Match finden und Date organisieren: Grindr plant KI-Assistenz

2027 soll die Funktion für alle 14 Millionen User der App zugänglich sein

Symbolbild
Symbolbild (Bild: Volodymyr/Adobe Stock)

Den passenden Partner finden für eine Beziehung – mit KI. Geht es nach Grindr, musst du bald nicht mehr Stunden in der App verbraten, um ein Date zu vereinbaren.

Stell dir vor: Du bist in einem Club und dein bester Freund hat sich verguckt. Er ist aber nicht mutig genug, den Schwarm selbst anzusprechen. Du übernimmst das für ihn und dank dir tauschen die beiden ihre Nummern aus. Das macht dich zum «Wingman», respektive zur «Wingwoman». Der Begriff ist in der englischsprachigen Welt weit verbreitet und bezeichnet Personen, die ihren Freund*innen in der Dating-Welt unterstützend zur Seite stehen. Grindr will nun auch dein Wingman sein.

Gemäss eines Artikels des Wall Street Journals entwickelt die Dating-App eine künstliche Intelligenz (KI), die als Wingman für schwule und bisexuelle Männer agieren soll. Der KI-Agent soll langfristige Beziehungskandidaten finden, Dates arrangieren und sogar mit anderen KI-Wingmen kommunizieren können, um passende Partner zu vermitteln.

Die Dating-Apps Tinder und Hinge setzen KI bereits ein, etwa zur Identifikation von Fake-Profilen oder zur Foto-Auswahl. Die Entwicklung neuer KI-Agenten bei Tech-Firmen geht jedoch über die derzeit gängigen Chatbots hinaus. Diese neuen KI-Systeme sollen aktiv im digitalen Raum handeln und Aufgaben wie das Buchen von Reservierungen oder die Vereinbarung eines Treffens übernehmen.

George Arison, CEO von Grindr, sagte gegenüber dem Wall Street Journal, dass der Wingman bis spätestens 2027 für die rund 14 Millionen User der App verfügbar sein wird. Die KI soll dabei helfen, Gespräche mit bevorzugten Nutzern zu verfolgen, Beziehungskandidaten vorzuschlagen und passende Orte für Dates auszuwählen. Zukünftig könnte die KI auch eigenständig Reservierungen tätigen – oder sogar mit anderen KI-Agenten interagieren, um das Dating-Erlebnis für die Nutzer zu optimieren.

Ein Beispiel dafür wäre, dass zwei KI-Wingmen nach einem Match zwischen den Menschen miteinander kommunizieren, um Informationen auszutauschen und eventuelle «Dealbreaker» frühzeitig zu erkennen. Dies soll Zeit sparen und den Usern ein klareres Bild des potenziellen Partners geben.

Aktuell wird der KI-Wingman von einer kleinen Nutzergruppe getestet, wobei diese bis Ende des Jahres auf rund 1000 Personen erweitert werden soll. Bis 2024 ist ein weiteres Wachstum auf 10'000 Testpersonen geplant, wie der Wall Street Journal schreibt.

Ein grosses Hindernis bei der Entwicklung der KI war der Datenschutz, da viele Grindr-Nutzer ihre Sexualität nicht öffentlich machen oder in Ländern leben, in denen Homosexualität verboten oder tabuisiert ist. (Im Frühling gab es bezüglich sensibler Daten bereits eine Sammelklage gegen Grindr). Grindr hatte bereits 2020 die Weitergabe von Standortdaten an Werbenetzwerke eingestellt, um die Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen.

Die Grundlage für den KI-Wingman stammt vom Tech-Unternehmen Ex-Human, das sich auf «empathische KI-Technologie» spezialisiert hat. Grindr konnte das Modell von Ex-Human anpassen und mit spezifischen Daten und der Sprache der queeren Community trainieren, um es «besser auf die Bedürfnisse seiner User» abzustimmen, so Arison.

Neben der Partnersuche könnte der Wingman laut Arison auch dabei helfen, Einsamkeit und Depressionen zu bekämpfen – ein häufiges Problem in der LGBTIQ-Community. Der Wingman könnte für Nutzer eine Möglichkeit bieten, offen über ihre Gefühle zu sprechen.

Die Funktionen des KI-Wingmans sind jedoch noch nicht endgültig festgelegt. Grindr wolle weiterhin das Feedback seiner Testgruppe einholen, bevor die KI breit eingeführt werde. Um sicherzustellen, dass die Nutzung der KI den Erwartungen entspricht, müssen Nutzer der Verwendung ihrer Chatverläufe für das KI-Training ausdrücklich zustimmen. «Grindr steht oft im Fokus der Aufmerksamkeit, und daher müssen wir sorgfältig überlegen, was wir veröffentlichen», so Arison abschliessend.

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