Aus Klerikerstand entlassen: Anselm Bilgri findet Vatikan realitätsfern
Brief vom Papst ist überflüssiges Nachtreten, so der Ex-Pater
Papst Franziskus hat den schwulen Ex-Pater Anselm Bilgri «strafweise aus dem Klerikerstand entlassen». Der Grund «Verharren in Kirchenspaltung».
Anselm Bilgri wurde vor rund 40 Jahren vom späteren Papst Joseph Ratzinger zum Priester geweiht und war später Prior des Klosters Andechs. Er hatte Ende 2020 bekannt gegeben, aus der römisch-katholischen Kirche aus- und zu den deutlich liberaleren Altkatholiken übergetreten zu sein (MANNSCHAFT berichtete). Kurze Zeit später machte er öffentlich, dass er schwul ist und seit Jahren mit seinem Partner zusammenlebt.
Die Nachricht aus Rom, die nun per Post bei ihm eintraf, empfindet Bilgri als überflüssiges Nachtreten. «Es hat mal wieder deutlich gemacht, dass sich die römisch-katholische Hierarchie, auch die bischöfliche, in einer Blase befindet», so Bilgri gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Die Realität der Gesellschaft werde überhaupt nicht mehr wahrgenommen.
Die Entlassung aus dem Kirchenstand durch den Papst habe auf Bilgri nach seinem Austritt aus der römisch-katholischen Kirche keinen Einfluss mehr. Den Brief habe er abgeheftet, nun werde er verstauben, zitiert ihn der BR. Rechtlich gelte er nun als Laie. Er könne keine Sakramente mehr empfangen oder spenden und auch nicht die Eucharistie feiern.
Bilgri gilt als scharfer Kritiker seiner früheren Kirche, spricht sich gegen den Zwangszölibat und für mehr Rechte Homosexueller aus.
Er habe früher schon im Kloster mit der Erkenntnis gekämpft, homosexuell zu sein, hatte Bilgri nach seinem Coming-out erzählt. Erst seit dem Austritt könne er dazu stehen. Sein Mann sei aber nicht der einzige Grund gewesen, warum er der römisch-katholischen Kirche nach Jahrzehnten den Rücken kehrte.
Er und sein Partner Markus wurden im März 2021 von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) getraut (MANNSCHAFT berichtete).
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