++ Nach queerem Protest: Aus für Mischke ++ Schwule bei Fake-Date überfallen ++

ARCHIV - 28.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der Reporter Thilo Mischke spricht bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2023 im Coloneum. Die öffentlich-rechtliche ARD hat nach Kritik im Netz ihre Entscheidung verteidigt, dass der Journalist Thilo Mischke Moderator des TV-Kulturmagazins «ttt - titel thesen temperamente» wird. (zu dpa: «Nach Kritik: ARD verteidigt «ttt»-Moderationsjob für Thilo Mischke») Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Thilo Mischke (Bild: (c) Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland.

Unser Nachrichtenüberblick für die Neujahrswoche 2024/2025.

++ Nach queerem Protest: Aus für Mischke ++

Aufgrund der Kontroverse gegen den TV-Reporter Thilo Mischke hat der öffentlich-rechtliche Sender ARD dessen Ernennung zum Moderator des Kulturmagazins «ttt - titel thesen temperamente» zurückgenommen. «Die in den vergangenen Tagen entstandene heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen», erklärte der Sender am Samstag. Es gehe nun darum, «einen weiteren Rufschaden von 'ttt' und Thilo Mischke abzuwenden».

Zahlreiche Queers und andere Kulturschaffende hatten sich in einem offenen Brief gegen die Neubesetzung Mischkes ausgesprochen und dessen Buch «In 80 Frauen um die Welt» aus dem Jahr 2010 als sexistisch, rassistisch und homophob bezeichnet. Moderatorin von «ttt» wird den Angaben zufolge nun die WDR-Journalistin Siham El-Maimouni.

++ Schwule bei Fake-Date überfallen ++

Im nordrhein-westfälischen Hilden kam es um die Weihnachtszeit zu zwei Übergriffen, bei denen Schwule bei einem Online-Date ausgeraubt wurden. Nun bittet die Polizei um Mithilfe.

Bei dem ersten Vorfall am 21. Dezember 2024 wurde ein 30-Jähriger von einer fünfköpfigen Personengruppe in der Nähe des Stadtteils Elb gegen 21.15 Uhr überfallen. Eine der Personen wurde als circa 180cm bis 185cm gross, mit schwarzen mittellangen gelockten Haaren und arabischem Erscheinungsbild beschrieben, eine zweite mit europöischem Erscheinungsbild, circa 170cm bis 175cm gross und mit blonden Haaren. Beide seien ungefähr 20 Jahre alt gewesen, hatten eine schlanke Statur und waren wie die anderen drei nicht näher beschriebenen Männer dunkel gekleidet.

Am 26. Dezember kam es zu einem gleichartigen Delikt, bei dem ein 55-Jähriger zum Opfer wurde. Hier erschien ein circa 20-jähriger Mann am Treffpunkt Furtwängler Strasse, bevor der 55-Jährige auf einem gemeinsamen Spaziergang von einer vierköpfigen Gruppe angegriffen wurde. Hinweise zu den Tatgeschehen nimmt die Polizei Hilden, Telefon (02103) 898-6410, entgegen.

++ Mehr queerfeindliche Delikte in Hessen ++

Aus der Antwort des hessischen Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der AfD zu queerfeindlichen Angriffen geht hervor: «Im Zeitraum 2015 bis 2023 wurden durch das Hessische Landeskriminalamt insgesamt 233 Fälle (davon 73 Gewaltdelikte) im Sinne der Fragestellungen registriert», heisst es in der Antwort. «In 102 Fällen konnten Tatverdächtige ermittelt werden.»

2023 wurden den Angaben zufolge 83 Fälle, im Vorjahr 50 Fälle, im Jahr 2021 insgesamt 34 Fälle erfasst. «Davon wurden insgesamt 40 Fälle dem Phänomenbereich ,politisch motivierte Kriminalität - rechts' zugeordnet.» Die übrigen 127 Fälle konnten nicht zugeordnet werden. (dpa)

++ Selbstbestimmung im Norden ++

In den sechs grössten Städten Mecklenburg-Vorpommerns haben etwa 200 Menschen das neue Selbstbestimmungsgesetz für die Änderung ihres Geschlechtseintrags genutzt. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Städten.

Das Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) regelt, dass man seinen Geschlechtseintrag und Vornamen per Erklärung im Personenstandsregister ändern lassen kann – ohne Gutachten, ärztliche Bescheinigungen oder richterliche Beschlüsse. Die Erleichterungen betreffen vor allem trans, inter und nicht-binäre Menschen. Das SBGG trat zum 1. November in Kraft.

++ Queere Nominierung für Drehbuchpreis ++

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Nominierungen für den diesjährigen Deutschen Drehbuchpreis bekanntgegeben. Unter den drei vorgeschlagenen Autoren ist Filmemacher Jakob Moritz Erwa («Die Mitte der Welt») für sein Drehbuch «Die Akte Doms», wie es in einer Mitteilung hiess. Es erzählt die Geschichte des schwulen Mannes Franz Doms, der Opfer der NS-Justiz wurde (MANNSCHAFT berichtete).

