Kirchenkritikerin und LGBTIQ-Verbündete: Uta Ranke-Heinemann ist tot
Sie war weltweit die erste Professorin für katholische Theologie
Uta Ranke-Heinemann zweifelte an der Dreifaltigkeit Gottes und der Erlösung Christi am Kreuz. Scharf kritisierte die Theologin das päpstliche Pillen- und Kondomverbot. Jetzt ist sie in Essen gestorben.
Sie war weltweit die erste Professorin für katholische Theologie und wurde bald eine lautstarke Kritikerin der römisch-katholischen Kirche: Als Papst Benedikt XVI. sich vor ein paar Jahren mit einer Ansprache zum Jahresende gegen Geschlechtsanpassungen und die Eheöffnung wandte, nannte Uta Ranke-Heinemann die Rede eine «Drohbotschaft gegen die Homosexuellen». Sie dürfe «nicht unwidersprochen bleiben», sagte Ranke-Heinemann damals genüber dem Spiegel. Die Geschichte der Homosexuellen im Christentum sei «eine zu bittere Geschichte».
Warum entfernen Sie sich nicht endlich aus den Schlafzimmern?
Im Vorfeld des Papst-Besuchs 2011 in Deutschland erklärte sie als Teil des Bündnisses «Der Papst kommt!» gegen die menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik des Papstes: «Warum entfernen Sie sich nicht endlich aus den Schlafzimmern, die inzwischen Ihr Hauptaufenthaltsort für Ihre Verkehrskontrollen geworden sind? Warum konzentrieren Sie sich nur auf Ihre Sexualfeindlichkeit, statt Jesu Friedensbotschaft zu verkünden?»
Uta Ranke-Heinemann, die älteste Tochter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann, ist tot. Sie starb am Donnerstagmorgen im Alter von 93 Jahren in Essen, wie ihr Sohn Andreas Ranke der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Sie sei im Beisein von Familienmitgliedern friedlich eingeschlafen.
1945 hatte sie als einziges Mädchen das Essener Burggymnasium besucht und dort ein Spitzenabitur geschafft. Sie studierte evangelische Theologie. 1953 konvertierte sie auf der Suche nach mehr religiöser Toleranz zum Katholizismus, promovierte und wurde erste katholische Theologieprofessorin. «Aber bei den Katholiken bin ich vom Regen in die Traufe geraten», sagte sie später.
Konflikte mit der Amtskirche bekam die Friedensaktivistin schon bald im Streit um das päpstliche Verbot der Empfängnisverhütung. Dass Afrikanerinnen mit der Hölle bedroht würden, weil sie beim Sex mit ihrem HIV-infizierten Mann ein Kondom benutzen, nannte Ranke-Heinemann eine «tödliche Irreführung der Menschheit».
1999 liess sich die Pazifistin von Gregor Gysi in der Küche ihres Hauses zu einer – von vornherein aussichtslosen – Kandidatur für die Linke-Vorgängerpartei PDS bei der Bundespräsidentenwahl überreden. Die Wahl gewann Johannes Rau (SPD).
Zum Bruch mit der Kirche kam es 1987, nachdem Ranke-Heinemann dem Kirchendogma von der Jungfrauengeburt widersprach. Sie wollte die Jungfräulichkeit Marias nicht wörtlich, sondern als «damalige Vorstellungsmodelle» verstanden wissen. Der damalige Essener Bischof Franz Hengsbach entzog ihr die Lehrerlaubnis. Sie verlor ihren Lehrstuhl in Essen, bekam aber einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte.
Parallel schrieb Ranke-Heinemann über Religion und Kirche. Vor allem «Eunuchen für das Himmelreich» über die kirchliche Sexualmoral landete in mehreren Ländern an der Spitze der Bestsellerlisten. Als ihr theologisches Hauptwerk gilt «Nein und Amen», dem sie später den Untertitel «Mein Abschied vom traditionellen Christentum» gab. Als einzig Positives sei ihr vom Christentum nur die «Hoffnung auf ein Wiedersehen mit den geliebten Toten» geblieben, schrieb sie darin.
Von ihren kirchenkritischen Positionen wich Ranke-Heinemann auch später keinen Millimeter ab. Daran änderte auch die Wahl ihres ehemaligen Studienkollegen Joseph Ratzinger zum Papst nichts. «Ich bin enttäuscht», erklärte sie gut ein Jahr nach Amtsantritt von Benedikt XVI. «Ich hatte gehofft, er schafft endlich den Zölibat ab.»
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