Nan Goldin mit Käthe-Kollwitz-Preis ausgezeichnet
Ihre Arbeit sei in Berlin früher verstanden worden als in den USA, so die Künstlerin
Die US-amerikanische Fotografin und Filmemacherin Nan Goldin ist mit dem Käthe-Kollwitz-Preis 2022 der Akademie der Künste ausgezeichnet worden.
Die 69-Jährige nahm den mit 12’000 Euro dotierten Preis am Freitagabend in Berlin entgegen. Goldin wurde für ihre zentrale Position in der zeitgenössischen Fotografie gewürdigt. Akademie-Präsidentin Jeanine Meerapfel verwies auf die Gemeinsamkeiten von Kollwitz und Goldin. Beide setzten ihre Kunst ein, um das Leben sozialer zu gestalten. Goldin gebe seit den 60er Jahren Randgruppen eine Stimme.
Goldin lebte seit Anfang der 90er Jahre für einige Jahre auch in Berlin und sieht sich nach eigenen Worten der Stadt weiter verbunden. Ihre Arbeit sei in Berlin früher verstanden worden als in den USA. Goldin kündigte für das nächste Jahr eine Retrospektive ihrer Arbeiten in der Neuen Nationalgalerie an. Damit gehe ein Traum in Erfüllung.
Goldin war zuletzt auch durch ihren Kampf gegen die US-amerikanische Familie Sackler bekannt geworden, den Eigentümern eines Pharma-Unternehmens, das mit für die Opioid-Krise in den USA verantwortlich gemacht wird.
Die Künstlerin selbst war zwischenzeitlich nach einem von der Firma vertriebenen Schmerzmittel süchtig. Ihre eigenen Erfahrungen und die umfassenden Proteste hielt sie mit ihren Bildern fest. Demnächst kommt die Dokumentation «All the Beauty and the Bloodshed» über die Fotografin in die Kinos. Bei den Filmfestspielen in Venedig gewann der Film von Laura Poitras den Goldenen Löwen. Nun ist er für einen Oscar nominiert.
Aus Anlass der Auszeichnung zeigt die Akademie bis zum 16. April eine Ausstellung mit rund 60 Fotografien (MANNSCHAFT berichtete). Goldin zählt zu den wichtigsten Künstlerinnen der zeitgenössischen Fotografie. Die Kunstzeitschrift Monopol setzte sie kürzlich an die Spitze des jährlichen Rankings «Monopol Top 100».
Gezeigt wird ein Querschnitt der Fotos Goldins von ihren frühen Zeiten in den 60er Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihren Arbeiten aus ihrem persönlichen Lebensumfeld und der LGBTIQ-Community hat Goldin häufig Tabus gebrochen, Grenzen überwunden und sich für Akzeptanz und Anerkennung der Szene eingesetzt. Dazu zählt etwa ihre Serie «The Ballad of Sexual Dependency» von 1986, aus der ebenfalls einige Arbeiten gezeigt werden.
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