Aus für Jimmy Kimmel: Wanda Sykes spricht von «übermässiger Zensur»
Late-Night-Moderator*innen zeigen sich empört
US-Präsident Donald Trump feiert die Absetzung von Jimmy Kimmels Talkshow. Bekannte Entertainer hingegen sprechen von Zensur oder Einschüchterung und sehen die Meinungsfreiheit in Gefahr.
Erfolgreiche Late-Night-Moderatoren des US-Fernsehens stellen sich hinter den abgesetzten Entertainer Jimmy Kimmel und erheben schwere Vorwürfe gegen die Regierung von Präsident Donald Trump.
«Heute Abend sind wir alle Jimmy Kimmel», sagte der Satiriker Stephen Colbert in seiner Sendung am Donnerstagabend (Ortszeit). Die Entscheidung des US-Senders ABC, die Talkshow von Jimmy Kimmel vorläufig abzusetzen, bezeichnete Colbert als «krasse Zensur». Auch Jon Stewart und David Letterman übten Kritik.
«Einem Autokraten gegenüber kann man keinen Zentimeter nachgeben»
Stephen Colbert, Satiriker
«Einem Autokraten gegenüber kann man keinen Zentimeter nachgeben», sagte Colbert, ohne Trumps Namen zu nennen. Im Juli hatte der US-Sender CBS das Ende von Colberts «Late Show» verkündet. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte Empörung ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe.
Die offen lesbische Komikerin Wanda Sykes warf Trump «übermässige Zensur» vor. Während er «weder den Krieg in der Ukraine beendet noch Gaza gelöst» habe, sei es ihm gelungen, «innerhalb seines ersten Amtsjahres die Meinungsfreiheit zu beenden», sagte sie in einem Instagram-Video. «Für diejenigen unter euch, die beten: Jetzt ist der Moment. Liebe dich, Jimmy.»
Auch Stewart und Letterman üben Kritik Man habe eine «regierungskonforme Sendung» zusammengestellt, sagte Moderator Jon Stewart zu Beginn einer Sondersendung der «Daily Show». Während der Sendung zollte Stewart Trump satirisch wiederholt Respekt - immer wieder nannte er den Präsidenten «Lordschaft» und «Vater». In der Sendung spielte Stewart auch auf «eine beispiellose Machtkonsolidierung» und «Einschüchterung» seitens der US-Regierung an.
«Es ist albern. Es ist lächerlich. Und man kann nicht einfach jemanden feuern, nur weil man Angst hat oder versucht, sich bei einer autoritären, kriminellen Regierung im Oval Office einzuschleimen.»
David Letterman
Auch der frühere Late-Night-Entertainer David Letterman zeigte sich kritisch: «Wir sehen alle, wo das hinführt, oder?», sagte Letterman. «Es ist albern. Es ist lächerlich. Und man kann nicht einfach jemanden feuern, nur weil man Angst hat oder versucht, sich bei einer autoritären, kriminellen Regierung im Oval Office einzuschleimen. So funktioniert das einfach nicht», sagte der 78 Jahre alte Moderator bei einer Podiumsdiskussion.
Medienunternehmen unter Druck Am Mittwoch hatte der Sender ABC Kimmels Show nach dessen umstrittenen Äusserungen zum Tod des rechten Aktivisten Charlie Kirk «auf unbestimmte Zeit» aus dem Programm genommen. Trump begrüsste die Entscheidung und forderte, auch weitere Sendungen ihm unliebsamer Moderator*innen abzusetzen.
Zuvor hatte das Medienunternehmen Nexstar, das mit Dutzenden Lokalsendern Inhalte von ABC ausstrahlt, erklärt, Kimmels Show nicht länger senden zu wollen. Sinclair - ein weiterer Betreiber von Lokalsendern - zog nach, und forderte von dem Moderator unter anderem eine Entschuldigung bei Kirks Familie sowie eine Spende an Kirks Organisation Turning Point USA. Auch die deutsche Moderatorin Dunja Hayali wird wegen einer Moderation zum Tod von Kirks angefeindet (MANNSCHAFT berichtete).
Brisant ist, dass Nexstar derzeit weitere Lokalsender übernehmen will und dafür die Zustimmung der Aufsichtsbehörde FCC benötigt. Diese hat in den USA weitläufige Befugnisse, was etwa Sendelizenzen angeht - darf allerdings keine inhaltliche Zensur betreiben. Auch Sinclair ist auf das Wohlwollen der Behörde angewiesen.
Kritiker*innen werfen FCC-Chef Brendan Carr vor, Druck auf die Unternehmen ausgeübt zu haben, und fordern seine Absetzung. Carr hatte in einem rechten Podcast erklärt, die Unternehmen müssten mit Blick auf Kimmel handeln - andernfalls gebe es «zusätzliche Arbeit für die FCC». «Wir können das auf die einfache oder die harte Tour machen», sagte er.
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