Lesbisches Roadmovie aus männlichem Blick: «Drive-Away Dolls»

Wie viele Dildos können in einem Film auftauchen, in dem es um den Roadtrip zweier lesbischer Frauen geht?

Margaret Qualley (links) und Geraldine Viswanathan in «Drive-Away Dolls». (Bild: 2024 Universal Studios)
Margaret Qualley (links) und Geraldine Viswanathan in «Drive-Away Dolls». (Bild: 2024 Universal Studios)

Eigentlich macht Ethan Coens neuer Film viel richtig: ein absurder Plot, spannende Figuren und ein toller Cast. Aber an der Komödie «Drive-Away Dolls» gibt es einen Haken.

Text: Sophia Reddig, dpa

Wie viele Dildos können in einem Film auftauchen, in dem es um den Roadtrip zweier lesbischer Frauen geht? Es sind bemerkenswert viele in «Drive-Away Dolls», dem neuen Film von Ethan Coen, der mit seinem Bruder Joel Filmklassiker wie «The Big Lebowski» und «Fargo» geschaffen hat.

Für «Drive-Away Dolls» hat Ethan Coen sich die Unterstützung seiner Frau Tricia Cooke geholt, die als Cutterin und Produzentin ebenfalls in der Filmbranche arbeitet und sich nach eigenen Worten als queer, also nicht heterosexuell, versteht. Cooke hatte schon lange die Idee für ein Roadmovie über zwei lesbische Frauen, das ursprünglich «Drive-Away Dykes» heissen sollte. Doch «die Spiesser im Studio», so Coen, hätten den Titel ablehnt, da das Wort «Dyke» in manchen Regionen noch als Schimpfwort für lesbische Frauen gelte.

In «Drive-Away Dolls» geht es um Jamie (Margaret Qualley) und Marian (Geraldine Viswanathan), die sich in den USA rund um die Jahrtausendwende spontan auf einen Roadtrip nach Tallahassee in Florida machen. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein: Während Jamie jede Frau aufreisst, die sie findet, zerdenkt Marian alles so lange, bis am Ende gar nichts passiert. Was die beiden nicht wissen: Im Kofferraum ihres Mietwagens befindet sich ein Koffer mit brisantem Inhalt – und natürlich ist eine Horde Ganoven genau dahinter her.

Eigentlich hat «Drive-Away Dolls» alle Zutaten für einen genialen Film: Eine schräge, unvorhersehbare Geschichte voller Action, sympathische Hauptfiguren, Coens ganz eigenen Humor, tolle Kostüme und grossartige Schauspielerinnen und Schauspieler – unter anderen sind auch Matt Damon, Miley Cyrus und Pedro Pascal in kleineren Rollen zu sehen. Der Film versammelt queere, diverse Figuren. Aber: Es gibt einen Haken.

Der Blick auf das lesbische Duo und dessen Sexualität ist sehr klischeehaft und von einer männlichen, heterosexuellen Perspektive aus dargestellt. Da sind zum einen die Sex- und Rumknutschszenen, die irgendwie voyeuristisch wirken. Zum anderen die ganzen Dildos, die eine absurd wichtige Rolle im Sexleben der Protagonistinnen und im Plot allgemein einnehmen.

Dabei hat Cooke als queere Filmemacherin durchaus ihre eigene Perspektive mit eingebracht. «Wir sind einfach nur auf dumme Ideen gekommen und haben versucht, die in die Struktur des Filmes einzuarbeiten», erklärte sie in einem Interview des Onlinemagazins Indiewire. «Wir wollten nicht viel damit sagen.» Sie wolle queere Charaktere in einem Film mitspielen lassen, ohne dass es um deren Queerness geht, sagte sie weiter. Damit das aufgehen kann, hätte das Liebesleben der Protagonistinnen allerdings eine nicht so zentrale Rolle spielen dürfen.

Coen bringt das Problem des Filmes im selben Interview auf den Punkt: «Man kann einen schlüpfrigen Jungsfilm machen, nur dass es um Mädels geht.» Damit bleibt «Drive-Away Dolls» allerdings ein schlüpfriger Jungsfilm. Leider.

Kinostart von «Drive-Away Dolls» in Deutschland, der Schweiz und Österreich ist 7. März 2024.

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