Coronavirus: Keine erhöhte Gefahr für HIV-Infizierte
Dennoch sollten Menschen mit einer HIV-Behandlung in der Corona-Pandemie einige Dinge zusätzlich beachten.
Besonders Menschen mit chronischen Krankheiten oder einem schwachen Immunsystem müssen sich in der Corona-Pandemie vorsichtig verhalten. Die Warnungen an Immungeschwächte führten zu Verunsicherung bei Menschen mit HIV. Führende LGBTIQ-Gesundheitsorganisationen und Medizinexpert*innen sehen jedoch keine erhöhte Gefahr für diese Bevölkerungsgruppe, wenn HIV therapiert wird. HIV-Infizierte sollten dennoch einige zusätzliche Massnahmen treffen.
Führende LGBTIQ-Gesundheits- und AIDS-Organisationen Australiens wie The Australian Federation of AIDS Organisations oder ACON informieren in offenen Briefen an alle HIV-Infizierte über das Coronavirus. Der Umstand, dass dieses für immungeschwächte Menschen besonders gefährlich ist, führte zu Verunsicherung bei HIV-Infizierten. Die Quintessenz der Briefe: Menschen mit einer HIV-Behandlung sind in der Pandemie nicht besonders gefährdet, sofern sie eine Therapie durchführen.
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Unnötige Engpässe vermeiden Wichtig sei, dass man die HIV-Medikation wie vorgeschrieben weiter durchführe. Die Versorgung mit antiviralen Medikamenten sei laut Expert*innen weiterhin gewährleistet. Das Hamstern von Medikamenten sollte man unterlassen, da es zu unnötigen Engpässen führen könnte.
Dazu gelten wie bei allen Menschen die üblichen Vorsichtsmassnahmen: Hände waschen – und zwar regelmässig, lange und gründlich. Ausserdem das Gesicht nicht berühren, in den Ellbogen niesen und Abstand halten von anderen Menschen.
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PrEP schützt wohl nicht vor COVID-19 Armin Schafberger nahm in einem Gespräch mit magazin.hiv zu weiteren Fragen rund um HIV und COVID-19 Stellung. So sieht der Medizinreferent der Deutschen Aidshilfe keine Hinweise, dass eine Medikation mit PrEP vor dem Virus schützt.
Doch sei korrekt, dass Coronaviren zu ihrer Vermehrung unter anderem ein Enzym namens Protease brauchen. «Und es gibt eine Gruppe von HIV-Medikamenten, die die HIV-Protease blockieren: die sogenannten Protease-Hemmer oder Protease-Inhibitoren», erklärt Schafberger.
Fehlende Daten Allerdings sei Skepsis angesagt. «Bei Laborversuchen mit dem ebenfalls verwandten MERS-Virus zeigte sich keine große Wirksamkeit der HIV-Medikamente gegen die Virusvermehrung.» Doch wie so oft beim Coronavirus fehlen auch hier noch die genauen Daten aus Studien.
Weiter rät Schafberger, dass Menschen mit HIV auf Reisen – wenn sie denn das Land noch verlassen dürfen – einen Medikamentenvorrat für zwei zusätzliche Wochen im Gepäck haben sollten. Dies, falls die Reisenden in Quarantäne müssen, wie das etwa bei Tourist*innen auf Teneriffa verordnet wurde.
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LGBTIQ-Community gefährdeter Das National LGBT Cancer Network hat einen von über 100 US-Organisationen unterzeichneten Brief zum Thema verfasst (MANNSCHAFT berichtete). Der Brief zeigt auf, warum LGBTIQ zusätzliche Vorsichtsmassnahmen treffen sollten, um eine Ansteckung mit der Krankheit zu vermeiden.
So würden Mitglieder der LGBTIQ-Community zu 50% häufiger rauchen als heterosexuelle cis Personen – und COVID-19 ist eine Atemwegserkrankung. Rauchen verringere die Immunität gegen Atemwegserkrankungen, die Genesung von diesen Krankheiten dauere länger.
Ausserdem gibt es unter LGBTIQ eine höhere Rate an Krebs und HIV, was das Immunsystem der Betroffenen beeinträchtigen kann. Viele wüssten entweder nicht, dass sie sich mit HIV infiziert haben oder sie behandeln es nicht richtig, heisst es in dem Brief.
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