«First Steps»: Mehrere Nominierungen für LGBTIQ-Filme
«Drifter» und Hauptdarsteller Lorenz Hochhut sind dabei
Am Dienstag wurden die Nominierungen für den Nachwuchsfilmpreis «First Steps» bekanntgeben. Mit dabei ist u.a. Lorenz Hochhuth, der im Film «Drifter» einen jungen Queer spielt, der sich ins Party- und Drogenleben der Berliner Szene stürzt (MANNSCHAFT berichtete).
Insgesamt sind dieses Jahr 31 Filmschaffende in zehn Kategorien nominiert, heisst es in einer Pressemitteilung. Und weiter: «219 Einreichungen wurden in diesem Jahr von den vier First-Steps-Jurys gesichtet, besprochen und analysiert.»
Die mit jeweils 1’000 Euro Preisgeld dotierten Nominierungen seien selbst schon eine Auszeichnung, kann man lesen. Am 8. Oktober werden die Preise im Berliner Theater des Westens vergeben. Durch den Abend führt die Schauspielerin, Produzentin und Drehbuchautorin Sara Fazilat.
Der Nachwuchspreis First Steps ist die bedeutendste Auszeichnung für Abschlussfilme von Filmschulen in den deutschsprachigen Ländern. Er ist mit insgesamt 131‘000 Euro der höchst dotierte Nachwuchspreis und wird jährlich in zehn Preiskategorien an Regisseur*innen, Produzent*innen, Bildgestalter*innen, Schauspieler*innen und Drehbuchautor*innen von kurzen, mittellangen und abendfüllenden Spielfilmen, Dokumentarfilmen sowie sehr kurzen Formaten vergeben.
Private Initiative der Filmwirtschaft Der Preis wurde 1999 als private Initiative der Filmwirtschaft von den Produzenten Bernd Eichinger und Nico Hofmann ins Leben gerufen. Er wird veranstaltet von der Deutschen Filmakademie e.V. in Partnerschaft mit Amazon Studios, ARD, Netflix, Seven.One Entertainment Group, Studio Hamburg, UFA und Warner Bros. Discovery.
U.a. ist der queere Film «Alaska» nominiert, ebenso der Film «Drifter». Darin geht es um den 22-jährigen Moritz, der von seinem Freund verlassen wird, für den er eigentlich nach Berlin gezogen war. Eine Zeit lang findet Moritz Geborgenheit bei dem älteren Noah, bis es ihm zu eng wird. Moritz ändert sein Aussehen und taucht ein in die Berliner Partyszene. «Er lebt seine unterdrückten Sehnsüchte und sexuellen Fetische aus, verliert sich aber auch zunehmend in Drogenexzessen und emotionaler Entfremdung. Erst mit Hilfe seiner queeren Freunde findet er heraus, wer er wirklich sein möchte», so die offizielle Ankündigung.
In der Jurybegründung heisst es: «(Regisseur) Hannes Hirsch gelingt in seinem Abschlussfilm etwas Wundersames. Er bedient sich Motiven, Bildern und Geschichten, die man zu kennen meint und mischt sie mit einer fast radikalen Beiläufigkeit zu etwas faszinierend Neuem zusammen. Boy meets boy, boy leaves boy, Berlin, Party, Drogen, ein Leben der Zufallsbekanntschaften. Es zeugt von einer grossen Sensibilität, einer starken Regie und einer noch grösseren Dringlichkeit, dass diese Erzählung derart authentisch und packend inszeniert ist. ‹Drifter› ist unaufgeregt, wo es reisserisch hätte werden können, der Film ist genau, wo sich schillernde Klischees angeboten hätten. Eine packende, persönliche Studie.»
«Life is Not a Competition, But I’m Winning» Im Bereich Dokumentarfilm ist «Life is Not a Competition, But I’m Winning» nominiert: «Kaum ein Bereich der Gesellschaft ist noch so strikt nach Geschlechtern getrennt wie die Welt des Sports», erfährt man in der offiziellen Inhaltsangabe. «Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Athlet*innen, sondern prägt auch massgeblich das Geschlechterbild von Millionen Sportfans. In dieser Doku begleiten wir Amanda Reiter, eine trans Marathonläuferin aus der bayerischen Provinz sowie Annet Negesa, eine 800-Meter-Läuferin aus Uganda. Beide sind mit den beengenden Geschlechtervorstellungen der Sportwelt konfrontiert und versuchen auf ihre jeweils eigene Weise, sich daraus zu befreien.»
Die dokumentarische Ebene des Films ist mit fiktiven Momenten verwoben: «Darin bildet eine Gruppe ehemaliger Athlet*innen ein queer-feministisches Kollektiv, das eine utopische Gegenwelt jenseits starrer Geschlechterbilder entwirft. Eine knallbunte Utopie in Cinemascope.»
In der Jury-Begründung heisst es: «Kraftvoll und stolz präsentiert uns Julia Fuhr Mann in ihrem Dokumentarfilm eine mal poetisch, mal militant anmutende Geschichtsstunde zwischen Revision und Vision. Angesiedelt ist dieser ungewöhnliche Hybrid in der Welt des von klassischen Geschlechterbildern dominierten Milieus des Sports. Befreit von der Idee starrer Geschlechterrollen, selbstbewusst und durchaus provokant, legt Fuhr Mann einen starken Film hin. Das Ergebnis ist ein Cocktail aus Fiktion, Dokumentarischem und Archivmaterialien, der stereotype Gendervorstellungen durchschüttelt und dem Publikum eine klar queer-feministischen (Neu-)Sicht auf Geschichte und Geschichten serviert.»
Eine vollständige Liste aller Nominierungen findet sich hier.
Götz-George-Nachwuchspreis Der Star aus «Drifter», Lorenz Hochhut, ist für den Götz-George-Nachwuchspreis nominiert. Zu ihm teilt die Jury mit: «Es gehört viel dazu als Schauspieler zurückhaltend zu sein. Lorenz Hochhuth gelingt es in ‹Drifter› mit Bravour. Sein Moritz betritt eine neue Welt, die ihn überfordert und enttäuscht, doch Platz für emotionale Ausbrüche ist kaum – weder im Film, noch in Moritz‘ Leben, das ihn zwischen Neugier und Menschwerdung an vielen Abgründen vorbeischlittern lässt. Hochhuth legt seine Figur tastend, verletzlich und gleichzeitig kraftvoll in der Stille an. Dabei trägt er einen Film, der ihn zum Mittelpunkt hat.»
Man kann die Preisverleihung am 8. Oktober ab 19 Uhr live in der ARD-Mediathek mitverfolgen.
Salzgeber hat unter dem Titel «Queer Cinema Now» eine reich illustriere Artikelsammlung zu den wichtigsten LGBTIQ-Filmen der letzten Jahre vorgelegt (MANNSCHAFT berichtete).
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