Homophober Nazi macht Berliner Verkehrsbetriebe sicher?
Das Unternehmen habe bereits reagiert
Ein Sicherheitsmitarbeiter der Berliner Verkehrsbetriebe war in Leipzig bei den Protesten gegen den CSD dabei, in rechtsextremen Chat-Gruppen posierte er mit Waffen – das Unternehmen habe bereits reagiert.
Michael N. (Name geändert) arbeitet in Berlin für ein Sicherheitsunternehmen, das im Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe für den Schutz von Fahrgästen in Bahnhöfen und Fahrzeugen zuständig ist. Wie der Tagesspiegel (+) recherchiert hat, soll er seit einigen Wochen Mitglied des rechtsextremen Netzwerks «Deutscher Störtrupp» (DST) sein.
Am 17. August sei er mit dem Bus nach Leipzig gereist und habe dort gegen den CSD protestiert (MANNSCHAFT berichtete). Einen Tag vor seiner Fahrt habe er in einer rechtsextremen Chatgruppe eine Sammlung an Messern, Pfefferspray und einem Teleskopschlagstock präsentiert.
«Das ist meine vorläufige Ausrüstung, für die Schlacht», soll er dazu geschrieben haben und bezog sich wohl auf die geplante Anti-CSD-Aktion in Leipzig. In einem weiteren Video zeigte der Rechtsextremist ein Beil und schrieb darunter «meine Kampfaxt». «Ich werde, wenn es sein muss, wie ein Tiger kämpfen», sagte N. zudem in einer Sprachnachricht, die er in die Gruppe schickte.
Am Ende hätten aber offenbar die Bedenken von Mitstreitern in der Chatgruppe dazu, dass N. auf die Mitnahme der Waffen nach Leipzig verzichtete, auch aus Furcht vor einer möglichen Polizeikontrolle.
Dem Tagesspiegel soll ausserdem ein Foto vorliegen, das N. vor dem Leipziger Bahnhof zeigt. Er posiert hier mit acht Kameraden des «DST» für ein Gruppenbild. N. hat eine Bierflasche in der Hand, in der Mitte ist die Fahne der Neonazi-Organisation zu sehen. Auf dem T-Shirt eines der Männer findet sich der Schriftzug «gesichert rechtsextrem».
Die Sicherheitsfirma, bei der N. beschäftigt ist, wurde von der BVG als Subunternehmen beauftragt und ist ein enger Partner der Verkehrsgesellschaft. Auf Nachfrage teilte der Geschäftsführer des Betriebs dem Tagesspiegel mit, dass sich die Unternehmensgruppe «nachdrücklich gegen jegliche Form von Ausgrenzung, Rassismus, Homophobie, Sexismus, Antiislamismus und Antisemitismus» einsetze. Sollte dem Unternehmen Verhalten bekannt werden, das gegen diese Werte verstösst, werde dies «umgehend» thematisiert und gegebenenfalls auch arbeitsrechtlich geahndet.
Aus Datenschutzgründen sei jedoch keine Angabe zu einzelnen Mitarbeitern zu machen. «Wir tolerieren keinerlei Gewalt, Diskriminierung und Rassismus», teilte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe unterdessen mit. Die BVG sei ein weltoffenes und vielfältiges Unternehmen und stehe «mit vollem Einsatz für Toleranz und eine offene Gesellschaft», heisst es weiter aus der Pressestelle.
Das Sicherheits-Subunternehmen habe die BVG nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort informiert und zugesichert, dass bis «zur lückenlosen und rechtlichen Aufklärung der Situation» die betroffene Person zu keinem Zeitpunkt bei der BVG eingesetzt wird, hiess es auf Tagesspiegel-Anfrage.
Die BVG stand 2023 in der Kritik, nicht sonderlich tolerant gegenüber Queers zu sein. Das bemängelte auch die damalige, lesbische Chefin Eva Kreienkamp (MANNSCHAFT berichtete), die kurze Zeit später entlassen wurde.
Vor der Landtagswahl in Sachsen am Sonntag liegen AfD und CDU in Umfragen Kopf an Kopf. Im Wahlkampfendspurt gibt es klare Worte von der Unionsprominenz – und einen Appell aus der queeren Community (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Polizei
Kritik an Gewerkschafter Wendt: «Abstossende Diffamierung der queeren Szene»
Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, meint, dass LGBTIQ anderen ihre Identität anderen «aufdrängen» wollten und «aggressive Forderungen nach permanenter Sichtbarkeit» stellten. Die Vereinigung Better Police kritisiert die Äusserungen scharf.
Von Kriss Rudolph
News
Deutschland
Hamburg
«Leuchtendes Beispiel» – Pride Award für Susanne Baer
Sie war die erste offen lesbische Richterin am Bundesverfassungsgericht: Die Juristin Susanne Baer erhält nun den Hamburg Pride Ehren Award.
Von Newsdesk Staff
Pride
News
Lesbisch
Award
Österreich
Nur 300 Euro Schmerzensgeld für queeres Opfer von Hassverbrechen!
Die psychischen und gesundheitlichen Folgen von Opfer von Hassverbrechen sind dramatisch. Ein Schmerzensgeld von 300 Euro wirkt lächerlich, wie ein Beispiel aus Oberösterreich zeigt.
Von Christian Höller
Queerfeindlichkeit
News
Justiz
USA
10 Jahre Ehe für alle: Aktivist Obergefell fürchtet Ausradierung
2015 machte die Klage von Jim Obergefell machte die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA möglich. Zehn Jahre später warnt er: Unter der Trump-Regierung könnte dieses Recht wieder verschwinden.
Von Newsdesk Staff
Liebe
News
Ehe für alle