Affenpocken: Community fordert Minister Rauch zum Handeln auf
Das Gesundheitsministerium habe aus Corona nichts gelernt, sagt etwa die HOSI Wien
Gesundheitsminister Johannes Rauch tue viel zu wenig, um die Verbreitung der Affenpocken aufzuhalten, so die HOSI Wien und SoHo. Bei der Information der Bevölkerung mache man dieselben Fehler wie bei Corona.
Infektionen mit den Affenpocken haben in den vergangenen Wochen stetig zugenommen und bereiten Vertreter*innen der Community grosse Sorgen. In New York rief die Gouverneurin deswegen den Notstand aus (MANNSCHAFT berichtete). Die Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien und die sozialdemokratische LGBTIQ-Organisation SoHo kritisieren das Gesundheitsministerium scharf. Es tue viel zu wenig, um die Verbreitung aufzuhalten, sagt Ann-Sophie Otte, Obfrau der HOSI Wien. «Das Gesundheitsministerium hat aus Corona nichts gelernt. Dafür ist Minister Johannes Rauch verantwortlich.»
Zum einen habe man nicht genug Impfungen bestellt. «Österreich hat sich der gemeinsamen Beschaffung über die EU angeschlossen und bekommt daraus gerade einmal 4400 Impfungen. Das ist kaum mehr als die Hälfte der 8000 Impfungen, die allein die Stadt Berlin bekommen wird», so Otte. Zusätzlich zur europäischen Beschaffung habe Deutschland eigenständig 100’000 Impfungen bestellt. Die Deutsche Aids-Hilfe forderte gar 1 Million Impfdosen (MANNSCHAFT berichtete).
Zum anderen kritisert die HOSI Wien die Kommunikation des Gesundheitsministeriums: «Es gibt keine umfassende Informationskampagne, die besonders gefährdete Menschen ausreichend erreichen könnte», sagt Otte. Die Informationen seien «wieder einmal nicht» in einfacher Sprache aufbereitet worden und auch nicht in den Sprachen der migrantischen Communitys übersetzt. «Ja, wie sollen sich Menschen denn schützen, wenn sie nicht einmal informiert werden, dass sie sich schützen sollten?»
Auch SoHo-Vorsitzender Mario Lindner kritisiert die niedrige Zahl der bestellten Impfdosen scharf. Konkret führe das dazu, dass von einer vorbeugenden Impfung für besondere Zielgruppen bis Ende des Jahres keine Rede sein könne.
Lindner, der als Gleichbehandlungssprecher der SPÖ im Nationalrat vor wenigen Wochen die erste parlamentarische Anfrage zum Kampf gegen Affenpocken eingebracht hat, sieht dringenden Handlungsbedarf seitens des Gesundheitsministers: «Jetzt ist weder die Zeit für Alarmismus und Panikmache noch für eine Bundesregierung, die wegschaut und die Lage ignoriert. Wir brauchen dringend mehr Impfdosen und eine nachvollziehbare, präventionsorientierte und ruhige Kommunikation seitens aller öffentlichen Stellen.»
Affenpocken würden für Betroffene nicht nur eine oft wochenlange und teils sehr schmerzhafte Erkrankung bringen, sondern bieten mit ihrer mehrwöchigen Quarantäne ein massives Risiko von Stigmatisierung. «Wir dürfen besonders die betroffenen Zielgruppen nicht im Regen stehen lassen», sagt Lindner. «Die Menschen in Österreich haben Aufklärung und Information verdient sowie – sofern sie das möchten – die Möglichkeit einer präventiven Pockenimpfung verdient.»
Der Portugiese Cristiano (Name der Redaktion geändert) schilderte gegenüber MANNSCHAFT seine Erkrankung mit den Affenpocken: «Die Pusteln waren schlimm, aber ich glaube, der höllische Schmerz in meinem Anus war das Schlimmste.»
Die HOSI Wien warnt in ihrer Medienmitteilung auch heterosexuelle Menschen davor, die Krankheit zu unterschätzen. Da ein enger Körperkontakt für eine Übertragung ausreichen könne, sollten alle aufmerksam sein und bei Symptomen schnell eine ärztliche Beratung aufsuchen.
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