Der CSD ist «mehr als nur eine bunte Partyveranstaltung»
Im Vorfeld des Berliner CSD definiert der Queer-Beauftragte des Senats die Pride-Veranstaltung
Berlins umstrittener neuer Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano (SPD) sieht im Christopher Street Day mehr als nur eine bunte Partyveranstaltung.
«Für mich ist der CSD definitiv eine politische Demonstration. Und ich glaube, das ist es für alle, die da hinkommen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Sie werde aber auch mit Feiern verbunden. «Weil manche es wichtig finden, das Leben zu feiern, das sie leben, das sie gerade neu leben dürfen, wenn sie ein Coming-out haben oder das sie sonst nicht leben dürfen, aber jetzt in Berlin zum CSD.»
Zum CSD am Samstag in der Hauptstadt erwarten die Veranstalter*innen rund eine halbe Million Teilnehmer*innen.
«Das Politische begründet sich auch darin, dass sich Menschen an diesem Tag die Freiheit schenken, den Tag so zu verbringen, wie sie es wollen», sagte Pantisano. Aber es gehe auch um Inhalte.
«Es gibt genug zu tun» «Wir haben das Thema, dass wir immer noch nicht in Artikel 3 des Grundgesetzes repräsentiert sind, nach dem niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung oder seiner politischen Anschauungen benachteiligt werden darf», so der erste Queer-Beauftragte des Landes Berlin.
«Wir haben immer noch ein Transsexuellengesetzes, das teilweise als verfassungswidrig eingestuft worden ist» (MANNSCHAFT berichtete). Die Bundesregierung müsse sich ausserdem auch um die Belange der queeren Community weltweit einsetzen.
«Wir haben es mit queeren Geflüchteten zu tun, die hier Schutz suchen, die wir aber oft gar nicht mitdenken, wenn wir über Geflüchtete sprechen. Es gibt genug zu tun», ergänzte Pantisano, der am Dienstag vergangener Woche vom Senat zur «Ansprechperson Queeres Berlin» ernannt wurde.
«Lückenlose Aufklärung» «Der CSD erhebt viele Forderungen, die dann die Politik bearbeiten sollte. Meine Rolle als neue Ansprechperson ist es zu schauen, dass die Forderungen, die der CSD hat, aber auch die Community, in die Senatsverwaltungen mit reinzubringen», sagte Pantisano. «Denn queeres Leben kommt nicht nur dann vor, wenn wir die Regenbogenfahne hissen, es kommt gerade in Berlin jeden Tag vor – und das sollten wir auch berücksichtigen.»
Seine SPD-Kollegin Cansel Kiziltepe, Berlins Sozialsenatorin, hat sich derweil für null Toleranz gegenüber Diskriminierung ausgesprochen. Auch in Berlin gebe es immer wieder Fälle von Gewalt und Diskriminierung gegenüber LGBTIQ (MANNSCHAFT berichtete), sagte Kiziltepe der Deutschen Presse-Agentur. «Es braucht für jeden Einzelfall eine lückenlose Aufklärung, und es braucht im ganzen Stadtgebiet Angebote zum Schutz von Betroffenen und zur Prävention von Queerfeindlichkeit.»
Comedian Hape Kerkeling erklärte in einer TV-Talkshow diese Woche, er sei mit seinem Mann von Berlin nach Köln zurückgezogen, weil die Atmosphäre in der Stadt «deutlich homophober» geworden sei (MANNSCHAFT berichtete).
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