Sex, Satire und Selbstzweifel: Das Phänomen «The White Lotus»
Die Serie biete «intelligente Unterhaltung mit grossartigen Dialogen und vor traumhafter Kulisse»
Eine brisante Sexszene, ein viraler US-Akzent und Rätselraten um eine Leiche: Die dritte Staffel der bissigen Reichen-Satire «The White Lotus» geht zu Ende. Was hinter dem Hype um die Serie steckt.
Die eine ist süchtig nach dem Beruhigungsmittel Lorazepam, der andere könnte für seine kriminellen Machenschaften ins Gefängnis wandern und zwei Brüder überschreiten eine Grenze.
Die bissige Reichen-Satire «The White Lotus» über Wohlstands-Verwahrloste im Urlaub ist seit Wochen ein virales Gesprächsthema.
An diesem Montag erscheint in Deutschland nun die achte und damit letzte Folge der dritten Staffel, die in Thailand spielt (hier zu sehen). Zum internationalen Cast gehört Arnold Schwarzeneggers Sohn Patrick (MANNSCHAFT berichtete) und «Sex Education»-Star Aimee Lou Wood. Was macht die Serie von Mike White so erfolgreich?
Worum geht es in «The White Lotus»? Das Prinzip ist schnell erklärt und bislang in jeder Staffel gleich. Reiche reisen zum Luxusurlaub in der titelgebenden fiktiven Hotelkette auf eine Insel, jeder bringt ein Geheimnis, einen (inneren) Konflikt oder ein (vermeintliches) Problem mit. Ein mysteriöser Todesfall, der im Prolog jeder Staffel angedeutet wird, überschattet das Urlaubsparadies. Dann wird die Zeit zurückgedreht.
In den aktuellen Episoden spielt unter anderem der deutsche Schauspieler Christian Friedel («The Zone of Interest») in einer Nebenrolle mit. Daneben gehören Jason Isaacs («Harry Potter»), Walton Goggins («Django Unchained»), Blackpink-Sängerin Lalisa Manobal und Oscar-Preisträger Sam Rockwell zur Besetzung. In den Vorgänger-Staffeln zählten Jennifer Coolidge und «Euphoria»-Schauspielerin Sydney Sweeney zu den Stars.
Warum reden alle über die Serie? Trotz des wiederkehrenden Konzepts schalten wöchentlich Millionen ein. Das hat aus Sicht von Fans, Kritiker*innen und Schauspieler*innen vor allem einen Grund: Mike White. Der Serienschöpfer ist bekannt dafür, seine Charaktere sorgfältig zu zeichnen.
Es mag an der Art und Weise liegen, wie er seinen scharfen Witz zur Geltung bringt. Der Showrunner greift menschliche Probleme und Eigenschaften auf: Selbstzweifel, Geltungsdrang, Macht, Geldsorgen, Lust oder innere Leere. Zur Erzählung einer TIN-Person hat man sich aber nicht durchringen können (MANNSCHAFT berichtete).
Gleichzeitig sind seine Figuren oft überheblich, nicht sonderlich sympathisch, weltfremd und teilweise sogar kriminell. Dazu kombiniert er eine sich immer weiter zuspitzende, fesselnde Whodunit-Handlung. Also die Frage, wer jeweils für den Todesfall verantwortlich ist.
«‹The White Lotus› ist mit der dritten Staffel im Mainstream angekommen, fast schon zur Kultmarke geworden.»
Christian Asanger, von Sky Deutschland
Der Vize-Präsident Entertainment von Sky Deutschland, Christian Asanger, sagte: «'The White Lotus‘ ist mit der dritten Staffel - im besten Sinne - im Mainstream angekommen, fast schon zur Kultmarke geworden.» Im Vergleich zu den Vorgänger-Staffeln könne man einen Publikumszuwachs von über 150 Prozent verzeichnen. Die Serie biete «intelligente Unterhaltung mit grossartigen Dialogen und vor traumhafter Kulisse».
