Im Rücktritt ein Vorbild – Osnabrücker Bischof Bode geht
Bei konservativen Katholik*innen stiessen seine Positionen nicht immer auf Gegenliebe
Er war einer der ersten Bischöfe, die sich angesichts der Missbrauchsfälle auch selbstkritisch über die Organisation der Kirche geäussert haben. Nun nahm der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode den Hut. Auch Kritiker*innen zollen ihm dafür Respekt.
Er galt als volksnaher, beliebter und reformorientierter Kirchenmann. Als sich Anfang des vergangenen Jahres 125 Mitarbeiter*innen der katholischen Kirche im Rahmen von #Outinchurch outeten (MANNSCHAFT berichtete), lobt er dies als mutigen Schritt. Nun ist der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, wegen seiner Fehler im Umgang mit der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs zurückgetreten (MANNSCHAFT berichtete). Papst Franziskus gab am Samstag überraschend bekannt, dem Rücktrittsgesuch nachgekommen zu sein (MANNSCHAFT berichtete).
Damit ist Bode der erste Fall in der katholischen Kirche in Deutschland, bei dem ein Bischof wegen des Missbrauchsskandals auf sein Amt verzichtet. In anderen Fällen – wie beim Hamburger Erzbischof Stefan Heße oder beim Münchner Kardinal Reinhard Marx – hatte Franziskus die Rücktrittsgesuche abgelehnt. Im Fall des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki hat der Papst noch nicht entschieden.
Der Papst erliess am Samstag auch erweiterte und klarere Regeln gegen sexuellen Missbrauch. Die Missbrauchsbekämpfung solle klarer angegangen werden, indem die Verpflichtung, Missbrauchs- und Vertuschungsfälle umgehend anzuzeigen, nun nicht nur für Kleriker und Ordensleute, sondern auch für Laien gilt.
Der über Jahrzehnte sehr populäre Bode war zuletzt in die Kritik geraten, weil ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück jüngst Fehler in seinem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt festgestellt hatte. Der Bischof hatte unmittelbar nach der Vorstellung des Gutachtens im September einen Rücktritt ausgeschlossen. Damit sah sich Bode zunehmend Ablehnung aus dem eigenen Bistum ausgesetzt. Der Betroffenenrat für die katholischen Bistümer in Norddeutschland zeigte ihn im vergangenen Dezember wegen seines Verhaltens im Vatikan an.
Das Rücktrittsgesuch habe Bode bereits vor einiger Zeit an Papst Franziskus gerichtet, sagte ein Bistumssprecher. Er habe es aber nur im Fall einer positiven Entscheidung veröffentlichen wollen. Bode bekannte sich in einem Schreiben und einem Video an die Gläubigen seines Bistums zu seinen Fehlern und bat um Verzeihung. Er habe Verantwortung in einer Kirche getragen, die nicht nur Segen gebracht, sondern auch Schuld auf sich geladen habe.
Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern
«Insbesondere im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker habe auch ich selbst lange Zeit eher die Täter und die Institutionen als die Betroffenen im Blick gehabt», gestand Bode ein. Er habe Fälle falsch eingeschätzt, häufig zögerlich gehandelt und manche falsche Entscheidung getroffen und sei seiner Verantwortung als Bischof in diesen Punkten nicht gerecht geworden. «Ich bekenne mich ausdrücklich zu meiner Verantwortung wie zu meinen persönlichen Fehlern und kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten», sagte Bode.
Mit Bode geht ein Bischof, der als einer der ersten auf die systembedingten Ursachen der Missbrauchsfälle in der Kirche hingewiesen und sich für Veränderungen eingesetzt hatte. Bereits 2010 hielt er im Osnabrücker Dom einen Bussgottesdienst ab und warf sich bei der Bitte um Vergebung für die Fehler der Kirche auf den Boden.
Bode berief früh Frauen in wichtige Führungspositionen in der Bistumsleitung. Er setzte als Reaktion auf den Priestermangel Laien als Führungspersonal in Kirchengemeinden ein. Als stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war er auch Präsidiumsmitglied beim Synodalen Weg auf Bundesebene. Erst Mitte März ermutigte er seine Gemeinden zu Segnungsfeiern für gleichgeschlechtliche Paare. Bei konservativen Katholiken stiessen seine Handlungen nicht immer auf Gegenliebe.
Der Papst soll die Diskriminierung und die seelisch-psychische Stigmatisierung und die Kriminalisierung von queeren Menschen beenden. Mit diesem Appell wendet sich die Initiative #Outinchurch an den Vatikan (MANNSCHAFT berichtete).
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