Ken Follett erzählt homosexuelle Sex-Szenen in der Jungsteinzeit
«Was kümmert uns, wer mit wem schläft?», fragt sich der Bestseller-Autor
Der neue Roman des Bestseller-Autors spielt in der Jungsteinzeit, Frauen haben das Sagen und es gibt freie Liebe. «Aktuelle Bezüge herzustellen, war keine Absicht», sagt der 76-jährige Ken Follett.
Bestseller-Autor Ken Follett hat keine Angst davor, dass sein neuer Roman mit homosexuellen Figuren in den USA unter Präsident Donald Trump nicht ankommt. «Ich mache mir höchstens Sorgen, dass Trump die Wirtschaft der USA ruiniert und sich die Leute meine Romane nicht mehr leisten können», sagte der 76-Jährige dem Magazin Stern. Follett («Die Säulen der Erde») gilt mit 190 Millionen verkauften Büchern als Grossbritanniens erfolgreichster Schriftsteller.
Sein neuer Roman «Stonehenge – Die Kathedrale der Zeit» ist in der Jungsteinzeit angesiedelt und erscheint kommende Woche (23. September) bei Lübbe. Darin prallen Lebenskonzepte aufeinander, es gibt eine weibliche Priesterkaste und gleichgeschlechtliche Sex-Szenen.
Damit verfolge er keine politische Mission, sagte Follett im Stern-Interview. Er wolle unterhalten und achte dabei auf die verfügbaren Fakten. «Wenn ich also Homosexualität als etwas Normales darstelle, beruht das auf dem Umstand, dass etwa im alten Griechenland und in anderen frühen Zivilisationen gleichgeschlechtliche Liebe geradezu als edel betrachtet wurde.» Er habe keine Agenda, was LGBTIQ anbelangt. Wichtigere Themen seien Klimawandel, faschistische Politik, Kriege. «Was kümmert uns, wer mit wem schläft?»
Zur Epoche vor mehr als 4'500 Jahren sagte Follett: «Die Idee des Besitztums war kaum ausgeprägt, auch nicht - und das ist wichtig - gegenüber Frauen.» Forscher gehen dem Autor zufolge davon aus, dass es in den Stammesgemeinschaften eine kollektive Verantwortung für die Kinder gab. Frauen hätten an die vier Geschlechtspartner*innen gehabt.
«Wem hilft es, wenn ich Limonade statt Champagner trinke?» «Wir sind zu lange davon ausgegangen, dass ein Grab, in dem ein Schwert liegt, automatisch das eines Mannes ist», sagte der 76-Jährige. Gentests zeigten, dass dies nicht stimmt. Die Perspektiven von Archäologen aus dem Viktorianischen Zeitalter habe man zu lange nicht hinterfragt. «Wir Engländer hatten in der Geschichte einige Königinnen, sind aber nie auf die Idee gekommen, dass auch in kleineren Gemeinschaften Frauen die Anführer gewesen sein könnten.» Dafür gebe es belegbare Hinweise.
Rolls-Royce-Fahrer Follett sieht in seinem Lebensstil übrigens keinen Widerspruch zu seiner Grundeinstellung als Linker. Er sagte: «Wem hilft es, wenn ich Limonade statt Champagner trinke?» Wer durch Wohlstand seine Positionen verrate, habe diese nie ernsthaft vertreten. «Ich war 30 Jahre alt, als ich Millionär wurde, ich konnte mich früh daran gewöhnen.»
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