Der Frauentag aus trans Sicht: «Divers, aber vereint!»
5 Stimmen zum 8. März
Der Frauentag wurde auf Anregung der deutschen Sozialdemokratin Clara Zetkin erstmals am 19. März 1911 in Deutschland und in Nachbarländern organisiert. Seit 1921 wird er jährlich am 8. März gefeiert. 1977 erkannte ihn die UN-Generalversammlung als Internationalen Frauentag an. Was bedeutet der Tag für trans Frauen?
Wir haben fünf trans Frauen gebeten, uns zu schreiben, was für sie der Frauentag bedeutet und was sie sich von diesem Tag wünschen.
Nadja Brönimann, Autorin (Lachen SZ)
«Zwei Dinge sind mir ein grosses Anliegen: Erstens, dass es beim Thema „Frausein“ nicht nur um das Geschlecht geht. Frausein ist viel grösser als das Geschlecht, vielschichtiger, unergründlicher und ja, fantastischer. Man sollte das Frausein nicht in eine Schublade zwängen, denn es hat unendlich viele Gesichter, Facetten, Farben – und das ist grossartig so. Zweitens: Am Frauentag geht es um Respekt. Aber für mich geht es dabei nicht nur um Respekt gegenüber Frauen, sondern allen Menschen gegenüber.
Gerade in letzter Zeit wünsche ich mir oft, dass wir uns alle wieder besser zuhören, dass auch die leisen Töne mehr wahrgenommen werden …dass wir achtsamer miteinander umgehen. Die Begründung für diesen wohl simpel klingenden Wunsch ist ganz einfach: Es ist wichtig, dass wir miteinander klarkommen, egal, wie verschieden wir sind. Es muss doch gelten: Divers, aber vereint!»
Ilonka Petruschka, Schauspielerin (Berlin)
«Der Frauentag bedeutet mir überhaupt nichts. Es ist lediglich eine weitere Farce im Kalender. Männer dominieren in den meisten Bereichen, Femizide werden verharmlost, und junge Mädchen sehnen den Tag herbei, an dem sie sich das erste mal ihre Lippen aufspritzen lassen dürfen. Vermeintliche Feministinnen wie Alice Schwarzer oder J.K. Rowling verbreiten hinter einer pseudointelleltuellen Fassade offen ihren trans Hass und versuchen, mir das Frau sein abzusprechen.
Braucht es künftig auch einen trans Tag? Oder können wir Gleichberechtigung, den offenen Dialog und die Bereitschaft für unsere demokratischen Werte einzustehen, endlich mal zur Tagesordnung machen, am besten solange bis solche Feiertage überflüssig werden und als das gesehen werden was sie sind: antiquiert!»
Sabrina Sanchez, Direktorin der European Sex Worker Rights Alliance (ESWA) Die Mexikanerin lebt in Berlin
«Am Frauentag gibt es überhaupt nichts zu feiern: Es ist immer noch ein Tag zum Kämpfen, zum Demonstrieren. Es gibt eine Menge zu beklagen, es gibt immer noch keine Gleichheit. Und konservative Kräfte unter den Feministinnen wollen uns trans Frauen ausschliessen.
Uns gefällt überhaupt nicht, was gerade passiert. Darum werde ich am Freitag auf die Strasse gehen, das erste Mal wieder seit 2020.»
Tessa Ganserer, Bundestagsabgeordnete (Grüne). Ganserer hat ihren Wahlkreis in Nürnberg.
«Es würde schon genügen, wenn wir uns die Gehaltsvergleiche, die Verteilung unbezahlter Care Arbeit, Opferstatistiken zu häuslicher Gewalt anschauen, um die Notwendigkeit eines internationalen Frauentags eindrücklich zu begründen. Doch in den letzten Jahren ist zusätzlich noch eine besorgniserregende Zunahme frauenverachtender Hassgewalt in online-Welten- sowie von Rechtspopulisten und Rechtsextremisten zu verzeichnen.
Im Europawahljahr 2024 ist es mir wichtig zu betonen, dass wir mittlerweile nicht nur für die eigenen Rechte kämpfen, sondern auch die Demokratie im Allgemeinen verteidigen müssen. Denn dort, wo demokratische Rechtsstaatlichkeit bedroht ist, geraten auch Frauenrechte wieder verstärkt in Bedrängnis. Wir brauchen internationale und intersektionale Solidarität. Denn wir sind erst frei, wenn wir alle frei sind! Dieser Tag gilt den Rechten von allen Frauen, egal ob hetero, cis, mit oder ohne Behinderung, lesbisch, bi, trans, bi oder enby, schwarz oder weiss.»
Laura Patricia Kasprowski, Kommunalpolitikerin (CDU) aus Mülheim an der Ruhr
«Der internationale Weltfrauentag ist für mich ein wichtiger Tag, um an die Errungenschaften von Frauen in allen Bereichen des Lebens zu feiern und gleichzeitig auf die anhaltenden Herausforderungen und Ungleichheiten, sowie der Gewalt gegen Frauen weltweit weiterhin hinzuweisen. Es ist für uns an der Zeit, für Gleichberechtigung zu kämpfen und die Stimmen von uns Frauen zu stärken. Nur gemeinsam können wir eine Welt zu schaffen, in der Frauen in allen Bereichen gleichberechtigt sind und ihr volles Potenzial entfalten können.
Ich wünsche mir vom internationalen Weltfrauentag, dass wir in einem Jahr sagen können, dass Frauen weltweit an Gleichberechtigung gegenüber Männern gewonnen haben. Dieser Tag muss für uns ständige Selbstkontrolle über den aktuellen Stand der Gleichberechtigung der Frau sein. Hoffentlich aber ist die Gleichberechtigung der Frau eines Tages selbstverständlich.»
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