Berlinale äussert sich zu Kritik wegen eingeladener AfD-Mitglieder

Jetzt hat die Festivalleitung reagiert

22.01.2024, Berlin: Das Leitungs-Duo, Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin, und Carlo Chatrian, künstlerischer Direktor, an der Pressekonferenz zur Vorstellung Bekanntgabe des Programms (Bild: Jens Kalaene/dpa)
22.01.2024, Berlin: Das Leitungs-Duo, Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin, und Carlo Chatrian, künstlerischer Direktor, an der Pressekonferenz zur Vorstellung Bekanntgabe des Programms (Bild: Jens Kalaene/dpa)

Nach Kritik an Einladungen für AfD-Politiker*innen zur Berlinale-Eröffnung hat die Festivalleitung die Hintergründe erklärt und sich gegen Rechtsextremismus ausgesprochen.

In einem offenen Brief von über 200 Künstler*innen hiess es: «Wir weigern uns, rechten Politiker*innn die Teilnahme an unseren Räumen zu erlauben.» Man glaube nicht, «dass die Eröffnungsfeier als sicherer Ort für Juden, Frauen, Mitglieder der Bipoc-, LGBTIQ, Behinderten-, Roma- und Sinti-Gemeinschaft oder der Zeugen Jehovas betrachtet werden kann, die unter anderem von einer anderen rechtsextremen, nationalkonservativen Bewegung in Deutschland verfolgt und ermordet wurden». Laut Deadline wurden von der AfD Kristin Brinker und Ronald Gläser eingeladen.

Mitglieder der AfD verträten zutiefst antidemokratische Positionen, die den Werten der Berlinale und deren Mitarbeitenden widersprächen, heisst es in einem auf Englisch verbreiteten Statement auf dem Instagram-Account der Berlinale von Sonntag. Es ist gezeichnet mit dem Namen von Leiterin Mariette Rissenbeek.

Die Festivalleitung erklärte zum Hintergrund der Einladungen auch auf dpa-Anfrage, dass die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Berliner Senat Einladungskontingente für die Berlinale erhielten, die an die demokratisch gewählten Mitglieder aller Parteien im Bundestag und im Abgeordnetenhaus vergeben werden.

Das ist ein Fakt, und den müssen wir als solches akzeptieren

AfD-Mitglieder seien in den Bundestag und das Abgeordnetenhaus gewählt worden und daher auch in politischen Kulturausschüssen und anderen Gremien vertreten. «Das ist ein Fakt, und den müssen wir als solches akzeptieren», hiess es.

«Wir setzen uns gegen jede Form von Ausgrenzung und Diskriminierung ein und treten konsequent für die Werte einer weltoffenen und liberalen Demokratie ein», hiess es weiter in dem Statement. «Menschen – auch Mandatsträger – die diesen grundlegenden Werten zuwiderhandeln, sind auf der Berlinale nicht willkommen.» Dies werde man deutlich und nachdrücklich in persönlichen Schreiben an die AfD-Vertreter und auch bei anderen Gelegenheiten zum Ausdruck bringen.

Die Berlinale betonte, «für demokratische Grundwerte und gegen Rechtsextremismus» zu stehen und alle Demonstrationen und andere Initiativen gegen undemokratische Strömungen zu unterstützen.

«Wir erteilen rechtsextremem oder rechtspopulistischem Gedankengut eine klare Absage und beobachten mit Sorge, dass Antisemitismus, antimuslimische Ressentiments, Hetze und andere antidemokratische Haltungen in Deutschland auf dem Vormarsch sind.»

Wir erteilen rechtsextremem oder rechtspopulistischem Gedankengut eine klare Absage

In einem offenen Brief im Internet vom 2. Februar, der mittlerweile nicht mehr online zu finden ist, wurde die Rücknahme von zwei Einladungen an AfD-Politiker*innen gefordert. US-Medienberichten zufolge hatten hunderte Menschen, darunter Filmschaffende, unterschrieben.

Die Berlinale hatte auf ihrem Instagram-Account auch zur Berliner Grossdemonstration gegen rechts unter dem Motto «Wir sind die Brandmauer» am Samstag aufgerufen. Daraufhin forderten mehrere Menschen in Kommentaren ebenfalls eine Rücknahme von Einladungen an die AfD.

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den grossen Filmfestivals der Welt. Die nächste Ausgabe ist vom 15. bis 25. Februar geplant. Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian präsentieren als scheidendes Leitungsduo zum letzten Mal das Programm.

Lebenslange Haft für Mord an trans Teenagerin Brianna Ghey in Grossbritannien: Sadistische Neigungen und Transfeindlichkeit sollen bei der Tat der beiden 16-Jährigen eine Rolle gespielt haben. Sie können erst nach vielen Jahren auf Freilassung hoffen (MANNSCHAFT berichtete).

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