«Ich kann alle ermutigen, die gerade stark sein müssen»
Martin Bruchmann veröffentlicht «Wer wär ich heute, wenn ich damals nicht gegangen wär?»
Er spielte im «Tatort» mit, im Oscar-nominierten Kinofilm «Werk ohne Autor», und er war Teil von #ActOut. Auf seiner Debüt-EP verarbeitet Martin Bruchmann nun das schwierigste Kapitel seines Lebens.
Martin, Du lebst in Berlin, stammst aus Leipzig. Mach mal ein bisschen Werbung für deine Heimatstadt. Ach, Leipzig ist einfach toll. Auch wenn ich gerade Berlin als Base gewählt habe, geniesse ich es jedesmal aufs Neue, wenn ich in Leipzig bin. Die Stadt hat eine so angenehme Energie und die Leute dort sind sehr herzlich. Ich habe dort studiert und verbinde viel schöne Erinnerungen mit der Stadt. Wer also nicht in Leipzig war: Ein Wochenendtrip lohnt sich auf jeden Fall!
Auf deiner Debüt-EP sticht der intime Song «Dreizehn» heraus. Was hat dich dazu bewogen, öffentlich zu machen, dass du mit 13 von zuhause weg- und ins Kinderheim gelaufen bist? Es war Zeit, dieses Kapitel aus meinem Leben musikalisch zu verarbeiten und es tut gut, darüber zu sprechen. Aber nicht, um Mitleid zu bekommen, sondern um zu sagen: Ich habe etwas geschafft, von dem ich glaubte, dass es nie möglich wäre. Nun kann ich damit abschliessen und mit meiner Geschichte all diejenigen ermutigen, die gerade stark sein müssen oder Momente in ihrem Leben hatten, in denen sie über sich hinauswachsen mussten.
Wenn du deinem 13-jährigen Ich etwas ins Ohr flüstern könntest, was wäre das? Hey Martin, du bist gut so, wie du bist. Du kannst alles erreichen, solange du dir treu bleibst und nicht aufhörst, an dich zu glauben. Auch wenn Hürden kommen, sie bleiben nicht für immer. Du wirst sie überwinden. Es wird nicht einfach, aber du schaffst das. Ich bin stolz auf dich.
Die EP wird begleitet von einem Musik-Kurzfilm – beide Werke tragen den Namen «Wer wär ich heute, wenn ich damals nicht gegangen wär?» Wer bist du heute, weil du damals gegangen bist? Tolle Frage! Ich musste früh für mich Verantwortung übernehmen und habe gelernt, mir nichts gefallen zu lassen und für mich einzustehen. Ich glaube, diese Zeit hat mir paradoxerweise eine gewisse Zuversicht gegeben. Egal, in welcher Situation ich mich befinde, wie unerreichbar mein Ziel scheint, wie gross eine Hürde ist: Ich weiss, ich kann es schaffen. Wir alle können unser Leben verändern.
Als Schauspieler warst du Teil von #ActOut. Kriegst du seitdem andere, mehr oder weniger Jobangebote? Eine Aussage über die Quantität zu machen, ist schwer. Angebote sind nie konstant. Ich hoffe nicht, dass «fehlende» Anfragen darauf zurückzuführen sind, dass ich öffentlich kein Geheimnis mehr aus meiner Sexualität mache. Falls es noch Produktionen geben sollte, die glauben, dass ich als schwuler Mann keinen heterosexuellen Familienvater spielen oder eine Filmfreundin haben kann, dann ist es mir recht, dort nicht besetzt zu werden. Meine Zeit und Kreativität teile ich lieber mit Menschen, deren Horizont mindestens so gross ist wie meiner. Menschen, die etwas bewegen wollen und sich nicht an Konventionen festhalten.
Du drehst gerade eine internationale Serie für Paramount+. Kannst du dazu schon was verraten? Nur so viel: Die Serie heisst «The Turkish Detective», spielt in Istanbul und ich bin in drei Episoden zu sehen. Es war wahnsinnig schön, das letzte halbe Jahr immer wieder in Istanbul zu sein und dort zu drehen. Ich hatte tolle Kolleg*innen und liebe es, in anderen Sprachen zu spielen. In diesem Fall auf Englisch.
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