Ausserdem stehen «Ha-Neu / Berlin» von Duc-Thi Bui und Duc Ngo Ngoc sowie «Rückkehr nach Riesa» oder «Die Fremden» von Niklas Pollmann und Emre Çakir auf der Liste. Der Deutsche Drehbuchpreis wird seit 1988 an unverfilmte Drehbücher verliehen. Die Nominierung werde bereits mit 5'000 Euro prämiert. Die Auszeichnung für das beste unverfilmte Drehbuch ist mit 10'000 Euro dotiert und soll am 14. Februar in Berlin verliehen werden. (dpa)

++ Queere Jobmesse schliesst Springer aus ++

Die Uhlala Group hält an der Ausladung des Axel-Springer-Verlags von der queeren Job-Messe «Sticks & Stones» fest. Betroffen sind auch andere Veranstaltungen und Projekte der Organisation. Anlass war der Gastbeitrag von Elon Musk in der Welt am Sonntag, in dem der Betreiber von X Wahlwerbung für die AfD betrieben hat.

Wie Uhlala-Geschäfts­führer Stuart Bruce Cameron mitteilte, wolle man keine Bühne für eine «Schein­debatteaus» bieten. Der beitrag sei eine Form verbaler Gewalt, der auch allen queeren Mitarbeitenden in den Rücken falle. Mit der Ausladung mache die Gruppe nun von ihrem demokratischen Wider­spruchs­recht Gebrauch.

++ Kirche verlässt X wegen Queerfeindlichkeit ++

Am 1. Januar hat die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ihre Präsenz auf der Plattform X aufgegeben. «Menschenverachtung und Falschmeldungen bestimmen mittlerweile die Diskurse auf der Plattform», hiess es zur Begründung in einer Mitteilung der Kirche. Die Verbreitung von Desinformationen, Rassismus und Antisemitismus, Trans- und Queer-Feindlichkeit sowie gewaltverherrlichenden Inhalten habe auf X in den vergangenen Monaten stetig zugenommen.

Dagegen stehe die EKM für Vielfalt, Menschenwürde und respektvolle Zusammenarbeit. Alle Menschen haben ihre Würde, wie die Kirche betonte. Aus dieser Überzeugung heraus setze sich die EKM für Schwächere, für Weltoffenheit statt Nationalismus, für Menschlichkeit statt Fremdenhass, für Lösungen statt Angstmacherei ein. Mit diesen Werten sei es folglich unvereinbar weiterhin Teil der Plattform X zu sein.

++ Queers gegen Mischke ++

Mehr als 100 Autor*innen und Kulturschaffende wenden sich in einem offenen Brief an die zuständige Programmdirektion der ARD und kritisieren die Neubesetzung von Thilo Mischke als Moderator der Kultursendung «Titel, Thesen, Temperamente». Zu den Unterzeichnenden gehören auch die queeren Autor*innen Hengameh Yaghoobifarah und Linus Giese, wie der Tagesspiegel am Donnerstrag berichtet.

ARCHIV - 28.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Der Reporter Thilo Mischke spricht bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2023 im Coloneum. Die öffentlich-rechtliche ARD hat nach Kritik im Netz ihre Entscheidung verteidigt, dass der Journalist Thilo Mischke Moderator des TV-Kulturmagazins «ttt - titel thesen temperamente» wird. (zu dpa: «Nach Kritik: ARD verteidigt «ttt»-Moderationsjob für Thilo Mischke») Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
(Bild: (c) Copyright 2023, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten)

An der Personalie Mischke entzündete sich in Sozialen Medien Kritik, die sich auf die Vergangenheit bezog, etwa sein Buch «In 80 Frauen um die Welt» aus dem Jahr 2010. Passagen aus Mischkes Buch wurden u.a. als sexistisch, rassistisch und homophob bezeichnet. Die ARD betonte, die Sendung »stelle sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz.» Seit der Veröffentlichung habe er sich «intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt», hiess es weiter in dem ARD-Statement.

++ Feuerwerkskörper gegen Regenbogenfahne ++

Am Wochenende kam es zu einer Sachbeschädigung mit queerfeindlichem Hintergrund in Neukölln. Gegen 18 Uhr alarmierte ein Mitarbeiter eines Lokals in der Pflügerstrasse die Polizei. Nach Angaben des 27-Jährigen soll zweimal dieselbe Gruppe aus Minderjährigen auf dem Gehweg vor dem Lokal erschienen sein und die aufgehängte Regenbogenfahne mit Feuerwerkskörpern beschädigt haben. Die Fahne wies ein Brandloch auf. Mit denselben Feuerwerkskörpern sei auch eine über den Gehweg angebrachte Wimpelkette beschädigt worden.

Die unbekannten Tatverdächtigen hatten sich vom Ort entfernt. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts übernahm die weiteren Ermittlungen.

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