Lesbisches Paar wird in Baden aus Bar geworfen und erstattet Anzeige
Die beiden jungen Frauen bezichtigen das Personal der Homophobie
Zwei Frauen wurden gemäss eigenen Angaben aus der Bar «Rail One» in Baden (AG) geworfen, weil sie sich geküsst haben. Sie erstatten Anzeige. Der Wirt erzählt jedoch eine ganz andere Version des Vorfalls.
Teja und Sabrina wollten am vergangenen Sonntag am Nachmittag in der Badener Bar «Rail One» gemütlich zusammen vor einem Bier sitzen. Das Pärchen hat dabei nach eigenen Aussagen «Händchen gehalten» und sich «ab und zu geküsst». Das sei für das Personal bereits zu viel gewesen. Man hätte dem lesbischen Paar das Geld zurückgegeben und es gebeten, das Lokal zu verlassen. Dies mit der Anmerkung: «Es hat andere Leute hier, die das nicht sehen wollen.» Ihr Verhalten entspreche auch nicht den Werten des Chefs und das müsse man respektieren.
Emotionale Videobotschaft Die beiden prangern nun das Verhalten des Personals im Internet an. In einem gemeinsamen Video schildern sie auf Instagram den Rausschmiss und erheben schwere Vorwürfe. Offensichtlich sei es auch Ende Januar 2023 nicht okay, wenn ein lesbisches Pärchen in einer Bar einfach nur Zeit verbringen will. Sie zeigen sich sichtlich schockiert von dem, was sie erlebt haben – Sabrina ist zeitweise den Tränen nahe.
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Teja Mucnjak (@teja.miss)
Gegenüber Watson betonen die beiden nochmals das homophobe Motiv der Servicekräfte in der Bar. Denn diese hätten deutlich gemacht, dass man sie nur zum Verlassen des Lokals aufforderte, weil sie zwei Frauen seien. Teja sei dabei so wütend geworden, dass sie an der Bar noch ein Bier ausgeschüttet habe.
Nach diesem Vorfall hätten sie bei der Kantonspolizei Aargau Anzeige erstattet. Seit der Annahme der Antirassismus-Strafnorm (MANNSCHAFT berichtete) ist es nämlich eine Straftat, jemanden aufgrund der sexuellen Orientierung aus einem öffentlichen Lokal zu werfen. Die Polizei habe das Problem ernst genommen.
Paar sei «aggressiv» gewesen Mehmet Korkmaz, der Geschäftsführer des «Rail One», erzählt denselben Vorfall in einer ganz anderen Version. Das Paar habe sich unanständig verhalten und «Bewegungen fast wie beim Sex» gemacht, sagt er gegenüber Watson. Das Paar sei gemäss Wirt ausserdem «aggressiv» gewesen und hätte einer Mitarbeiterin ein Bier über den Pullover gekippt.
«Mich interessiert nicht, ob sie Lesben sind. Auch eine Frau und ein Mann können hier nicht vor allen Augen Liebe machen», so Korkmaz. Er verweist auch auf die Familien mit kleinen Kindern, die sein Lokal besuchen würden – da sei ein gewisses Mass an Anstand angebracht. Wie die Frauen in ihrem Video allerdings berichten, seien nur wenige Gäste da gewesen.
Für Teja und Sabrina entsprechen diese Schilderungen ohnehin in keiner Weise der Wahrheit. Sie betonen nochmals, dass sie mit ihrem Verhalten keine Grenze überschritten hätten. «Wir haben nicht mal richtig rumgemacht.»
Kein Einzelfall Falls die Geschichte des Paares stimmt, wäre es für Muriel Weger, Co-Geschäftsleiterin der LOS, ein Skandal – aber es wäre zugleich kein Einzelfall. Die Lesbenorganisation Schweiz erhalte immer wieder solche Meldungen, sagt sie auf Anfrage von Watson. «Oftmals werden heterosexuelle Paare anders beurteilt als gleichgeschlechtliche.»
In den Google-Bewertungen des Lokals polarisiert der Vorfall: So gab es in den vergangenen Stunden zahlreiche Ratings mit nur einem Stern, aber etwa ebenso viele mit fünf Sternen, die sich auf die Seite des Wirtes stellen. Ob dessen Schilderung wirklich der Wahrheit entspricht, muss nun wohl die Polizei herausfinden.
Update: Überwachungsvideo des Vorfalls Watson hat inzwischen das Überwachungsvideo des Wirtes veröffentlicht. Darauf ist der Vorfall festgehalten. Es ist zwar zu sehen, dass die beiden Frauen sich küssen, sexuelle Handlungen sind jedoch nicht auszumachen. Das Paar sieht deshalb seine Geschichte bestätigt. Der Wirt hingegen sagt, dass sich die beiden Gäste laut und aggressiv verhalten hätten und dies auf dem Video wegen des fehlenden Tons nicht zu hören sei.
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