Wieso halten viele Mike White für ein Genie? Patrick Schwarzenegger (31), der in der dritten Staffel den sexbesessenen jungen Mann Saxon spielt und sogar seinen Serienbruder küsst (MANNSCHAFT berichtete), sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Alles in der Serie hat einen Grund.» Sobald eine neue Folge veröffentlicht ist, rätseln viele Fans aufs Neue über den möglichen Täter und das mögliche Todesopfer. White hinterlässt Hinweise in den Episoden, einige interpretieren sogar Details aus dem Intro.
«Es ist faszinierend, was sich die Leute alles einfallen lassen, und die Liebe zum Detail, die die Leute aufbringen»
Patrick Schwarzenegger
Auch seine Verlobte erzähle ihm von den verschiedenen Theorien. «Es ist faszinierend, was sich die Leute alles einfallen lassen, und die Liebe zum Detail, die die Leute aufbringen, von dem, was du trägst und warum du trägst, was du trägst, bis hin zu der Frage, warum Mike diesen Affen oder diesen Verkäufer oder diese Sache zeigt.»
Zudem, sagte der US-Schauspieler, liebe White es, Grenzen immer weiter zu verschieben. Das bekommt Schwarzeneggers Figur Saxon selbst in einer verstörenden Sexszene zu spüren.
Was hat es mit Lorazepam und dem Südstaaten-Akzent auf sich? Saxon ist Teil der fiktiven Familie Ratliff aus North Carolina im Südosten der USA. Zum Liebling vieler hat sich seine Serienmutter Victoria (Parker Posey) entwickelt, die ständig das Beruhigungsmittel Lorazepam - auch als Tavor bekannt - schluckt. Ikonisch ist für viele Nutzer*innen Victorias gequälter Südstaaten-Akzent in der englischen Originalversion.
Mit Poseys langgezogener Betonung haben die Wörter alle ein paar mehr Buchstaben («Buuddhismm» statt «Buddhism»). Der Guardian schreibt: «In der Hand von Parker wird jede Zeile zu einem Hindernislauf.»
Welche Figuren stechen sonst noch hervor? Überraschend legte Sam Rockwell («Three Billboards Outside Ebbing, Missouri») einen Gastauftritt in der dritten Staffel hin. In der fünften Episode blieb er mit einem denkwürdigen Monolog in Bangkok über sein Sexleben in Erinnerung. Seine Frau, die Schauspielerin Leslie Bibb, ist in «The White Lotus» übrigens Teil eines toxischen Freundinnen-Trios, das sich nach langer Zeit trifft.
Auch der «Harry Potter»-Star Jason Isaacs sticht mit seiner Rolle als Timothy Ratliff an der Seite von Posey und Schwarzenegger hervor. Das Leben des zwielichtigen Unternehmers gerät aus den Fugen, als Journalist*innen die Geschäfte des Patriarchen aufdecken und ihm dramatische Konsequenzen drohen. Aus Verzweiflung greift er zum Lorazepam seiner Frau.
Mit «The White Lotus» war in den ersten beiden Staffeln vor allem die US-Schauspielerin Jennifer Coolidge als schwer labile Tanya McQuoid zum Kult geworden. Am Ende der zweiten Staffel stirbt ihr Charakter. Der Times sagte Coolidge, dass sie auch die aktuellen Folgen schaue. «Es ist unheimlich, gruselig, ich mache mir Sorgen um alle.»
Wie geht es mit «The White Lotus» weiter? Die ersten beiden Staffeln der Gesellschaftssatire haben insgesamt 15 Emmys gewonnen. Gut vorstellbar, dass bei der nächsten Emmy-Verleihung weitere Auszeichnungen dazu kommen. Verdient hätten es etwa Parker Posey oder Jason Isaacs. Ausserdem wurde noch vor dem Start der neuen Folgen eine vierte Staffel angekündigt. Cast und Reiseziel sind bislang unklar. Von Sabrina Szameitat, dpa
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