Protest am Wohnort von Alice Weidel – fünf Festnahmen
Laut Polizei gab es «Provokationen und Handgreiflichkeiten»
Die Frage nach ihrem Wohnsitz hört Alice Weidel nicht gern. An ihrem Schweizer Wohnort wurde am Wochenende gegen sie demonstriert.
AfD-Chefin Alice Weidel liegt in ihrem Wahlkreis am Bodensee deutlich hinter dem CDU-Kandidaten. Die 46-Jährige kam auf 20,36 Prozent der Stimmen, wie aus dem vorläufigen Ergebnis für den Bodenseekreis hervorging. Sie bleibt aber über die Landesliste abgesichert und somit weiter Bundestagsabgeordnete.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat ihr nach der Bundestagswahl auch schon gratuliert, nicht aber Unions-Kanzlerkandidat und Wahlsieger Friedrich Merz. «Das Volk von Deutschland hat in riesiger Zahl für den Wandel gestimmt», schrieb der ungarische Rechtspopulist auf der Plattform X. «Ich möchte Alice Weidel dazu gratulieren, den Stimmanteil der AfD verdoppelt zu haben.»
Während des Wahlkampfs wurde die lesbische Politikerin immer wieder mit Fragen nach ihrem Wohnsitz konfrontiert. Wie oft genau sie sich in Überlingen aufhält, liess sie offen.
Die 45-Jährige lebt in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einer Schweizerin und zieht mit ihr zwei Kinder gross, laut Weidel in Einsiedeln in der Schweiz (Kanton Schwyz) und Überlingen am deutschen Ufer des Bodensees.
An ihrem Schweizer Wohnort sind am Rande einer Demonstration fünf Menschen vorübergehend festgenommen worden. Der angemeldete und genehmigte Protest in Einsiedeln im Kanton Schwyz richtete sich «gegen den Rechtsruck».
Allerdings fanden sich nach Aufrufen in sozialen Medien auch Gegendemonstranten ein. Es habe «Provokationen und Handgreiflichkeiten» gegeben, berichtete die Polizei. Größere Ausschreitungen seien aber verhindert worden. Die fünf Festgenommenen hätten verbotene Gegenstände dabeigehabt oder sich nicht an polizeiliche Weisungen gehalten, hiess es weiter. Sie seien angezeigt worden.
Die Polizei, die mit einem Grossaufgebot im Einsatz war, sprach von rund 250 Teilnehmer*innen der Demonstration gegen rechts und mehreren Hundert Gegendemonstrant*innen. Es gab keine Anzeichen, dass Alice Weidel vor Ort war. Weidels Schweizer Frau lebt mit den beiden Kindern, die das Paar gemeinsam aufzieht, in der Ortschaft. Die AfD-Politikerin verbringt nach eigenen Angaben einen Teil ihrer Zeit vor Ort. Sie hat ausserdem einen Wohnsitz in Überlingen am Bodensee, wie sie kürzlich bestätigte.
«Wir kämpfen für eine Welt mit Vielfalt und ohne Faschismus.»
Rednerin von «Bündnis gegen Rechts»
Einsiedeln rund 45 Kilometer südlich von Zürich hat rund 10'000 Einwohner*innen. Berühmt ist der Ort wegen seines mehr als 1.000 Jahre alten Klosters, einer Benediktinerabtei. Es ist der bedeutendste Wallfahrtsort der Schweiz.
«Wir kämpfen für eine Welt mit Vielfalt und ohne Faschismus», sagte eine Rednerin von «Bündnis gegen Rechts» bei einer Kundgebung. Weidel betreibe eine Politik der sozialen Kälte. Auf einem Plakat war «Weidel raus» zu lesen. Die Gegendemonstrant*innen buhten die Teilnehmer*innen aus und beschimpften sie, wie in Videos zu sehen war. Einige skandierten Unterstützerrufe wie «AfD, AfD».
In der Schweiz wird längst über die Kosten diskutiert, die der Schutz Weidels verursacht. SP-Parteipräsidentin Karin Schwiter teilt die politischen Positionen der AfD-Chefin nicht, ist aber laut SRF der Meinung: «Der Kanton Schwyz hat natürlich die Aufgabe, Personen, die da leben, und ihre Angehörigen zu schützen.»
Die Kantonspolizei Schwyz wird vom SRF mit den Worten zitiert: «Auskünfte zu möglichen Massnahmen, Dispositiven oder Ressourcen werden zum Schutz aller involvierten Personen keine gemacht.»
Vor der Demonstration gab es bereits eine Briefaktion mit Kritik an Weidel, wie der Landschreiber von Einsiedeln, Patrick Schönbächler, auf Anfrage bestätigte. Auch im Amt sei ein offener Brief eingetroffen. Darin wurde Weidel aufgefordert, das Land zu verlassen – samt einem nachgeahmten Rückflugticket.
Eine ähnliche Aktion hatte es vor einigen Wochen auch in Deutschland gegeben: Die an Flugtickets erinnernden Flyer hatten im Januar bundesweit für Empörung gesorgt. Sie richteten sich an «illegale Einwanderer».
Der AfD-Landesverband Baden-Württemberg hatte mitgeteilt, es handle sich um eine Wahlkampfaktion des Kreisverbandes Karlsruhe. Laut der Linken tauchten die Flyer in Briefkästen von Menschen mit Migrationshintergrund auf.
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