Schwules Paar in Basel verprügelt – Polizei bleibt untätig
Wir wurden als Opfer überhaupt nicht ernst genommen, klagen die beiden Männer
Ein schwules Paar ist in der Basler Bar «Joggeli-Lounge» von drei Männern verprügelt worden. Doch die herbeigerufene Polizei wollte nicht eingreifen.
Wie die LGBTIQ-Verbände Pink Cross, LOS und TGNS am Freitag mitteilten, habe die Polizei den Fall gar nicht ernst genommen. Die Forderung darum: Die baselstädtische Regierung müsse nun handeln, nachdem sie entsprechende Vorstösse seit Jahren vor sich hergeschoben hat.
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Erich Mynock und Thomas Mathis wollten Anfang Oktober lediglich einen unbeschwerten gemeinsamen Abend in der Basler «Joggeli-Lounge» geniessen. Nachdem sie eine Weile getanzt hatten, setzten sie sich an einen Tisch. Dann kamen plötzlich drei Männer, die sie vorher noch nie gesehen hatten, auf die beiden zu und attackierten sie.
«Wir wollten uns gegenseitig helfen, doch wir hatten keine Chance und sind einfach möglichst schnell geflüchtet», beschreibt Thomas Mathis den Angriff. Die Bilanz des ruinierten Abends, über den auch bzbasel.ch berichtet: ein blaues Auge, eine offene Lippe, diverse Kratzer und Schürfungen im Gesicht, an den Armen und der Brust.
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Noch vor Ort riefen sie die Polizei, die sich aber nur erkundigte, ob es dem Paar soweit gut gehe, aber nicht weiter tätig wurde. Auch einige Tage später auf dem Polizeiposten wurden die Männer abgewimmelt. Erst nachdem sie zwei ärztliche Bestätigungen der erlittenen Verletzungen vorlegten, wurde ihre Anzeige endlich aufgenommen. Trotzdem blieb die Polizei weiter untätig und verlangte vom Paar sogar, dass sie selber bei der Bar nach allfälligen Videoaufnahmen und Corona-Anwesenheitslisten fragen.
Etwas Ähnliches passierte in Zürich Ende August. Ein Mann wurde von etwa zehn jungen Männern homophob beleidigt, angepöbelt und bedroht. In der Nähe stand ein Fahrzeug der Stadtpolizei – aber die zeigte kein Interesse (MANNSCHAFT berichtete).
Nun also in Basel. «Ich war sprachlos. Wir wurden als Opfer überhaupt nicht ernst genommen. Es wurde sogar von uns erwartet, dass wir die Arbeit der Polizei machen!», erzählt Thomas Mathis. Die Polizisten seien weder aus dem Auto gestiegen, noch seien sie in die Bar gegangen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Sie wendeten sich deshalb für Unterstützung an Pink Cross, die dem Paar einen Anwalt vermittelte.
Dass die beiden schwulen Männer solch schlechte Erfahrungen mit der Polizei machen mussten, ist auch der untätigen Basler Regierung geschuldet, so der Vorwurf der LGBTIQ-Verbände. Im Februar 2017 wurde ein parlamentarischer Vorstoss überwiesen, der eine Anlaufstelle für LGBTIQ-Personen fordert und in dessen Prozess die LGBTIQ-Organisationen auf die Notwendigkeit der Sensibilisierung der Polizei hingewiesen haben. Seit Mai 2019 ist ausserdem ein weiterer Vorstoss hängig, der diese Sensibilisierung explizit fordert.
Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, erklärte: «Längst hätte die Regierung den politischen Auftrag, Massnahmen gegen die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen zu beschliessen. Passiert ist bisher nichts, im Gegensatz zu anderen Kantonen.»
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So setzt beispielsweise der Kanton Fribourg einen Auftrag des Grossen Rates vom Mai 2019 bereits um: Die Polizei dort ist in Zusammenarbeit mit der lokalen LGBTI-Organisation an der Ausarbeitung eines Sensibilisierungsprogramms und LGBTQ-feindliche Hassverbrechen werden schon statistisch erfasst (MANNSCHAFT berichtete).
Doch nicht nur in Basel-Stadt, sondern auch in den Kantonen Basel-Landschaft, Bern oder im Aargau werde der Schutz von LGBTQ-Personen auf die lange Bank geschoben. «Seit Jahren ist bekannt, dass LGBTIQ hassmotivierten Angriffen und Diskriminierung ausgesetzt sind. Die Mehrheit der Bevölkerung will das nicht länger dulden, wie auch das Abstimmungsresultat im Februar 2020 zeigte. Doch die Regierungen bleiben weiterhin untätig, sogar wenn sie einen parlamentarischen Auftrag haben», kritisiert Heggli.
Wir getrauen uns nicht mehr einfach so in eine Bar.
Von Angriffen wie diesen bleiben meist nicht die körperlichen Verletzungen, sondern die seelischen. Auch Thomas Mathis und Erich Mynock merken das: «Wir getrauen uns nicht mehr einfach so in eine Bar, sondern checken vorgängig ab, ob es da schon mal zu einem Angriff auf Schwule kam.»
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Die Politik müsse die Auswirkungen von LGBTQ-feindlichen Angriffen und Diskriminierungen endlich ernstnehmen und handeln, fordert Pink Cross. Speziell die Regierungen der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau und Bern sollen die dort hängigen Vorstösse zur Sensibilisierung der Polizei und der statistischen Erfassung von Hate Crimes umgehend angehen und umsetzen.
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