CSD Berlin: Fahne angezündet, Besucher angegriffen
Am Rande der Hauptstadt Pride kam es am Samstag zu unschönen Vorfällen
Rund eine Million Menschen haben am Samstag beim CSD Berlin gefeiert. Allein 250.000 bis 300.000 Menschen hätten sich allein an der Parade beteiligt, teilte Mitorganisator David Staeglich-Büge mit. Doch am Abend kam es zu mehreren homophoben Zwischenfällen.
Eine Gruppe von sechs Männern wurde am Samstagabend von einem Mann angegriffen. Einer von ihnen, Dieter H., wurde an Kiefer und Fussgelenk verletzt, erklärte er gegenüber MANNSCHAFT. Einem seiner Freunde wurde zwischen die Beine getreten, einem anderen ins Gesicht geschlagen. Die Polizei war binnen weniger Minuten vor Ort und nahm den Angreifer fest. Die Männer erstatteten Anzeige.
Die Gay Pride unpolitisch? Was für ein Unsinn!
Zwei bisher unbekannte Jugendliche oder junge Männer haben aussdem in der Nacht zum Sonntag in Köpenick versucht, eine Regenbogenfahne in Brand zu setzen. Nach Angaben von Zeugen sei einer der beiden Unbekannten gegen 0.30 Uhr den Fahnenmast vor dem Köpenicker Rathaus hinauf geklettert und habe dann mehrfach versucht, die gehisste Regenbogenfahne zu entzünden.
Der zweite Unbekannte hatte ihm laut Polizeibericht zuvor beim Erklimmen des Mastes geholfen. In der Fahne ist ein kleines Brandloch entstanden. Die beiden Tatverdächtigen flüchteten anschliessend. Die Zeugen filmten die Tat und stellten das Video der Polizei zur Verfügung. Die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung mit homophobem Hintergrund dauern an.
Zudem hat ein betrunkener 19-Jähriger am Samstagabend in der U-Bahn mehrere Fahrgäste beleidigt und bedroht. Nach Angaben von Zeugen hatte der junge Mann zunächst in einem Zug der Linie U3 mehrfach zwei Männer schwulenfeindlich beleidigt: Sie trugen T-Shirts mit Regenbogenflaggen.
Eine 72-jährige Passagierin hatte den alkoholisierten 19-Jährigen daraufhin aufgefordert, damit aufzuhören, woraufhin er auch sie mehrfach beleidigte. Die beiden zuerst beschimpften Männer verliessen die Bahn, dafür richtete sich die Wut des jungen Mannes nun gegen mehrere andere Fahrgäste, die ihren Unmut über sein Verhalten äusserten. Er beleidigte und bedrohte sie und äusserte sich volksverhetzend.
Als die Zeugen schliesslich die Polizei verständigt hatten und gemeinsam mit der ebenfalls alkoholisierten 61 Jahre alten Mutter des Pöblers die Bahn verliessen, fuhr sie weiter. Seine Mutter nannte den Polizisten jedoch seinen Namen. Die Ermittlungen wegen Beleidigung, Bedrohung und Volksverhetzung dauern an. Auch nach der Zurich Pride gab es einen homophoben Angriff.
Zuvor hatte am Freitagabend ein betrunkener Mann in einer Strassenbahn in Weissensee den Hitlergruss gezeigt und Frauen homophob beleidigt. Eine von ihnen schubste er gegen die Tür.
Das Motto des CSD Berlin lautete in diesem Jahr «Stonewall 50 – Every riot starts with your voice» («Jeder Aufstand beginnt mit deiner Stimme»). Es war an jedem der rund 100 Trucks angebracht und für jeden zu sehen.
Sachsen hat viele LGBTIQ-Baustellen – und die AfD legt zu
Auch in Stuttgart wurde am Samstag CSD gefeiert. Dort waren 94 Formationen mit etwa 7000 Teilnehmer*innen dabei – ein neuer Rekord, wie bei vielen Pride-Veranstaltungen in diesem Jahr. Die Demo fand unter dem Motto «Mut zur Freiheit» statt. «Pöbeleien auf der Strasse und Sprüche hören wir wieder häufiger», sagte Organisator Christoph Michl. Es gehe nun auch darum, erkämpfte Freiheiten zu verteidigen. Auch die Hamburg Pride am kommenden Wochenende erwartet einen neuen Teilnahme-Rekord.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
«Enorme Unsicherheit» nach Brandanschlag auf queere Bar
Es entstand nicht nur hoher Sachschaden
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
News
«Vorarlberg kann auch eine Heimat für queere Lebensentwürfe sein»
Mit dem 33-jährigen Johannes Gasser zieht für die Neos ein weiterer offen schwuler Politiker ins Wiener Parlament ein. MANNSCHAFT stellt ihn vor.
Von Christian Höller
Österreich
News
Erste Person ändert Geschlechtseintrag: Ministerin Paus gratuliert
Grundlage ist das neue Selbstbestimmungsgesetz
Von Newsdesk Staff
TIN
News
Vance: Trump könnte Wahl mit «normalen Schwulen-Stimmen» gewinnen
Der Vize-Kandidat der Republikaner versucht einen Keil zwischen die LGBTIQ-Community zu treiben
Von Newsdesk/©DPA
TIN