Er warnte früh vor «Homoheilung»: Stolperstein würdigt Arzt

Der Künstler Gunter Demnig putzt 2021 von ihm selbst verlegte Stolpersteine in Hamburg (Foto: Axel Heimken / dpa)
Symbolbild

In Berlin wird diese Woche ein weiterer Stolperstein für ein NS-Opfer verlegt. Rudolf Schild sprach sich vor über 100 Jahren gegen die vermeintliche «Heilbarkeit der Homosexualität» aus.

An diesem Mittwoch wird für den Arzt Rudolf Schild in Berlin ein Stolperstein verlegt, den die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft nach eigenen Angaben schon vor etlichen Jahren beantragt hat. Rudolf Schild war jüdischer Herkunft und stammte aus Frankfurt am Main. Als erwachsener Mann bezeichnete er sich jedoch als evangelisch. Nachdem er aus seiner hessischen Heimat nach Berlin umgezogen war, fungierte er auch als Obmann des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees (WhK).

Dies war 1897 u.a. durch Magnus Hirschfeld und Max Spohr gegründet worden, als erster kollektive Versuch in der Geschichte, die Öffentlichkeit über Homosexualität aufzuklären und gegen antihomosexuelle Strafgesetze zu kämpfen.

In dieser Position hielt Schild im Herbst 1921 einen Vortrag und veröffentlichte einen Zeitschriftenaufsatz, in dem er sich gegen die vermeintliche «Heilbarkeit der Homosexualität» aussprach. Schild warnte seine Zeitgenossen davor, in der Ehe ein «Heilmittel gegen bestehende, gleichgeschlechtliche Komplexe» zu sehen, und sein Beitrag wurde noch 1951 in der Hamburger Zeitschrift für schwule Männer, Die Freunde, auszugsweise nachgedruckt. Bis heute habe sich aber kein Bild von Schild auftreiben lassen.

Nach wie vor sei zudem unbekannt, unter welchem Vorwurf Schild Anfang 1936 in «Schutzhaft» genommen wurde. Auslöser für seine Inhaftierung war vermutlich ein Verfahren wegen homosexueller Betätigung, das damals gegen ihn schwebte. Kurz zuvor war Schild in mehreren polizeilichen Verhören von beschuldigten männlichen Sexarbeitern als Sexualpartner genannt worden.

Angaben der Hirschfeld-Gesellschaft ist Schild am 7. Januar 1936 festgenommen und kurz darauf in das KZ Columbia-Haus überstellt worden, unweit des damaligen Flughafens Tempelhof. Am Abend des 25. Januar, keine drei Wochen später, wurde er tot in seiner Zelle aufgefunden. Als Todesursache war zunächst «Herzschwäche im Coma diabeticum» festgestellt worden. Eine Obduktion ergab jedoch, dass Schild an einer Zyankali-Vergiftung gestorben war. Es wird vermutet, dass der Arzt Zugang zu dem Mittel gehabt und es schon bei seiner Festnahme unbemerkt bei sich getragen hatte.

Der Stolperstein wird am Mittwoch um 10:45 Uhr in Berlin-Wilmersdorf verlegt, in der Nachodstrasse 11, Nähe U-Bahnhof Spichernstrasse.

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