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WHO: Affenpocken-Ausbruch ist internationale Notlage

98 Prozent der Betroffenen sind Männer, vor allem MSM

affenpocken
Mpox (Foto: CDC)

Dass die Affenpocken sich plötzlich ausbreiten, wo sie nie vorkamen, besorgt die WHO. Auch wenn sich die Krankheit schwerer verbreitet als das Coronavirus, zündet die WHO die höchste Alarmstufe.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Affenpocken-Ausbruch zu einer «Notlage von internationaler Tragweite» erklärt. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus rief damit am Samstag in Genf die höchste Alarmstufe aus, die die Organisation bei einer Gesundheitsbedrohung verhängen kann. Ein Ausschuss von unabhängigen Fachleuten hatte sich zuvor nicht auf einen Rat an die WHO einigen können, ob eine Notlage auszurufen sei. Mit Blick auf die inzwischen mehr als 16 000 bestätigten Fälle in 75 Ländern und Territorien mit bisher fünf Toten rief Tedros dennoch die Alarmstufe aus. «Das ist ein Aufruf, tätig zu werden», sagte WHO-Experte Mike Ryan an die Adresse der Regierungen.

Die Einstufung soll die Regierungen der Mitgliedsländer dazu bewegen, Massnahmen zu ergreifen, um den Ausbruch einzudämmen. Sie sollen Ärzte und Kliniken sensibilisieren, bei Verdachtsfällen Schutzmaßnahmen treffen und die Bevölkerung aufklären, wie sie sich vor einer Ansteckung schützen kann.

Die internationale Verbreitung der Krankheit ist äusserst ungewöhnlich. Bisher war sie im Wesentlichen auf sechs afrikanische Länder beschränkt. In Deutschland meldete das Robert Koch-Institut am Freitag knapp 2300 Fälle. Europa gilt laut WHO als die Weltregion mit einem besonders hohen Ansteckungsrisiko. Auch drei Monate nach dem Ausbruch seien 98 Prozent der Betroffenen Männer, so WHO-Expertin Rosamund Lewis. Aktuell konzentriere sich der Ausbruch auf Männer, die Sex mit Männern hätten – vor allem wenn sie viele Partner hätten. «Das bedeutet, dass dieser Ausbruch gestoppt werden kann – mit den richtigen Strategien in der richtigen Gruppe», sagte Tedros. Zugleich warnte die WHO vor einer Stigmatisierung dieser Gruppen.


Mindestens drei Impfstoffe scheinen sich laut WHO für eine schützende Injektion zu eignen.

Mit der Verbreitung der Affenpocken wächst international das Interesse an Impfstoffen. Mindestens drei Impfstoffe scheinen sich laut WHO für eine schützende Injektion zu eignen. Rund die Hälfte der aktuell betroffenen Länder habe bereits Zugang zu diesen Stoffen. Es stünden viele Millionen Dosen zur Verfügung, hiess es. «Wir haben die Werkzeuge», sagte Tedros. Allerdings sei das Ausmaß von deren Wirksamkeit noch nicht abschliessend klar, hiess es.

Auch den Ausbruch des Coronavirus Sars-CoV-2 hatte die WHO am 30. Januar 2020 als solche Notlage deklariert. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen sich nun bei Affenpocken auf dieselben Massnahmen wie bei der Corona-Pandemie einrichten müssen.

Während sich das Coronavirus durch Aerosole mit Virenpartikeln verbreitet, die Infizierte beim Atmen, Sprechen oder Husten ausstossen, erfolgen Infektionen mit Affenpocken nach derzeitigem Wissensstand gewöhnlich durch engen Körperkontakt.


Die WHO richtet je nach Krankheit bei Bedarf Notfallausschüsse ein, die mit jeweils anderen Fachleuten besetzt werden. Zur Zeit gilt neben der Notlage internationaler Tragweite wegen Corona seit 2020 auch eine Notlage wegen Polio-Ausbrüchen (seit 2014).

Abgeschlossene Notlagen waren der Ausbruch der Schweinegrippe H1N1 (2010), des Zika-Virus (2016) und von Ebola (2014-2016 und 2019). Die WHO hatte seinerzeit auch Notfallausschüsse wegen Mers-CoV (2013-2015) und wegen Gelbfieber (2016) einberufen. Die dazu konsultierten Fachleute kamen aber nicht zu dem Schluss, dass eine Notlage internationaler Tragweite erklärt werden sollte.


csd

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