LSVD: «Was geschehen kann, wenn Hass eine Gesellschaft vergiftet»
Der Lesben- und Schwulenverband zum heutigen Holocaust-Gedenktag
Am 27. Januar wird der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und Holocaust-Gedenktag begangen. Anlass ist der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Henny Engels, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), äussert sich dazu in einer Pressemitteilung.
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) gedenkt der Millionen an Opfern des Nationalsozialismus. Ihr Leben wurde aufgrund von demagogischen Beschwörungen von «Volksfeinden» und «Volksverrätern» rücksichtslos vernichtet, schreibt Henny Engels, Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), in einer Pressemitteilung.
«Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus führt uns vor Augen, was geschehen kann, wenn Hass und Hetze eine Gesellschaft vergiften, wenn eine Mehrheit gleichgültig wird gegenüber dem Leben Anderer, wenn sie Ausgrenzung und Entrechtung zulässt und unterstützt. Menschenfeindliche Ideologien wie Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Homophobie und Transfeindlichkeit sind stark miteinander verwoben. Denn sie leugnen, dass alle Menschen mit gleicher Würde und gleichen Rechten ausgestattet sind. Auch heute sind Hass und Hetze weiter auf widerlichste Weise präsent. Das zeigt uns: Um Freiheit, Gleichheit und Respekt muss täglich neu gerungen werden.»
«Umso wichtiger ist es, dass die demokratische Erinnerungskultur an die NS-Verbrechen und an deren Opfer gepflegt und kontinuierlich mit Leben gefüllt wird und insbesondere auch heute die noch bestehenden Lücken angegangen werden», sagt Engels weiter. «So blieben die queeren Opfer des Nationalsozialismus über Jahrzehnte aus der Gedenkkultur ausgeschlossen. Daher setzt sich der LSVD seit langem dafür ein, dass eine der jährlichen Gedenkstunden des Bundestages an die Opfer des Nationalsozialismus auch den Menschen gewidmet wird, die während der NS-Herrschaft wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden. Wir sind zuversichtlich, dass dies in der neuen Wahlperiode endlich möglich wird.»
In Deutschland sei Ende des 19. Jahrhunderts die erste organisierte homosexuelle Bürgerrechtsbewegung der Welt entstanden, die auch hinsichtlich trans und Intergeschlechtlichkeit Pionierarbeit leistete. Auch entwickelte sich in den 1920er-Jahren eine blühende urbane Lesbenkultur, die in Europa einmalig war, so Engels. «Der Zivilisationsbruch ab 1933 konnte krasser nicht sein. Im nationalsozialistischen Deutschland fand eine Homosexuellenverfolgung ohne gleichen in der Geschichte statt, die zudem lange nachwirkte. LSBTI blieben auch nach 1945 gesellschaftlich geächtet. Nach dem Ende der NS-Diktatur dauerte es viele Jahrzehnte, bis sie als Grundrechtsträger wahrgenommen und anerkannt wurden.»
Im Rahmen eines stillen Gedenkens fand eine Kranzniederlegung am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen in Berlin statt (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Buch
Liebe, Lust und andere Katastrophen – unsere queeren Lesetipps
Éric Chacour verwebt queere Liebe mit familiären Zwängen in Kairo. Chloé Caldwell zerlegt das lesbische Begehren in schmerzhafter Klarheit. Und Eryx Vail stellt die Frage, ob queeres Leben in dystopischen Zukunftsvisionen überhaupt vorkommen darf.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Lesbisch
Gesellschaft
Kultur
Queer
Buch
Warum verehrte eine lesbische Frau Adolf Hitler?
Wie kann sich eine lesbische Frau mit Hitler und den Nazis identifizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine lesenswerte Biografie über Stephanie Hollenstein, Hitlers queere Künstlerin.
Von Christian Höller
Lesbisch
Geschichte
Kultur
Kommentar
«Man tritt nicht nach Schwächeren, die schon fast am Boden liegen»
Jacques Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag hat einen in vielerlei Hinsicht gestrigen Text gegen LGBTIQ verfasst. Unser Autor antwortet mit einem Gegenkommentar*.
Von Kriss Rudolph
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Feiern
Schwuz braucht Spenden: «Noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände»
Alarmstufe Pink: Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben. Nach dem Insolvenzantrag soll nun eine Spendenkampagne helfen.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Schwul