«Machokultur»: Hohe Diskriminierung gegen Queers in Schweizer Armee

Neue Studie legt erschreckende Zahlen offen

Schweizer Armee
Schweizer Armee (Bild: VBS/DDPS, CC BY-NC-ND)

Eine Studie legte eine hohe Zahl an Diskriminierungsfällen in der Schweizer Armee offen. Queere Dachverbände fordern «Kulturwandel».

Seit 2023 bekennt sich die Armee zu einer Nulltoleranz-Strategie, weiterer Handlungsbedarf wurde nun aber deutlich.

Einer 2023 durchgeführten Umfrage zum Thema spezifischer Diskriminierung und sexualisierter Gewalt zufolge, an der 1126 Angehörige der Armee teilgenommen haben (764 Frauen und 362 Männer), waren knapp 50 Prozent schon von Diskriminierung betroffen. 40 Prozent gaben an, sexualisierte Gewalt (verbal, nonverbal und körperlich) erlebt zu haben. 81 Prozent der Befragten, sprachen von einer Kultur, die selten bis sehr oft von sexistischen Bemerkungen und Witzen im Dienst geprägt ist.

Queere Personen machten mit 15,1 Prozent einen überdurchschnittlichen Anteil der Stichprobe aus. Sie erfahren häufiger als der Durchschnitt Diskriminierung und sexualisierte Gewalt und sind mit homo- und transphobem Verhalten und Äusserungen konfrontiert. Dies wurde in offenen Nennungen von 104 Personen geschildert. 22,3 Prozent der insgesamt Befragten gaben ausserdem an, LGBTIQ werden in der Armee stärker diskriminiert als in der Gesamtgesellschaft.

In einer gemeinsam veröffentlichten Pressemitteilung sprachen die queeren Dachverbände Transgender Network Switzerland (TGNS), Pink Cross und die Lesbenorganisation Schweiz (LOS) daraufhin von einer «alarmierenden Realtität», die zeige, dass die patriarchale Kultur tief in den Strukturen der Armee verankert sei. «Die Schweizer Armee hat über Jahrzehnte das Bild von 'starken Männern' zum Schutz der Zivilbevölkerung kultiviert. Nun zeigt eine Studie, dass sie nicht einmal dem Anspruch auf Schutz ihrer eigenen Angehörigen gerecht wird», heisst es.

Die Armee fungiere als Ort, «wo kriegerische Männlichkeit reproduziert und Gewalt legitimiert wird». Die Zahlen verdeutlichen dabei, dass die Armee nicht nur ein Abbild gesellschaftlicher Probleme ist, sondern diese verstärkt.

Die Ergebnisse der Umfrage sind besorgniserregend genug, um die Dienstpflicht für trans Personen infrage zu stellen.

Anis Kaiser, Leitung Advocacy von TGNS

«Trotz Lippenbekenntnissen zur ‘Nulltoleranz’, bleibt die Machokultur der Armee aber offensichtlich ungebrochen – jetzt muss durchgegriffen werden», fordert Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross.

Anis Kaiser, Leitung Advocacy von TGNS, ergänzt: «Trans und nicht binäre Personen sind mit erheblichen strukturellen Diskriminierungen und spezifischen Herausforderungen konfrontiert, und die bisher vorgesehenen allgemeinen Massnahmen greifen nicht tief genug. Es braucht ein systematisches Vorgehen, das die stark binären Strukturen der Armee hinterfragt. Die Ergebnisse der Umfrage sind besorgniserregend genug, um die Dienstpflicht für trans Personen infrage zu stellen.» Kaiser kritisiert auch den Rekrutierungsprozess, bei dem keine irrelevante Fragen zur Geschlechtsidentität gestellt werden sollten. Auch zu einer Schulung für den respektvollen Umgang wird angeregt.

Frauen und Queers sind besonders stark von Diskriminierung betroffen
Frauen und Queers sind besonders stark von Diskriminierung betroffen (Bild: VBS/DDPS, CC BY-NC-ND)

Die Schweizer Armee sieht derweil ebenfalls Handlungsbedarf: «Zusätzlich zur bereits bestehenden Diversity Strategie hat die Armeeführung daher ergänzende Massnahmen festgelegt. Damit will sie den Schutz der Armeeangehörigen stärken und den bereits eingeleiteten Kulturwandel in der Armee beschleunigen», heisst es in einer Mitteilung. Es soll ein Ort entstehen, an dem «ein vertrauensvolles, verlässliches und respektvolles Miteinander sichergestellt ist».

Eine Evaluation der zusätzlichen Massnahmen ist im zweiten Halbjahr 2026 geplant. 2027 soll es eine erneute Befragung zu Diskriminierung und sexualisierter Gewalt geben.

Am 24. November stimmt die Zürcher Stadtbevölkerung über die Genderstern-Initiative der SVP ab. Queere Zürcher Vereine machen sich stark für ein Nein (MANNSCHAFT berichtete).

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