit, wobei fast die Hälfte aus Deutschland stammte) hatten im Mai 2020 während des ersten Lockdowns 70 Prozent aller Befragten angegeben, Sex-Treffen vollständig eingestellt zu haben.
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