Affenpocken-Infizierte berichten: «Meine Unterhose war voll mit Blut»
Betroffene erzählen nach der Krankheit über ihre Symptome und Stigmatisierung
Wenn über Affenpocken gesprochen wird, geht dies oft mit einem Verweis auf Männer, die Sex mit Männern haben, als besondere Risikogruppe einher. Selten wird allerdings offen über die Symptome oder eine eventuelle Stigmatisierung gesprochen. Zwei Beiträge bei den Öffentlich-rechtlichen gehen dem nun nach.
«Meine Unterhose war voll mit Blut», berichtet Basti, der sich vor kurzem mit Affenpocken infiziert hatte, in einem Video der funk-Reihe «Reporter». Schon zuvor hatte er von seinen Erlebnissen auf seiner Instagram-Seite berichtet, um andere aufzuklären und damit vielleicht die Ansteckung anderer zu vermeiden.
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Er spricht offen über seine Symptome: vier Tage nach dem Sexualkontakt kamen die Pocken, dann Schwindelgefühle, geschwollenen Lymphknoten; letztlich folgten Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Unterdessen hätten sich die Pocken zu eitrigen Blasen und offenen Wunden entwickelt. «Ich hatte auch drei Wochen nach der Infektion noch Schmerzen. Ich hatte so krasse Schmerzen, dass ich im Bett lag und vor Schmerz weinen musste», sagt der Berliner.
Als er beim Notdienst telefonisch um Hilfe bat, wurde er abgewiesen. Grund sei dabei auch gewesen, dass einfach noch zu wenig über die Krankheit bekannt ist. Eine frustrierende Antwort, wie Basti konstatiert. Er hat eine kleine Selbsthilfegruppe im Internet mit anderen Betroffenen ins Leben gerufen und musste dabei feststellen, wie tabuisiert das Thema ist. «Die meisten haben noch nicht einmal ihren Freunden davon erzählt», sagt er.
Umso wichtiger sind Aufklärung und Kommunikation. Eine wichtige Anlaufstelle ist dahingehend der Checkpoint BLN, wo auch der Impfstoff gegen das Virus (MANNSCHAFT berichtete) verimpft wird. «Wir können den Leuten gerade keinen adäquaten Schutz anbieten», sagt der medizinische Leiter Christoph Weber, der aktuell noch sehr wenige Impfdosen zur Verfügung hat. Man wisse aktuell nur, dass die Übertragung über Haut-Haut-Kontakt stattfinde. «Je länger und intensiver der Kontakt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung. Aber das Virus ist nicht an einer sexuellen Identität oder Orientierung interessiert, sondern an seiner Weitervebreitung», stellt er klar.
In Berlin wurden bisher rund Zweidrittel der Affenpockenfälle in Deutschland registriert, viele davon traten bei MSM auf. Sven Lehmann, Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt, warnte zuletzt jedoch vor einer Stigmatisierung von schwulen und bisexuellen Männern. Es sei ein Trugschluss, dass sie an sich gefährdeter sind, sich mit Affenpocken zu infizieren (MANNSCHAFT berichtete).
Diesem Thema geht auch die funk-Reportage nach, ebenso, wie ein Beitrag des ZDF, der sich mit Hassbotschaften im Netz an Betroffene beschäftigt. Hier berichtet der Londoner Harun Tulunay von seinen Symptomen, dem elftägigen Aufenthalt im Krankenhaus und der anschliessenden zweiwöchigen Quarantäne. Der Brite ist ebenfalls offen mit seiner Erkrankung um gegangen, empfing jedoch zahlreiche Hassnachrichten. «Weil ich schwul bin, soll ich in der Hölle schmoren. Weil ich auch HIV-positiv bin, hätte ich meine Lektion nicht gelernt und die Affenpocken seien die Strafe Gottes», gibt er einen Einblick in die Instagram-Posts, die an ihn adressiert wurden.
Grossbritannien ist mit rund 3.000 Fällen eines der Länder mit den meisten Affenpocken-Infektionen, London ist ein Hotspot. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch zu einer «Notlage von internationaler Tragweite» erklärt (MANNSCHAFT berichtete).
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