«Mehr als alles andere wünschte ich mir, einfach hetero zu sein»
Der Olympiasieger Gus Kenworthy erhält den Point Leadership Award 2019
Für seine Sichtbarkeit als offen schwuler Sportler wurde der Freestyle-Skisportler Gus Kenworthy mit dem Point Leadership Award 2019 ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sprach er über Selbsthass in seiner Jugend und rechnete mit Brunei und der US-Regierung ab.
Vergangene Woche ging in New York die Gala der Point Foundation über die Bühne – eine Stiftung, die LGBTIQ-Studierende mit Stipendien unterstützt. Dabei wurde der Freestyleskier und olympische Silbermedaillenträger Gus Kenworthy für seine Vorbildrolle als offen schwuler Spitzensportler geehrt. TV-Star Jonathan Van Ness («Queer Eye») hielt die Laudatio und überreichte Kenworthy den Preis.
In seiner Dankesrede lobte Kenworthy die Studierenden für ihren Mut und ihren Willen, gegenüber ihrem Umfeld offen aufzutreten und betonte, dass er selber auch gerne so gewesen wäre.
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«Ich wünschte, dass ich mich in meiner Haut wohl genug gefühlt hätte, um zu mir selbst zu stehen und mich gegenüber der Welt zu öffnen. Es dauerte aber viele Jahre, bis ich an diesen Punkt kam», sagte er. Der 27-Jährige aus Colorado hatte sichtlich Mühe, seine Tränen zurückzuhalten. «Die Jahre im Leben eines queeren Teenagers sind nicht einfach – sie sind mit viel Stress und Angst verbunden. Wir werden oft verspottet und fürchten uns. Mehr als alles andere habe ich mir gewünscht, einfach hetero zu sein.»
Es sei aber «nicht alles schlecht gewesen». Als er noch ungeoutet gewesen sei, habe er den Sprung in den Spitzensport geschafft und seine erste olympische Medaille gewonnen. Trotzdem habe er diese Momente nicht in vollen Zügen geniessen können. «Die Person, die in Russland den Kopf für die Medaille senkte, war zwar ich, aber nicht mein wahres Ich», sagte er. Er sei nicht einmal in der Lage gewesen, die Wichtigkeit dieses Moments zu spüren, weil er so damit abgelenkt war, eine Fassade aufrechtzuerhalten. «Ich habe versucht, die Welt von einer Person zu überzeugen, die ich gar nicht war.»
Im Angesicht homophober Länder sei es wichtig, sich selbst zu sein. «Es gibt Länder wie Brunei, in denen Homosexuelle zu Tode gesteinigt werden», sagte Kenworthy. «Sogar hier in den USA haben wir einen Präsidenten, der unsere Community und unsere trans Brüder, Schwester und nicht-binäre Geschwister wiederholt angreift. Wir haben einen Vize, der immer noch an Konversionstherapien glaubt, verdammt nochmal.»
Das Publikum belohnte Kenworthy mit einem tosenden Applaus.
Gus Kenworthy nackt auf Skiern
Kenworthy hatte sich 2015 im Interview mit einem Sportmagazin geoutet. Vor wenigen Monaten motivierte er einen 20-jährigen Studenten, sich bei seinen Eltern zu outen. «Als ich mich geoutet habe, waren die Reaktionen so positiv. Es war grossartig. Und ich glaube, es wird für dich genauso werden», sagte er damals.
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