Endlich ein Emmy für Hannah Einbinder aus «Hacks»

Abräumerin schlechthin ist die Hollywood-Satire «The Studio»

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Hannah Einbender (Bild: WarnerMedia )

Überraschende Sieger*innen und zwei politische Statements: Der US-Fernsehpreis hätte eine komplett gelungene Show werden können – wäre da nicht eine Idee gewesen, die sich als unglücklich herausstellte.

Die Hollywood-Satire «The Studio» ist mit 13 Preisen der grosse Gewinner der diesjährigen Emmys – noch nie hat eine Comedyserie in einem einzigen Jahr mehr Preise bekommen. 

Die stargespickte Serie erzählt vom neuen Chef eines Filmproduktionsstudios, der verzweifelt den Spagat zwischen Kunst und Kommerz schaffen will. Hauptdarsteller, Co-Autor und Co-Regisseur Seth Rogen gewann in diesen Kategorien ebenfalls den begehrten TV-Preis. 

Der Krankenhaus-Serie «The Pitt» gelang eine grosse Überraschung. Die in Echtzeit erzählte Reihe setzte sich in der Königskategorie beste Dramaserie überraschend durch, und zwar gegen die favorisierte Büro-Dystopie «Severance» und die beliebte Luxusurlaub-Satire «The White Lotus». Sie kam auf insgesamt fünf Auszeichnungen. «The Pitt» ist in Deutschland noch ohne Sendeplatz.

Beste Miniserie wurde «Adolescence». Das fesselnde Jugendgewaltdrama hatte auch in Deutschland für viele Diskussionen gesorgt und erzählt in vier Teilen vom Mord an einer Schülerin durch einen anderen Teenager.

Jungdarsteller Owen Cooper gewann für seine komplexe Darstellung des Täters den Preis als bester Nebendarsteller in einer Miniserie. Der 15-Jährige ist damit laut der Television Academy der jüngste männliche Schauspieler, der je einen Emmy-Schauspielpreis bekam. 

Sein Serienvater Stephen Graham bekam die Auszeichnung für die beste Hauptrolle in einer Miniserie. Graham war auch als Autor und Produzent an «Adolescence» beteiligt und wurde dafür ebenfalls prämiert. Die Serie gewann sechs Emmys, unter anderem für die Beste Nebendarstellerin, der Preis ging an die queere Erin Doherty.

Politische Kommentare sorgen für Gesprächsstoff Für Gesprächsstoff sorgte Schauspielerin Hannah Einbinder, die für «Hacks» nach drei erfolglosen Nominierungen erstmals den Preis als beste Nebendarstellerin in einer Comedy gewann – dort gibt sie eine bisexuelle Gag-Autorin. Sie rief am Ende ihrer Rede: «Go Birds! Fuck ICE! And Free Palestine!» – ein Schlachtruf für das Football-Team Philadelphia Eagles und die politische Aufforderung «Scheiss' auf ICE! Und Freiheit für Palästina!». Während im US-Fernsehen das Schimpfwort zur US-Einwanderungspolizei ausgeblendet wurde, zeigten Clips online den unveränderten Ausschnitt beim kanadischen Sender CTV2. Es blieb eine der wenigen ausdrücklichen politischen Aussagen des Abends. 

Etwas leiser kam ein Kommentar zur aktuellen US-Politik von Stephen Colbert daher. Der Latenight-Moderator bekam an gleich zwei Stellen langanhaltenden Applaus. Vor zwei Monaten war Ende seiner «Late Show» verkündet worden, die in den USA wie auch die Emmy-Verleihung beim eher konservativen Sender CBS läuft. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte Kritik ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe.

Als Colbert zu Beginn der Award-Show einen Preis vergab, sagte der 61-Jährige lachend: «Wenn ich gerade eure Aufmerksamkeit habe: Stellt irgendjemand hier neue Mitarbeiter ein?» Später bekam er den Emmy für die beste Unterhaltungs-Talkshow und wurde ernster. «Manchmal weiss man erst wirklich, wie sehr man etwas geliebt hat, wenn man das Gefühl hat, dass man es verlieren könnte», sagte Colbert und liess dabei offen, ob er seine eigene Sendung oder den Zustand der Demokratie in den USA meinte. Er ergänzte: «Ich habe mein Land niemals verzweifelter geliebt. Gott segne Amerika. Bleibt stark, seid mutig.»

Kritik: Spenden-Aktion lenkt von Danksagungen ab Ansonsten fiel angesichts der üblichen Danksagungen für Familie, Kolleg*innen und Agent*innen auf, wie sehr Hollywood auf allzu regierungskritische Aussagen verzichtet. Schon die Verpflichtung von Nate Bargatze als Moderator war dafür ein Zeichen. Er gilt als ausdrücklich unpolitischer Comedian, der im vergangenen Jahr mit sympathischem Alltagshumor über einen Durchschnittstypen in der modernen Welt grosse Erfolge feiert.

Der 46-Jährige eröffnete die Show mit einer verunglückten Idee: Bargatze kündigte an, 100'000 Dollar an die Kinder- und Jugendhilfe vom «Boys and Girls Club of America» spenden zu wollen – sollte aber eine Dankesrede länger als 45 Sekunden dauern, werde er für jede zusätzliche Sekunde 1000 Dollar von der Spende abziehen. Für jede Sekunde, die die Ausgezeichneten in ihren Reden einsparten, würde er 1000 Dollar mehr zahlen, so der Moderator weiter.

Die Produzenten blendeten bei vielen Reden den aktuellen Spendenstand ein und lenkten damit oft von den rührenden Momenten der Danksagungen ab. Online beschwerten sich viele Zuschauer*innen, die Idee wirke wie eine Beleidigung für Fans von Awardshows, die sich gerne die Reden anschauen. 

Am Ende stand der Zähler gar im Minus. Schliesslich verkündete Bargatze, dass er doch 250'000 Dollar spenden werde und der Sender weitere 100'000 Dollar beisteuere. Er habe die Idee ohnehin nicht gutgeheissen, beteuerte der Moderator des Abends. Von Christian Fahrenbach, dpa

1978 machte eine Aktivistin in Zürich den ersten Schritt und trug dazu bei, das Homo-Register abzuschaffen. Heute stehen trans Jugendliche erneut unter Druck. Mona Gamie ruft in ihrer Kolumne «Mann, Frau Mona!» zur Solidarität für queere Freiheit auf.

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