Ann-Katrin Berger düpiert: DFB-Team verpasst EM-Finale

Deutschlands Torhüterin Ann-Katrin Berger
Ann-Katrin Berger (Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa)

Deutschland liefert den spanischen Topfavoritinnen im Halbfinale von Zürich einen zähen und nervenaufreibenden Kampf. Torhüterin Ann-Katrin Berger hält ganz stark, wird am Ende aber düpiert.

Von Ulrike John und David Joram, dpa

Aus der Titeltraum: Die deutschen Fussballerinnen haben trotz einer grossen Energieleistung gegen Weltmeister Spanien das EM-Finale knapp verpasst. Das Team von Bundestrainer Christian Wück wehrte sich lange hartnäckig gegen den Titelfavoriten, musste aber in der 113. Minute das entscheidende Tor zum 0:1 (0:0, 0:0) nach Verlängerung hinnehmen: Weltfussballerin Aitana Bonmati traf und drehte jubelnd ab.

Tübingen: Fussball, Frauen: EM, Deutschland - Spanien, Finalrunde, Halbfinale. Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgen das Spiel bei einem Public Viewing in einem Kino
Tübingen: Zuschauer*innen verfolgen das Spiel bei einem Public Viewing in einem Kino (Bild: Marijan Murat/dpa)

Vor 22'432 Zuschauern im ausverkauften Züricher Letzigrund-Stadion - darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - jubelten die überlegenen Spanierinnen nach einem Abnutzungskampf. Das Team um Starspielerin Bonmati kann nun zwei Jahre nach dem WM-Triumph von Australien erstmals Europameister werden.

Im Endspiel geht es am Sonntag (18.00 Uhr) in Basel gegen Titelverteidiger England. Für die deutsche Auswahl gibt es keine Revanche für die Endspiel-Niederlage 2022 in Wembley gegen die «Lionesses».

Fussball-Idole Netzer und Hrubesch auf der Tribüne Über 10'000 Fans feierten die Nationalspielerinnen vier Tage nach dem grandiosen Sieg gegen Frankreich im Elfmeterschiessen schon vor dem Anpfiff. Ex-Bundestrainer Horst Hrubesch und Fussball-Legende Günter Netzer waren ebenfalls gekommen und plauderten im Stadionaufgang.

«Wenn sie heute gewinnen, werden sie Europameister», sagte Netzer über das deutsche Team. Auf der Tribüne sass auch Ann-Katrin Bergers 92 Jahre alter Opa Herbert. Dabei hatte dieser laut der Torhüterin eigentlich gesagt, er komme nur noch zum Finale.

Wück musste seine Elf zum wiederholten Male bei dieser EM mächtig umbauen. Mittelfeldlenkerin Sjoeke Nüsken fehlte wegen ihrer zweiten Gelben Karte. Sarai Linder plagt eine Kapselverletzung und ihre Defensiv-Kollegin Kathrin Hendrich ist nach ihrem viel beachteten Zopfziehen für ein Spiel gesperrt.

So lief der achtmalige Titelgewinner mit Carlotta Wamser als Giulia-Gwinn-Vertreterin auf der rechten Abwehrseite auf, während die etatmässige Kapitänin mit Knieschiene und als moralische Unterstützung erneut auf der Bank sass. Sara Däbritz, die letzte Verbliebene von den Europameisterinnen 2013, ersetzte Nüsken. Erstmals in der Startformation stand auch Sophia Kleinherne als Innenverteidigerin.

«Wir haben in Janina Minge eine defensive Sechs, die sich in die Abwehr fallen lassen kann. Wir wollen Spanien schon teilweise den Ball überlassen, wir wollen sie aber auch mürbe machen», erklärte Wück vorab in der ARD. «Für Sarah Däbritz hat ihre Ruhe am Ball gesprochen.»

In allen acht Spielen gegen Spanien zuvor war das DFB-Team ungeschlagen geblieben. In grossartiger Erinnerung blieb den deutschen Fans das Bronze-Spiel mit Hrubesch als Trainer bei Olympia 2024 – als Berger tief in der Nachspielzeit einen Elfmeter von Alexia Putellas parierte und den 1:0-Sieg rettete.

Dass all das im EM-Halbfinale 2025 keine Rolle mehr spielt, machten die Spanierinnen schnell klar. Das Team von Trainerin Montse Tomé ließ den Ball wie gewohnt laufen, die Deutschen hetzten hinterher. Noch bevor sich der Turnierfavorit die erste Chance erspielte, war nach einem weiten Abschlag Bergers plötzlich Klara Bühl durch. Ihr Flachschuss zischte am rechten Pfosten vorbei (8.).

Nach gut 20 Minuten hallten «Ann-Katrin Berger»-Rufe durch die Arena: Die Torfrau lenkte einen Schuss von Ester Gonzalez über die Latte. Ansonsten arbeiteten die deutschen Angreiferinnen, vor allem die in alle Richtungen ausschwärmende Jule Brand, eifrig nach hinten.

DFB-Team rettet sich gerade noch ohne Gegentor in die Kabine Spanien und Bonmatí eroberten aber immer öfter den gegnerischen Strafraum. Nach einem Eckball köpfte Kapitänin Irene Paredes an den Pfosten - Berger wäre machtlos gewesen (41.). Kurz darauf hielt die Torfrau vom US-Club Gotham FC einen Schuss ihrer Vereinskollegin Esther González. Gerade noch so rettete sich das Wück-Team ohne Gegentor in die Pause.

Nach wenigen Minuten im zweiten Durchgang musste sich Berger der heranstürmenden Ona Batlle entgegenwerfen und ging erst mal zu Boden. Als Bonmatí es mit einem Schlenzer versuchte, brachte gerade noch Kleinherne ein Bein dazwischen.

Bühls Freistoss landet fast im Tor Spaniens Führungstreffer lag in der Luft, doch erneut hatte Bühl die Chance zur Führung. Torfrau Cata Coll wehrte ihren Ball gerade noch mit den Füssen ab (63.). Wück brachte in Linda Dallmann noch eine offensive Mittelfeldakteurin, an den Offensivszenen der Deutschen blieb jedoch Bühl beteiligt. Bei einem Freistoß der Bayern-Stürmerin aus 21 Metern fehlten nur Zentimeter (85.) - da zuckten die Spanierinnen mächtig zusammen.

In der Nachspielzeit hätte Bühl erneut beinahe getroffen, aber auch den Nachschuss vergab Wamser. Zudem musste Kleinherne verletzt raus. Nach einem missglückten Befreiungsschlag der eingewechselten Sydney Lohmann zeigte Bonmati ihre ganze Klasse und narrte Berger mit einem Schuss aus spitzem Winkel ins kurze Eck.

Ganz schön queer, das Nationalteam aus Wales. Die Frauen-Mannschaft toppt bei der Fussball-EM alle anderen (MANNSCHAFT berichtete).

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