Auch Grindr will deine Daten für KI nutzen – das musst du wissen

Welche Daten will die Künstliche Intelligenz auswerten? Kann man widersprechen?

Eine unendliche Auswahl: Profile auf Grindr (Bild: iStock/Mannschaft Magazin)
Die Dating-App will der «Gaybourhood für die Tasche» werden

Die Gay-Dating-App Grindr bittet ihre Mitglieder jetzt um Erlaubnis, bestimmte Daten zu sammeln.

Ziel ist es, neue KI-gestützte Funktionen für die App zu entwickeln. Bringt das frischen Wind – oder schafft es neue Datenschutzprobleme?

Alle Nutzer*innen der Dating-App Grindr haben kürzlich eine Nachricht erhalten. Darin bitten die Macher der App um Zustimmung «zur Nutzung bestimmter, besonders sensibler persönlicher Daten». Grindr will damit eine KI-Technologie bereitstellen. So soll das Nutzererlebnis auf Grindr «persönlicher» werden, etwa mit Empfehlungen und einem Chatbot.

Zu den Daten, die Grindr von ihren Nutzer*innen erfassen möchte, gehören Profildaten wie Ethnizität, Pronomen und Geschlecht sowie die bevorzugte Rolle beim Sex. Die Grindr-KI will auch wissen, welchem «Tribe» man sich zuordne, also ob man sich beispielsweise als Bär oder Twink definiere. Auch ob man chemische Substanzen nutzt (#Chemsfriendly) oder lieber auf Drogen verzichtet –diese Infos liefert Grindr über die ausgewerteten Hashtags. Auch der Standort wird an die KI übermittelt.

Grindr versichert, keine Daten zum HIV-Status, zum letztem Testdatum oder zum Impfstatus zu sammeln. Keine Informationen verriet das Unternehmen jedoch dazu, was passiert, wenn sich jemand per Hashtag als «hiv-positiv» oder «unter der Nachweisgrenze» zu erkennen gibt. Man kann der Datennutzung in den App-Einstellungen widersprechen.

Nutzer*innen erhielten Anfang des Monats Pop-up-Fenster, in denen sie dem Angebot zustimmen oder es ablehnen konnten. Ein Nutzer aus Sydney, der anonym bleiben möchte, berichtet jedoch, dass die App nach Ablehnung der Datenfreigabe einfach nach einer Weile erneut fragt. «Das Fenster erscheint täglich – manchmal sogar mehrfach.»

Auf Anfrage sagte ein Grindr-Sprecher dem australischen Portal «Q-News», dass es sich um einen technischen Fehler handele. «Grindr zeigt den Zustimmungsbildschirm für sensible Daten einmal an», so der Sprecher. «Wenn er mehr als einmal erscheint, liegt das an einem unerwarteten technischen Fehler.» Datenschutz und Transparenz seien Grindr sehr wichtig. In der Vergangenheit gab es häufiger Probleme mit privaten Daten von Nutzern (MANNSCHAFT berichtete).

Schon im vergangenen Jahr hatte Grindr eine Reihe von Neuerungen angekündigt (MANNSCHAFT berichtete), unter anderem ein KI-gesteuerter Chatbot zur Hilfe beim Dating. Wie ein guter Freund, der beim Dating unterstützt, soll dieser gemäss den eigenen Vorlieben passende Dates vorschlagen und sortieren.. Ausserdem sollten queere Unternehmen aus der Umgebung ihre Angebote leichter über Grindr bewerben können, wie Gesundheit oder Wellness. Man wolle die «Global Gayborhood in Your Pocket» werden, so das erklärte Ziel.

Grindr-Chef George Arison stellte neue Funktionen in Aussicht, die das Nutzererlebnis deutlich verbessern sollen. Dass er dabei auch den Börsenwert immer im Blick hat, zeigt dieses Zitat: «Wir entwickeln Produkte, die unseren Nutzer*innen (…) eine grossartige App und unseren Aktionären langfristig hervorragende Ergebnisse bieten.»

Mehr: Offen oder nicht so offen queer: Skandalfilme, die (einst) empörten (MANNSCHAFT berichtete)

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