«Klandestin» – Rechte Politikerin soll schwulen Geflüchteten verstecken
Barbara Sukowa mal eiskalt und rassistisch
In Kino-Erfolgen wie «Rosa Luxemburg» und «Hannah Arendt» wurde Barbara Sukowa in Rollen warmherziger Frauen berühmt. Als eiskalte Politikerin zeigt sie in «Klandestin» eine ganz andere Seite.
Von Peter Claus, dpa
Fans von Schauspielstar Barbara Sukowa dürfen staunen. In vielen Kino-Hits wie «Rosa Luxemburg», «Die Entdeckung der Currywurst» und «Hannah Arendt» hat sie das Publikum in Rollen liebenswerter, kluger, engagierter Frauen begeistert. In «Deux» spielte sie mit Martine Chevallier ein lesbisches Liebespaar (MANNSCHAFT berichtete). Im Drama «Klandestin» überrascht sie nun mit dem Porträt einer eiskalt anmutenden Politikerin.
Diese Figur namens Mathilda steht für Fremdenhass und Nationalismus. Schlichte Mitmenschlichkeit scheint ihr vollkommen fremd zu sein. Ausgerechnet sie wird zur Schlüsselfigur für Malik (Habib Adda) aus Marokko.
Malik ist illegal nach Deutschland gekommen. Heimlich hat er sich in Tanger im Wagen seines Liebhabers, dem Maler Richard (Lambert Wilson) versteckt, als Richard seine Bilder für eine Ausstellung nach Frankfurt transportiert. Das ist nicht ungefährlich für Mathilda (Barbara Sukowa), bei der die beiden unterkommen. Denn die sehr gute Freundin des Malers macht sich als konservative Politikerin für einen harten Kurs gegen illegale Einwanderung stark.
Mathilda empfindet für Menschen, die nicht ihrer eigenen engen Weltsicht entsprechen, nur Verachtung. Ihre Assistentin Amina (Banafshe Hourmazdi) akzeptiert sie beispielsweise lediglich als Alibifrau, um nach aussen hin eine angebliche Offenheit zu demonstrieren.
Die dramatischen Ereignisse um Maliks illegalen Aufenthalt in Frankfurt/ Main erzählt die deutsche Autorin und Regisseurin Angelina Maccarone («Verfolgt») in einzelnen Kapiteln aus der jeweiligen Perspektive der vier Hauptfiguren. Dank Barbara Sukowas enormer Präsenz wird Mathilda dabei zur Zentralgestalt. Klugerweise porträtiert sie kein direktes reales Vorbild, sondern führt einen generellen Typ rückwärtsgewandter Akteurinnen des öffentlichen Lebens vor.
Spannung resultiert insbesondere daraus, dass es keine plumpe Schwarz-Weiß-Malerei gibt. Ganz langsam werden verschiedenste Gedanken und auch Geheimnisse der einzelnen Charaktere enthüllt. Jede Person überrascht mit unerwarteten Facetten. So ist Richard beispielsweise keineswegs der Lüstling, für den man ihn anfangs halten könnte. Und selbst Mathilda hat Momente, in denen sie verblüffende Seiten offenbart.
Klandestin, versteckt, verborgen, ist hier zunächst vieles. Dabei ist es wie im wahren Leben: Als Zuschauer kann man sich nicht auf einen bequemen Beobachtungsposten zurückziehen. Was einen zwingt, eigene Denkmuster und Verhaltensweisen genau anzusehen und infrage zu stellen. Damit weitet sich der Film zu einem gedankenreichen Gesellschaftsporträt.
Das Drama «Klandestin» kommt in der nächsten Woche in die Kinos.
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