Evangelische Kirche klagt gegen schwulenfeindliche Baptistenkirche
Nach Forderung der Todesstrafe für Homosexuelle und Aids-Kranke
Die «Baptistenkirche Zuverlässiges Wort» hat in der Vergangenheit mehrfach die Todesstrafe für Schwule und Aids-Kranke gefordert. Dagegen klagt nun die evangelische Kirche.
Mit einer Anfrage an die in Pforzheim niedergelassene Gemeinde, hatte die Pforzheimer Zeitung vergangene Woche auf die Vorkommnise aufmerksam gemacht. Darin erkundigte sich Redakteur Peter Marx, ob Prediger Anselm Urban in den Reihen der Baptistenkirche tätig sei.
Urban, so schreibt Marx, war in der Vergangenheit wegen Volksverhetzung, Beleidigung und öffentlicher Aufforderung zu Straftaten in Görlitz zu einer Geldstrafe von 85 Tagessätzen zu insgesamt 1020 Euro verurteilt worden. Das Verfahren sei seit Anfang März rechtskräftig.
Aufgrund dieses Hintergrundes erkundigte sich Marx, wie die Baptistenkirche Zuverlässiges Wort zu Urban stehe. «Uns wurde berichtet, dass Herr Urban aufgrund seiner Bibelauslegung Probleme etwa mit Homosexuellen oder Aidsinfizierten habe und fordere, diese aus dem Verkehr zu ziehen. Ist das richtig?», schrieb der Redakteur in seiner Anfrage und führte weiter aus: «Ferner wurde uns mitgeteilt, dass Herr Urban mittlerweile von den USA aus predigt und in Tempe (Maricopa-County) angesiedelt ist, also nicht weit entfernt von Phoenix (Arizona), dem Sitz Ihrer Faithful World Baptist Church. Ist das richtig? Wir möchten gerne von Ihnen wissen, wie Ihre Kirchengemeinde das Spannungsfeld einstuft, wenn durch eine bestimmte Bibelauslegung weltliche Gesetze des Staates Bundesrepublik Deutschland negativ berührt werden.»
Eine Antwort erteilte Urban am 15. März auch online. Darin bestätigte er seine Niederlassung in Tempe und erklärte: «Selbstverständlich steht unsere Kirche geschlossen hinter meinen, auf der Bibel gründenden, Aussagen. Ich und wir als Baptistenkirche glauben, dass Homos mit der Todesstrafe bestraft werden solle.» Mit Bezug auf das dritte Buch Mose und auf den Römerbrief heisst es: «Da Aids nunmal fast ausschliesslich von Sodomitern übertragen wird, wäre die Umsetzung einer Todesstrafe für Homos die effektivste Methode, Aids auszurotten. Wir sehen Aids als Gottes Rache an Homos.»
Für die Durchsetzung der Todesstrafe sieht er den Staat verantwortlich, da dessen Obrigkeiten durch Gott eingesetzt worden seien. «Da die Bundesrepublik Deutschland – zumindest auf dem Papier – ihren Bürgern Religionsfreiheit zusichert, sehe ich keinerlei ‚Spannungsfeld’», argumentiert Urban. «Ein Spannungsfeld existiert vielmehr innerhalb der deutschen Gesetzgebung und ihrer von derzeitiger Tunten-Politik beeinflusster Interpretation, die die Religionsfreiheit einschränkt.»
Der 25-Jährige kündigte an, weiter entsprechend seiner Ansichten zu predigen. Nach eigenen Angaben umfasse seine Gemeinde rund 300 Personen, zum Gottendienst fänden sich im Schnitt zehn Menschen in Pforzheim ein.
Wie die Pforzheimer Zeitung berichtet, hat die Dekanin der evangelische Kirche von Pforzheim, Christiane Quincke, am Dienstag die Staatsanwaltschaft um eine Überprüfung der «Baptistenkirche Zuverlässiges Wort» gebeten.
Ausserdem äusserte sich SPD-Bundestagsabgeordnete und Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion Katja Mast zu den Berichten: «Die Äusserungen dieses selbsternannten ‚Predigers‘ sind entsetzlich. Es sind abstossende und menschenverachtende Aussagen. Wer so gegen einzelne Gruppen hetzt, wer homosexuellen Menschen den Tod wünscht und vieles mehr, der bewegt sich schlicht ausserhalb unseres demokratischen Diskurses», so die Politikerin.
Sich dabei auch noch auf die Religionsfreiheit zu berufen, sei perfide, sagte Mast. Während Menschen in aller Welt für echte Religionsfreiheit kämpften, werde hier versucht, dieses wichtige Gut der Verfassung zu missbrauchen, so Mast weiter auf ihrer Homepage. «Wir dürfen niemals zulassen, dass solche Hetze unwidersprochen bleibt.»
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