Eurogames in Lyon: «Trotz Unterschieden Grosses leisten»

Dimitri Pavadé
Stattete der Leichtathletik einen Besuch ab: Parathlet Dimitri Pavadé. (Bild: MANNSCHAFT)

Vom 23. bis 26. Juli fanden in Lyon die Eurogames statt, die grösste LGBTIQ-Sportveranstaltung Europas. Der offen schwule Parathlet Dimitri Pavadé war einer der Botschafter*innen.

Rund 5500 Amateursportler*innen aus Europa und der ganzen Welt trafen sich am vergangenen Wochenende in Lyon für die Eurogames. Auf dem Programm standen 32 Sportarten, darunter Kunstschwimmen, Badminton, Volleyball, Fussball und Radsport. Drei Disziplinen wurden als Demonstrationssportarten gezeigt: Flag Football, das 2028 olympisch wird, sowie Ultimate Frisbee und die in der Community beliebte Sportart Quadball.

Startschuss für die Turniere und Wettkämpfe war die feierliche Eröffnungszeremonie am Mittwoch, unter anderem mit Bürgermeister Grégroy Doucet und Vertreter*innen der European Gay & Lesbian Sports Federation (EGLSF). Die Organisation ist der europäische Dachverband für rund 150 queere Sportvereine. Im Gegensatz zu vielen anderen Meisterschaften können trans Menschen bei den Eurogames in der Geschlechterkategorie starten, mit der sie sich identifizieren. Nicht-binäre Teilnehmende können in einer dritten Geschlechterkategorie starten.

Queere Athlet*innen aus dem französischen Spitzensport waren Botschafter*innen des Events, darunter die Radsportlerin Marie Patouillet, der ehemalige Schwimm-Olympiasieger Jérémy Stravius, Rugbyspieler Jérémy Clamy-Edroux und Parathlet Dimitri Pavadé.

Pavadé belegte den vierten Platz beim Weitsprung bei den Paralympischen Spielen 2024 in Paris und outete sich anschliessend als schwul (MANNSCHAFT berichtete). «Ja, ich bin klein, von gemischter Herkunft, einbeinig – und schwul!», schrieb Pavadé damals in einem viralen Instagram-Post.

«Ich wollte anderen Mut machen – gerade auch Sportler*innen mit Behinderung, die sich vielleicht nicht trauen, offen sie selbst zu sein», sagt Pavadé im Gespräch mit MANNSCHAFT in Lyon. Dass er mit seinem Statement eine solche Welle auslöste, habe ihn selbst überrascht. «Eigentlich wollte ich nur zeigen, dass man trotz oder gerade wegen seiner Unterschiede Grosses leisten kann.»

Dimitri Pavadé
Dimitri Pavadé sprang bei den Eurogames kurzerhand selbst in den Sand –ausser Wettbewerb. (Bild: MANNSCHAFT)

Er sehe sich als Stimme für die LGBTQIA-Community im paralympischen Leistungssport. «Ich vereine viele Unterschiede», sagt er mit einem Lächeln. «Ich bin sehr klein, ich bin gemischter Herkunft, ich bin behindert – und ich bin schwul. Viele Kästchen, die man da ankreuzen kann, und die vielleicht manche stören. Aber ich wollte zeigen: Man kann zu sich stehen, performen und trotzdem auf höchstem Niveau Sport treiben.»

Im Rahmen der Eurogames stattete der 35-Jährige einen Besuch bei der Leichtathletik ab, wo er mit den Teilnehmenden quatschte und selbst kurzerhand beim Weitsprung mit in den Sand sprang – ausser Wettbewerb. «Ich wollte nicht nur zugucken. Es ist auch schön, im Austausch mit anderen zu stehen. Das schafft Verbindung», sagt er.

Die nächsten Eurogames finden 2027 in Cardiff statt (MANNSCHAFT berichtete). 2026 gehen in Valencia die Gay Games über die Bühne. Im Vorfeld sorgten dort vier Organisationen für Kontroverse, nachdem sie die Zusammenarbeit mit den Veranstalter*innen auflösten (MANNSCHAFT berichtete).

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